Auch im Protest der Quotenkönig
Schauspieler Jan Josef Liefers (56) führt Videoinitiative an.
Es müssen erkenntnisreiche Stunden gewesen sein, die Jan Josef Liefers seit Donnerstagabend erlebte. Der in Dresden geborene Schauspieler wurde, wohl auch für ihn überraschend, zur Frontfigur einer Initiative, an der sich mehr als 50 prominente Film- und Fernsehdarsteller beteiligten. Was die künstlerischen, ironischen Clips werden sollten – Kritik an der Corona-Politik –, entglitt zum bemerkenswerten, öffentlichkeitswirksamen Debakel, von dem sich gestern zahlreiche beteiligte Schauspieler – darunter Ulrike Folkerts und Richy Müller – distanzierten, sie ließen ihre Videos entfernen. Zu laut der Vorwurf, hier zynisch agiert zu haben; zu groß der feierliche Zuspruch von Corona-Verweigerern, die sich bestätigt fühlen.
Liefers, der in seinem Beitrag gegen Medien und den Staat polemisierte, zog nicht zurück und stellte sich der aufgeflammten Diskussion. Der 56-Jährige, dem regelmäßig mehr als zehn Millionen TV-Zuschauer über die Schulter schauen, wenn er als Rechtsmediziner Dr. Boerne im „Tatort“aus Münster den flamboyanten Besserwisser gibt, legte noch nach: Ihm fehle es in der deutschen Corona-Politik an Transparenz, erklärte er in Interviews. Diesbezüglich entspricht der vierfache Familienvater Liefers seiner Paradefigur: Auch ein Dr. Boerne stellt sich jeder Diskussion, wobei es nicht zu seinen Stärken zählt, Fehler einzugestehen. Kleinlaut gab sich Liefers – Stiefbruder des „Tatort“-Kollegen Martin Brambach –, was die Form des Protestes betraf: Womöglich sei Ironie das falsche Mittel gewesen, um den Diskurs anzustoßen, erklärte der Schauspieler über die Initiative, die Wellen schlug und bei vielen aus der Schauspielbranche für Kopfschütteln sorgte.
An der Karriere von Liefers, die freilich weit über das „Tatort“-Universum hinausreicht, wird die Causa eher keinen Schaden hinterlassen. Was für ihn bleibt? Er ist wieder einmal der Quotenkönig – mit mehr als 1,2 Millionen Aufrufen hatte sein Video, natürlich, die meisten.