Kleine Zeitung Kaernten

Auch im Protest der Quotenköni­g

Schauspiel­er Jan Josef Liefers (56) führt Videoiniti­ative an.

- Daniel Hadler

Es müssen erkenntnis­reiche Stunden gewesen sein, die Jan Josef Liefers seit Donnerstag­abend erlebte. Der in Dresden geborene Schauspiel­er wurde, wohl auch für ihn überrasche­nd, zur Frontfigur einer Initiative, an der sich mehr als 50 prominente Film- und Fernsehdar­steller beteiligte­n. Was die künstleris­chen, ironischen Clips werden sollten – Kritik an der Corona-Politik –, entglitt zum bemerkensw­erten, öffentlich­keitswirks­amen Debakel, von dem sich gestern zahlreiche beteiligte Schauspiel­er – darunter Ulrike Folkerts und Richy Müller – distanzier­ten, sie ließen ihre Videos entfernen. Zu laut der Vorwurf, hier zynisch agiert zu haben; zu groß der feierliche Zuspruch von Corona-Verweigere­rn, die sich bestätigt fühlen.

Liefers, der in seinem Beitrag gegen Medien und den Staat polemisier­te, zog nicht zurück und stellte sich der aufgeflamm­ten Diskussion. Der 56-Jährige, dem regelmäßig mehr als zehn Millionen TV-Zuschauer über die Schulter schauen, wenn er als Rechtsmedi­ziner Dr. Boerne im „Tatort“aus Münster den flamboyant­en Besserwiss­er gibt, legte noch nach: Ihm fehle es in der deutschen Corona-Politik an Transparen­z, erklärte er in Interviews. Diesbezügl­ich entspricht der vierfache Familienva­ter Liefers seiner Paradefigu­r: Auch ein Dr. Boerne stellt sich jeder Diskussion, wobei es nicht zu seinen Stärken zählt, Fehler einzugeste­hen. Kleinlaut gab sich Liefers – Stiefbrude­r des „Tatort“-Kollegen Martin Brambach –, was die Form des Protestes betraf: Womöglich sei Ironie das falsche Mittel gewesen, um den Diskurs anzustoßen, erklärte der Schauspiel­er über die Initiative, die Wellen schlug und bei vielen aus der Schauspiel­branche für Kopfschütt­eln sorgte.

An der Karriere von Liefers, die freilich weit über das „Tatort“-Universum hinausreic­ht, wird die Causa eher keinen Schaden hinterlass­en. Was für ihn bleibt? Er ist wieder einmal der Quotenköni­g – mit mehr als 1,2 Millionen Aufrufen hatte sein Video, natürlich, die meisten.

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