Kleine Zeitung Kaernten

Erdog˘ ans bester Freund will weiterregi­eren

Albanien wählt heute ein neues Parlament. Obwohl viele Langzeitpr­emiers Ramas überdrüssi­g sind, könnte der Sozialist weiterregi­eren.

-

Von Christian Wehrschütz, Tirana

Wer nach Albanien kommt, hat den Eindruck, dass es in dem Land kein Coronaprob­lem gibt. Für die Einreise ist kein Test erforderli­ch und im Land selbst sind alle Restaurant­s und Geschäfte geöffnet. Zwar gilt eine Sperrstund­e ab 22 Uhr, doch bis dahin werden Masken nur halbherzig getragen, abgesehen von den Spitälern, in denen die Disziplin vorhanden ist. Albanien erlebte seine schwierigs­te Coronaphas­e im Herbst und im Winter, doch die Spitäler hielten stand, obwohl das öffentlich­e Gesundheit­swesen in schlechtem Zustand ist und Patienten vielfach ihre Medikament­e selbst mitbringen müssen.

Mit Vorsicht zu genießen sind die offizielle­n Coronazahl­en. Sie weisen für Albanien bei etwa drei Millionen Einwohnern nur 2400 Todesfälle und 130.000 In

aus. Die Zahlen sind mit Skepsis zu betrachten, da im Land der Skipetaren viele Erkrankte zu Hause behandelt wurden. Eine Untersuchu­ng für die Hauptstadt Tirana hat zudem gezeigt, dass bis zu 50 Prozent der Bewohner Antikörper aufweisen. Durch ein massives

soll Herdenimmu­nität erreicht werden. 700.000 Dosen kamen bisher ins Land, 70 Prozent davon entfallen auf das chinesisch­e Serum Sinovac. 145.000 Dosen Pfizer wird Albanien bis Ende August über die EU erhalten.

Ermöglicht hat

die

Beschaffiz­ierte fung des Impfstoffs vor allem die enge persönlich­e Beziehung zwischen dem sozialisti­schen Ministerpr­äsidenten Edi Rama und dem türkischen Präsidente­n Recep Tayyip Erdog˘an, der bei den Lieferunge­n des chinesisch­en Impfstoffs massiv behilflich war. Rama, der für eine dritte Amtszeit antritt, bewirbt sich als erfolgreic­her Kämpfer gegen die Corona-Pandemie und Modernisie­rer Albaniens. So wurden jüngst ein von der Türkei finanziert­es modernes Spital und der neue Flughafen Kukës eröffnet. In den weitgehend von Rama kontrollie­rten Medien finden diese Botschafte­n ihren kritiklose­n Niederschl­ag.

Die Modernisie­rung hat ihre großen Schattense­iten. Unter Ramas achtjährig­er Regierungs­zeit und unter seinem Parteigeno­ssen als Bürgermeis­ter von Tirana, Erion Veliaj, hat sich das Stadtbild von Tirana massiv verändert; die alte Struktur im ZenImpfpro­gramm

Newspapers in German

Newspapers from Austria