Schmerzvoller Kontrollverlust am Set
Ab Freitag im Kino zu sehen: „Der Rausch“von Thomas Vinterberg.
Von Oscars bis César, vom Europäischen Filmpreis bis zu den British Academy Film Awards: Der dänische Film „Druk“mit dem deutschen Titel „Der Rausch“reüssierte im letzten Jahr bei so gut wie jedem Anlass. Thomas Vinterbergs berauschendes Werk, das zwischen Alkoholismus-Sozialsatire und fein gezeichnetem Midlife-CrisisDrama changiert, erzählt von vier befreundeten frustrierten
Lehrern, die ein Trinkexperiment nach den nicht wissenschaftlichen Theorien des norwegischen Psychologen Finn Skårderud starten. Ihr Wunsch: endlich wieder motiviert vor ihre Schülerinnen und Schüler zu treten. Die Strategie: stets einen Spiegel von 0,5 Promille zu halten. Anfangs ist den krisengebeutelten Männern (Mads Mikkelsen, Thomas Bo Larsen, Magnus Millang und Lars Ranthe) der Erfolg gewiss.
Am Freitag startet der preisgekrönte Streifen nach diversen Verschiebungen nun endlich in den Kinos. Die persönliche Geschichte des Filmemachers hinter der langen Liste an Preisen berührt: Eigentlich hätte Vinterbergs Tochter Ida sich in „Der Rausch“als Schauspielerin vorstellen sollen. Wenige Tage nach Drehbeginn starb die 19-Jährige bei einem Autounfall. Viele ihrer Kolleginnen und Kollegen wirken mit, gedreht wurde an ihrer Schule.
Als der 51-Jährige den Oscar für den besten internationalen Film entgegennahm, sagte er unter Tränen, es gehe in der Tragikomödie darum, „die Kontrolle über sein Leben zu verlieren“und all das, während er die Kontrolle über seines verloren hatte. Sein Nachsatz: „Ida, du bist ein Teil dieses Wunders.“Vinterbergs Filme sind stets wie Stachel in den Wunden der Gesellschaft: Mit dem Missbrauchsdrama „Das Fest“wurde der Dogma-Regisseur 1995 weltberühmt, in „Die Jagd“skizzierte er die Folgen eines falschen Pädophilie-Verdachts und in „Der Rausch“beschreibt er den seltsamen Umgang der Skandinavier mit Alkohol und Komasaufen. Wieder dabei: Mads Mikkelsen. Noch niemals so furios wie dieses Mal.