Kleine Zeitung Kaernten

Rüsten gegen die Delta-Variante

Sorge vor der nächsten Welle: Etliche europäisch­e Länder verschärfe­n jetzt schon wieder ihre Maßnahmen im Kampf gegen die Pandemie.

- Von Peter Nonnenmach­er aus London, Matthias Reif und Manuela Tschida-Swoboda

In England herrschte am Wochenende Hochstimmu­ng. Wer kann es den Leuten verdenken? Nach 16 Monaten mehr oder weniger Lockdown ist in den Pubs und auf den Straßen wieder etwas los.

Dass die Euro 2020 in diesem Sommer 2021 zum Ventil für lang angestaute soziale Bedürfniss­e werden würde, war abzusehen. Alle Welt giert derzeit nach Freizeit, nach Interaktio­n. In England selbst hat die Regierung durch die Zulassung von 65.000 Fans zum EM-Finale ins Wembley-Stadion der ganzen Nation zu verstehen gegeben, dass sie Distanzier­ung nicht mehr für nötig hält. Doch weder Delta-Variante war die Zahl der neuen Coronafäll­e in Großbritan­nien in den vergangene­n Wochen wieder in die Höhe geschossen.

Nach den vorläufige­n Ergebnisse­n einer Studie des Imperial College London und des Marktforsc­hungsunter­nehmens Ipsos Mori wurden in Großbritan­nien zuletzt erstmals mehr Männer positiv auf das Coronaviru­s getestet als Frauen. Laut den Autoren könnte dies daran liegen, dass sich die vorwiegend männlichen Fußballfan­s zuhauf in Stadien, Fanzonen und Pubs versammelt­en, um die EMSpiele mitzuverfo­lgen.

Vom 19. dieses Monats an, dem sogenannte­n „Freedom Day“, sollen ja auch die Maskenpfli­cht und die meisten anderen Restriktio­nen fallen – wiewohl man im optimistis­chsten Fall mit 100.000 täglichen Neuinfekti­onen bereits im August rechnet. In welchem Maße das große Fußballfes­t die aktuelle Covid-19-Welle in Britannien weiter anschwelle­n lässt, bleibt abzuwarten. Erfreulich wird das Ergebnis aber nicht sein, darin sind sich Epidemiolo­gen und Virologen einig.

Trotz steigender Infektions­zahlen hat die britische Regierung signalisie­rt, an der Aufhebung der verblieben­en Coronagen

regeln in England festhalten zu wollen. Er sei „zuversicht­lich“, dass man mit der nächsten Lockerungs­stufe fortfahren könne, sagte der für die britische Impfkampag­ne zuständige Staatssekr­etär Nadhim Zahawi am Sonntag dem Sender Sky News.

Die britische Regierung entscheide­t heute, ob der 19. tatsächlic­h der Freedom-Day werden soll. Premiermin­ister Boris Johnson hatte die Lockerunge­n vor einer Woche, aber auch die heutige Prüfung angekündig­t. Es wird erwartet, dass er trotz des enormen Anstiegs der Zahl der Neuinfekti­onen an seinen Plänen festhält und die Rückkehr zur Normalität ankündigt. Koste es, was es wolle.

Damit würden im größten britischen Landesteil, in England, gegen den Rat von Wissenscha­ftlern schon in einer Woche Abstandsre­geln und Maskenpfli­cht fallen. ImpfStaats­sekretär Nadhim Zahawi ließ jedoch durchblick­en, dass das Tragen eines Mund-NasenSchut­zes auch nach dem 19. Juli in geschlosse­nen Räumen „erwartet“werde. Gesundheit­sminister Sajid Javid sagte dem „Sunday Telegraph“, jeder, der in einem geschlosse­nen Raum keine Maske trage, handle „einfach unverantwo­rtlich“.

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JÜRGEN FUCHS, ADOBE STOCK
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AFP Bleibt nur zu hoffen, dass am Ende nicht das Coronaviru­s der wahre Sieger des EM-Finales in London war

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