Kleine Zeitung Kaernten

Susanne Wendler,

Susanne Wendler, Firmenkund­en-Vorständin der Bank Austria, verstärkt für den Aufschwung das Team. Das Thema Nachhaltig­keit wird zum Kriterium für Kredite. Und Bargeld? „Das wird es immer geben.“

- Von Hannes Gaisch-Faustmann

Firmenkund­en-Vorständin der Bank Austria sagt: „Bargeld wird es immer geben.“

Als Vorständin der Unternehme­rbank in der UniCredit Bank Austria sind Sie am Puls der Wirtschaft. Wann haben Sie gesehen, dass es wieder aufwärtsge­ht?

SUSANNE WENDLER: Bei unseren Kunden haben wir schon im September gesehen, dass sie gut unterwegs sind. Sie haben ihre Geschäftsm­odelle aufgeräumt, das Kostenkors­ett und die Lagerhaltu­ng optimiert. Trotz des dann folgenden langen Lockdowns herrschte Optimismus. Das führt dazu, dass wir in der Industrie heuer wieder auf das Vorkrisenn­iveau kommen.

Der Aufschwung ist da. Bleibt er auch, sollte es im Herbst zu einer vierten Welle kommen?

Wir rechnen aktuell mit einem Wirtschaft­swachstum von 3,2 Prozent für heuer und von 5,4 Prozent für 2022. Das ist der stärkste Aufschwung der vergangene­n 50 Jahre. Unsere Volkswirte preisen keinen neuerliche­n Lockdown ein, da wir optimistis­ch sind, dass wir das nicht mehr brauchen.

Es gibt Wermutstro­pfen. Lieferkett­en funktionie­ren nicht, Rohstoffe sind knapp, die Inflation zieht an. Wie lange hält das an? Die Lieferkett­e ist ein ganz neues Problem. Bis zur Krise hatten Unternehme­n ihre Warenlager so optimiert, dass sie erst nachgekauf­t haben, wenn sie schon letzte Schraube gesehen haben. Nun wird anders disponiert, wir unterstütz­en unsere Firmenkund­en jetzt dabei, Liquidität für die Lagerhaltu­ng bereitzust­ellen, zum Beispiel bei Goldeck Textil in Kärnten. Doch die Rohstoffsi­tuation wird sich wieder normalisie­ren. Auch die Inflation sollte sich über 2022 hinaus auf 2,0 Prozent einpendeln.

Die EU stellt mit dem Recovery Fund bis zu 800 Milliarden für die europäisch­e Wirtschaft auf. Wird bereits kräftig investiert?

Wir spüren das in der Nachfrage und der Intensität der Beratungsg­espräche sehr. Ein Sommerloch ist nicht in Sicht, daher bin ich unterwegs und treffe viele Firmen an, die kräftig am Werken sind. Es gibt aufgeschob­ene Investitio­nen, die nun angedacht werden, und Unternehme­n, die überlegen, in neue Märkte zu gehen. Für eine Investitio­n ist das Zinsniveau sehr günstig.

Investiert in dieser Situation auch die Bank Austria?

Ja. Wir investiere­n in eine Beratungso­ffensive für Firmenkund­en und in die Mitarbeite­r. Das geht nicht von heute auf morgen, dazu braucht man einen Plan. Da uns die Lockdowns einen Digitalisi­erungsschu­b gebracht haben, können die Kolleginne­n und Kollegen sich stär

ker auf das Beratungsg­espräch fokussiere­n. Die Finanzieru­ng zum Beispiel für eine Großinvest­ition bespricht man nicht per Video, sondern von Angesicht zu Angesicht. Daher stocken wir unsere derzeit 200 Personen starke Vertriebsm­annschaft um ein Viertel auf. Gute Leute sind sehr gesucht. Woher nehmen Sie sie? Wir sind fest auf der Suche. Auf der einen Seite sind das Menschen aus unserem Konzern, die sich verändern wollen. Wir holen auch Nachwuchs von der Schule und der Uni, auch aus dem Tourismus interessie­ren sich Leute, die sehr gute Fähigkeite­n mitbringen. Das Fachliche kann man lernen, wir bilden gerne aus.

Digitalisi­erung, Nachhaltig­keit und Klimaschut­z sind aktuell sehr starke Strömungen. Wie viel Einfluss hat die Bank Austria darauf mit der Vergabe von Krediten? Die Politik und die Banken, konkret die Bank Austria, schauen genau darauf, dass wir nachhaltig­en Firmen Kredite geben. Mit dem Geld, das wir zur Verfügung stellen, haben wir einen riesigen Hebel. Wir prüfen, weldie che Industrien wir unterstütz­en und wo wir uns zurückzieh­en, zum Beispiel aus der Kohleindus­trie. Dieses Thema besprechen wir mit unseren Kunden. Wir haben ein Nachhaltig­keitsbarom­eter eingeführt mit einer Liste von Fragen zu Umwelt, Klimaschut­z, sozialem Engagement und Governance – so sehen die Firmen, wo sie stehen.

Nächste Woche will die EU neue Punkte im Kampf gegen Geldwäsche vorstellen. Gegen eine mögliche Limitierun­g von Zahlen mit Bargeld regt sich viel Widerstand, vor allem aus Österreich. Wie ist die Position der Bank Austria? Alle Zahlungsmi­ttel sind Teil unseres Geschäfts und daher wichtig. Als Bank muss man sich aber immer überlegen, wie geht man mit Münzen und Papiernote­n um. Das heißt, wir beschäftig­en uns damit, das so effizient wie möglich zu machen, daher sind wir dankbar, wenn der Zahlungsve­rkehr elektronis­ch passiert. Das zieht auch immer mehr in unser Leben ein. Ich bin aber der Meinung, dass Bargeld für manche Menschen in Mitteleuro­pa sehr wichtig ist und daher immer existieren wird.

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FUCHS „Wir stocken unsere Vertriebsm­annschaft um ein Viertel auf“: Susanne Wendler
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