Und wer betreut Ihre Kinder?
Der Kanzler wird nicht in Karenz gehen. Womit wir wissen: Zumindest eine Frage dürfte nicht mehr sexistisch sein.
Wie viele Politikerinnen haben sich über die Frage, wie sie ihre Kinder betreuen, maßlos geärgert? Nein, nicht wegen der Frage, sondern weil sie Regierungschefs und Ministern nie gestellt wurde. Aber wann war das? Die deutsche Vizekanzlerkandidatin Annalena Baerbock, die derzeit an vielen Fronten Abwehrkämpfe austragen muss, braucht jedenfalls einen Stehsatz nicht mehr bemühen: „Einen Mann hätten Sie das nicht gefragt.“Oder: „Bei einem Mann ist Kleidung kein Thema, warum fragen Sie mich?“
Seit die 40-jährige Spitzenkandidatin der Grünen ist, werden zwar Blumenkleider, Lebenslauf und kopierte Passagen ihres Buches unter die Lupe genommen, aber in gleicher Weise die Anzüge des CDU-Kandidaten Armin Laschet. „Sexistisch“stufen manche allerdings die Frage nach der Betreuung ihrer Kinder ein. Was soll aber daran sexistisch sein, wenn sie auch Männern wie unserem Kanzler gestellt wird? Ob aber Sneakers und ein zu großes Kostüm einer Frau Ministerin Mückstein bei der Angelobung in Medien thematisiert worden wären? Sneakers ja, zu großes Kostüm nein. Wer setzt sich heute noch dem Vorwurf aus, Frauen auf Äußeres zu reduzieren. Und wenn dann im Doppelpass. Da wird analysiert, dass Baerbock auf männliche Dresscodes verzichtet, weil Anzüge als Machtdemonstration gewertet würden. Sie setzte bewusst auf Blümchenkleider. Im Gegensatz zu Laschet, der sich nicht nur sagen lassen muss, die Rolle als kleiner Sohn von Merkel werde nicht reichen, sondern auch, dass er vom Anzug bis zur randlosen Brille zeige: alles austauschbar. Ob das auch sexistisch ist? Alles kein Thema, weil Kompetenz zählen sollte? Sneakers, Blümchen, Kinder, Kanzler-Hochzeit werden immer eines sein. Weil nicht nur Köpfe, sondern Menschen gewählt werden.