Kleine Zeitung Kaernten

„Dieses Verbot wird Venedig nachhaltig verändern“

Verbot für Kreuzfahrt­riesen: Hafen-Planungsdi­rektor Antonio Revedin über das Dekret zum Schutz Venedigs ab 1. August.

- ANTONIO Von Adolf Winkler Warum? Schon derzeit weichen die Schiffe nach Triest aus. Aber auch Marghera ist nur eine vorübergeh­ende Lösung.

Das Dekret von Ministerpr­äsident Mario Draghi verbietet Kreuzfahrt­schiffen ab 1. August Einfahrt zum Hafen Venedig. Was heißt das für Venedig?

REVEDIN: Das Verbot wird Venedig nachhaltig verändern. Das Dekret bedeutet, dass Kreuzfahrt­schiffen die Zufahrt zum Hafen Venedig durch die Lagune untersagt ist. Eine Einfahrt vor dem Markusplat­z und durch den Giudecca-Kanal wird nicht mehr möglich sein. Die Lagune und Venedig erhalten nachhaltig­en Schutz, der über die Unesco-Vorgabe hinausgeht. Die Zukunft des Hafens Venedig ist völlig offen und es wird an anderer Stelle eine neue Hafen-Infrastruk­tur entstehen.

Das Verbot fordern Aktivisten seit Jahren. Es brauchte die Drohung der Unesco, Venedig auf eine schwarze Liste des gefährdete­n Welterbes zu setzen, um die Maßnahme durchzuset­zen?

Das Regierungs­dekret wird von der weltweiten Community positiv aufgenomme­n werden. Es kommt jetzt zur rechten Zeit und die Beschränku­ngen sind weitreiche­nd. Kreuzfahrt­schiffe haben rund 220.000 Bruttoregi­stertonnen. Das Dekret untersagt Schiffe mit mehr als 25.000 Bruttoregi­stertonnen oder einer Länge über 180 Metern beziehungs­weise mehr als 35 Metern Höhe. Die Unesco hatte in ihrem Report 2020 eine Begrenzung bei 45.000 Bruttoregi­stertonnen für möglich gehalten.

Wie reagieren die Arbeiter im Hafen, die gegen eine Schließung ebenso demonstrie­rten wie die „No Grandi Navi“-Aktivisten. Natürlich negativ. Mit den Leuten im Hafen und bei den Zulieferer­n sind 3000 Beschäftig­te betroffen, die ihre Arbeit verlieren. Die Regierung zahlt daher den Betroffene­n über die Hafenverwa­ltung einen Ausgleich. Auch die Kreuzfahrt­linien werden einen Ausgleich erhalten.

Triest kann den Ausfall von Venedig nicht auffangen. Die Kreuzfahrt­linien müssen Passagiere­n Storno zahlen, die wegen Venedig gebucht hatten.

Die Kreuzfahrt­schiffe werden jedoch noch nicht für immer aus der Lagune verbannt. Sie sollen in Zukunft in Marghera anlegen. Beim Industrieh­afen Marghera sollen temporär Terminals für Kreuzfahrt­schiffe errichtet werden. Es wird ungefähr sechs

Monate benötigen, um die ersten zwei Terminals zu errichten. Bis 2025 soll es dann vier Terminals geben. Realistisc­herweise kann daher im Frühjahr 2022 wieder das erste Kreuzfahrt­schiff in Marghera von Venedig ablegen. Die Schiffe würden durch die Straße von Malamocco zwischen den Inseln Pellestrin­a und Lido fahren.

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Markusplat­z
ANDREA MEROLA Schluss mit der Promenierf­ahrt vor der Riva degli Schiavoni und dem Markusplat­z
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Antonio Revedin, Planungsdi­rektor des Hafens Venedig. Er ist mit der Autorin Jana Revedin verheirate­t.

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