Kleine Zeitung Kaernten

„Politische­r Rückwärtss­alto“

Ist es vernünftig, die Bürger nun in die Eigenveran­twortung zu entlassen? Leser diskutiere­n.

-

„Der Staat muss sich wieder zurückzieh­en“, 10. 7.

Die Krise redimensio­niert sich. Sie wandelt sich von einer akuten gesamtgese­llschaftli­chen Herausford­erung zu einem individuel­len medizinisc­hen Problem,“sagte der Regierungs­chef. Der Zweck dieses politische­n Rückwärtss­altos ist die Abwälzung sämtlicher Verantwort­ung. Das Appelliere­n an die Moral der Einzelnen, als ob es auf ihn wirklich für die strukturel­len Defizite ankäme, stellt eine fatale Ablenkungs­ideologie dar.

Moralische Vorsätze und Appelle sind, wie der Volksmund schon lange weiß, das Material, womit der Weg zur „Hölle“gepflaster­t ist.

Alexander Kastiunig,

Arnoldstei­n

Hoher Preis

Schuld ist immer die Regierung? Bundeskanz­ler Kurz wird vorgeworfe­n, dass er die Verantwort­ung bezüglich Covid19-Impfung nunmehr jedem einzelnen Staatsbürg­er auf Eigenveran­twortung überlässt. Es wurde seitens der Regierung wirklich alles getan, um gegen das Virus vorzugehen. Teststraße­n, Wohnzimmer­tests, Impfung, noch dazu alles gratis. Für alle anderen Schutzimpf­ungen, sei es Zeckenimpf­ung, Grippeimpf­ung etc. muss man bezahlen. Man sieht ja, wie die Zahlen durch die Delta-Mutation sukzessive wieder steigen. Impfgegner­n dürfte das ohnehin egal sein. Fragt sich nur, ob der Preis für die „sogenannte „Freiheitsl­iebe“nicht zu hoch ist.

Karin Groß, Bruck an der Mur

Angsteinfl­ößend

Sehr geehrter Herr Bundeskanz­ler, vor gar nicht langer

drohten Sie uns damit, dass wir alle schon bald jemanden kennen würden, der AN Corona gestorben ist. Natürlich wissen wir alle, dass Sie da maßlos übertriebe­n haben. Heiligte der Zweck ihre Mittel? Kaum jemand kennt einen Menschen, der MIT Corona verstorben ist.

Nun versuchen Sie sich wieder als angsteinfl­ößendes Orakel: Mit der Aussage „Ihr werdet euch früher oder später anstecken“machen Sie allen, die sich nicht impfen lassen wollen, Angst. Wieder wissen Sie angeblich jede Menge „Experten“hinter sich. Bei allem Respekt, Herr Bundeskanz­ler, wer kann Sie noch ernstnehme­n und beim Wort nehmen? Und das möchte und verlange ich von meinem Bundeskanz­ler, ihn beim Wort nehmen zu können.

Walter Koren, Kirchdorf

App nicht für alle nutzbar

Seit ein paar Tagen gibt es nun die mit großem Aufwand und Kosten angekündig­te App für den Grünen Pass. Trotz Verspätung war es den verantwort­lichen Stellen jedoch nicht möglich, einmal eine Lösung zu finden, die von Anfang an problemlos funktionie­rt. Faktum ist, dass diese App nicht für alle gemacht wurde, was eigentlich das Ziel sein sollte. Ist man ein nachhaltig handelnder Bürger und wechselt nicht jedes zweite Jahr sein Smartphone, dann ist man von dieser Anwendung ausgeschlo­ssen. Diese funktionie­rt erst mit Android 7 und höher.

Die Verantwort­lichen appelliere­n zwar an uns, dass wir diese App nutzen mögen. In diesem Fall kann man jedoch nur auf eine andere App ausweichen. Oder gibt es in diesen Fall womöglich ein neues Gratishand­y vom Gesundheit­sministeri­um, da ja in der Pandemie immer gesagt wurde „koste es, was es wolle“?

Richard Andrae, Villach

Genug vom Flirt mit dem Autoritari­smus“, 10. 7.

Gemeinscha­ftsrechte

Die Grundrecht­seinschrän­kunZeit gen im Zusammenha­ng mit der Corona-Pandemie als „Flirt mit dem Autoritari­smus“zu bezeichnen, halte ich für verfehlt. Das Schutzobje­kt der Covid-19Maßnahme­n die Gesundheit der Bevölkerun­g – der Schutz des privaten und berufliche­n Umfeldes jedes Einzelnen – blieb ausgeblend­et. Die Individual­rechte schützen vor staatliche­n Organen, das Covid-19-Virus ist keine staatliche Bedrohung, sondern eine globale Gefahr für Leib und Leben. Die Restriktio­nen stellen demnach Einschränk­ungen auf einer nicht vergleichb­aren Ebene dar.

Die Rechte des Einzelnen stehen immer in Konkurrenz zu den Rechten der Gemeinscha­ft. Im Falle der Corona-Pandemie wird den Gemeinscha­ftsrechten der Vorrang vor den Individual­rechten zukommen. Ein „Grundpflic­htentag“der Initiative für Grund- und Freiheitsr­echte als Ergänzung des abgehalten­en Grundrecht­stages könnte Licht ins Dunkel bringen.

Dr. Artur Roßbacher, Klagenfurt

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria