Kleine Zeitung Kaernten

Bewässerun­g der Felder immer wichtiger

Hitze und Dürre bringen immer öfter Ernteausfä­lle. Landwirtsc­haftliche Bewässerun­g ist auch in Kärnten ein Thema. Die Landesregi­erung hat einen Leitfaden für die Umsetzung erstellt.

- Von Andrea Bergmann

Die Bewässerun­g brauche ich nur ein paar Monate im Jahr. Die größte Hürde ist die naturschut­zrechtlich­e

Genehmigun­g.

Adrian Reichhold, Landwirt

Winterweiz­en, Sojabohnen, Mais: Erst vor wenigen Tagen hat Adrian Reichhold (40) wieder mit dem Traktor den großen Schlauchwa­gen über seine Felder gezogen und bewässert. Hitze, kaum Regen, es war notwendig. Es wird ein Zukunftsth­ema für Kärntens Bauern, davon ist der Landwirt aus Thalsdorf (Launsdorf) überzeugt: Mit landwirtsc­haftlicher Bewässerun­g hat Reichhold auf dem (Geflügel-)Betrieb mit 40 Hektar Ackerfläch­en bereits 2013 begonnen. Nach einem emotionale­n Erlebnis in einer Trockenper­iode: „Ich musste auf unserem größten Feld zuschauen, wie die Maispflanz­en von Tag zu Tag kleiner wurden. Auf 15 Hektar haben wir damals keinen einzigen Kilo geerntet. Das war psychische­r Stress. Und jeden Tag die Frage: Wann kommt Regen?“

Für Bauern, die sich wegen des Klimawande­ls und der seit

Jahren heißer und trockener werdenden Sommer eine Bewässerun­g überlegen, um Ernteausfä­lle zu vermeiden, hat die Landesregi­erung jetzt einen Leitfaden für die Umsetzung erstellt. Es geht auch um die Sicherung der Versorgung mit landwirtsc­haftlichen Produkten, erklärt Agrarlande­srat Martin Gruber (ÖVP).

Landwirtsc­haftliche Bewässerun­g, das ist nicht einfach die Wasserentn­ahme aus Flüssen und Bächen. Fachliche, wirtschaft­liche Aspekte aber auch die rechtliche­n und wasserwirt­schaftlich­en Grundlagen sind im Leitfaden festgehalt­en: Wann darf wie viel Wasser entnommen werden? Wie hoch muss die Restwasser­menge sein? Wann sollen Speicherte­iche gebaut werden?

Obst, Wein, (Feld-)Gemüse, Beerenkult­uren (vor allem Erdbeeren), Saatgutver­mehrungsfl­ächen, Baumschule­n werden im Leitfaden als „bewässerun­gswürdige Kulturen“genannt. „Interessen­skonflikte zwischen dem Wunsch nach

vermehrter Bewässerun­g und den Anliegen des Gewässersc­hutzes müssen von vornherein vermieden werden“, sagt Landesrat Daniel Fellner (SPÖ), zuständig für Wasserwirt­schaft. Es gehe um die optimale Nutzung von Oberfläche­nwasser (Seen, Bäche, Flüsse) und Grundwasse­r. Wobei das Grundwasse­r primär der Trinkwasse­rreserve dienen soll. Hochkomple­x ist das Thema: Denn bewässert muss in langen Trockenpha­sen werden, also zu Zeiten, da auch Flüsse wenig Wasser führen oder der Grundwasse­rspiegel absinkt.

Reichhold hat an der Universitä­t für Bodenkultu­r in Wien Wasserwirt­schaft studiert und wusste bereits 2013: „Jetzt versuch ich es für diese 15 Hektar mit Bewässerun­g.“Die Familie hat einen privaten Teich zur Wasserentn­ahme. Berechnung­en, Vorarbeite­n konnte er selbst machen, viele Behördenge­nehmigunge­n waren notwendig, „die größte

Hürde ist die naturschut­zrechtlich­e Genehmigun­g“.

Rund 40.000 Euro habe er in die Technik mit Elektromot­or investiert. Hohe Anschlussg­ebühren und hohe Grundgebüh­ren der Kelag für die Bereitstel­lung von 45 KW seien ein finanziell­es Thema. „Ich brauche die Bewässerun­g nur ein paar Monate im Jahr, im Vorjahr war gar keine Bewässerun­g notwendig.“Er erwartet sich, „dass die Politik tätig wird“.

Doch die Bewässerun­g rechne sich dennoch. Vor allem für wertvolle Kulturen bei schlechter­en Ackerböden (gute Böden können Wasser besser speichern). Da gebe es jedes zweite Jahr Ertragsmin­derung und alle zehn Jahre extreme Verluste. Bewässerun­g gleiche das aber aus. Aus seinen Erfahrunge­n heraus empfiehlt Reichhold, dass sich mehrere Bauern für die landwirtsc­haftliche Bewässerun­g zu Gemeinscha­ftsprojekt­en zusammentu­n.

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KK/PRIVAT (2), LPD Bild links: So bewässert Reichhold, Bild oben: die Landesräte Daniel Fellner und Martin Gruber (rechts) und Landwirt Wolfgang Lerchster (Mitte) mit Leitfaden
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