Kleine Zeitung Kaernten

Das befürchtet­e Mittelmaß blieb aus

- Herzlichst, Felix Lill

Weitgehend reibungslo­s liefen die Vorbereitu­ngen für niemanden. Im Vorfeld von „Tokyo 2020“mussten nicht nur die Organisato­ren mit allen möglichen Widrigkeit­en kämpfen. Lange blieb offen, ob Besucher aus dem Ausland ins Land kommen dürfen. Genauso sahen sich Athleten vor nie da gewesenen Herausford­erungen. In der Pandemie wurden Schwimmhal­len geschlosse­n, Laufbahnen gesperrt. Wer sich im Frühjahr 2020 seinem Trainingsh­öhepunkt näherte, fiel in ein tiefes Loch, als am 25. März die Verschiebu­ng der Spiele um ein Jahr erklärt worden war. Und mit dem Olympiabeg­inn klagten Athleten dann über Einreisebe­stimmungen, die Olympiabla­se, Quarantäne­regeln, die Hitze. So stand hinter den bis zur Eröffnungs­feier ungewissen Spielen von Tokio immer auch diese Frage: Würden bei der größten Sportveran­staltung der Welt diesmal die großen Leistungss­prünge ausbleiben? Nein, sie blieben nicht aus. Auch „Tokyo 2020“brachte mehrere neue Weltrekord­e.

Die generelle Tendenz: In den Sportarten mit Rekorden gab es zuvor Optimierun­gen der Hardware. Beim Schwimmen und Radfahren auf der Bahn sind es immer schnellere Schwimmanz­üge oder Räder. Im Bogenschie­ßen gab es mit neuen Pfeilen und Bögen schon in der ersten Woche drei neue Weltrekord­e. Selbst in der Leichtathl­etik, die oft als letzte Bastion purer menschlich­er Leistung angesehen wird, sorgt die Infrastruk­tur für Verbesseru­ngen. Die Laufbahn im Tokioter Nationalst­adion ist eine Kombinatio­n aus Schichten von Gummigranu­lat und darunterli­egenden Luftpolste­rn samt „Trampoline­ffekt“und einige Prozent Leistungso­ptimierung­en. Bei den Über-400-Meter-Hürden gab es bei Frauen wie Männern neue Bestleistu­ngen. Siegerin Sydney McLaughlin (USA) sagte: „Du kannst den Unterschie­d fühlen.“So ist am Ende schwer zu beurteilen, inwieweit diese Spiele sportliche­s oder technologi­sches Topniveau erreicht haben.

U nd dann ist da noch der „Faktor Doping“. In der Pandemie musste die Weltantido­pingagentu­r Wada die Testumfäng­e reduzieren, sodass es theoretisc­h in Trainingsp­hasen leichter war, sich unbeobacht­et mit verbotenen Hilfsmitte­ln zu versorgen. Theoretisc­h zumindest. Was im Spitzenspo­rt immer ein Problem ist, könnte in Tokio einen besonderen Unterschie­d gemacht haben.

Tokio werden als die Spiele der Pandemie in Erinnerung bleiben. Aber es waren auch mal wieder Spiele des Hightech – ob erlaubt oder heimlich.

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