Kleine Zeitung Kaernten

Auf den Punkt gebracht

Zum heutigen Ende der Olympische­n Spiele in Tokio ein Blick auf Japans derzeit berühmtest­e Künstlerin Yayoi Kusama. Die Arbeiten der 92-Jährigen sind präsent wie nie zuvor, nicht zuletzt durch Instagram.

- Yayoi Kusama Insofern ist es stimmig,

im Berliner Gropius-Bau besucht hat, fand sich gleich eingangs in einem Wald aus pinken Tentakeln wieder, die mit ihren ikonischen Polka Dots, also Punkten, übersät sind. Nicht auszudenke­n, es hätte hier ein Fotoverbot gegeben.

Rein oberflächl­ich betrachtet, ist ihre Kunst spektakulä­r. Wer um den Motor ihres Tuns weiß, der sieht sie noch einmal mit ganz anderen Augen. Kusama wurde

in Japan geboren, das Land war damals ein Militärsta­at, dazu kam ein sehr strenges Elternhaus. Schon als Kind litt sie unter Halluzinat­ionen und Angstzustä­nden – und machte auch nie einen Hehl daraus. Ganz im Gegensatz zur japanische­n Gesellscha­ft, die damals wie heute Privates und Persönlich­es nicht nach außen trägt, ist die Kunst der 92-Jährigen nichts anderes als ihr Innerstes, das sie nach außen stülpt. Beve

wurde am

22. März 1929 in Matsumoto (Japan) geboren. Ab 1948 Ausbildung an der Kyoto School of Arts and Crafts. Ab 1957 lebte sie in New York, wo sie ihren künstleris­chen Durchbruch feierte. 1977 Rückkehr nach Japan. Seitdem rege Ausstellun­gstätigkei­t weltweit.

sonders eindringli­ch sind besagte Polka Dots, die sich – als Halluzinat­ionen in ihrem Kopf beginnend – über Räume, Menschen und Objekte ergießen.

Ende der 1950er zieht Kusama nach New York, lebt dort unter widrigsten Umständen, geht mit ihren Bildern von Kunstraum zu Kunstraum hausieren und muss zwischendu­rch immer wieder in psychiatri­sche Behandlung. Die Kunst ist ihr Ventil und Pflaster: Körperlich­1929 keit, Sexualität und ihr schwierige­s Verhältnis zu Letzterem ziehen sich durch ihre Kunst. In den 1960ern trifft sie mit ihren Nackt-Happenings und ihren Protesten gegen Homophobie und für Frieden einen Nerv bei der Hippiebewe­gung. Sie macht Mode, ein eigenes Magazin und weiß schon sehr früh um Selbstmark­eting und richtige Vermarktun­g ihrer Kunst.

dass viele ihrer Werke auch Jahrzehnte nach ihrer Entstehung den Nerv einer Gesellscha­ft treffen, die die Selbstverm­arktung zelebriert. Besonders beliebt bei Instagramm­ern sind ihre „Infinity Mirror Rooms“, die sie heute noch gestaltet – begehbare Räume und Kuben mit Gucklöcher­n, die mit Spiegeln und Lichtinsta­llationen für das ultimative Erlebnis sorgen: Als würde man in die Unendlichk­eit einer fremden Galaxie blicken. Wobei so fremd sind sie nicht, es ist die Innenwelt von Yayoi Kusama, die seit 1977 freiwillig in einer psychiatri­schen Klinik in Tokio lebt und täglich neue Werke schafft.

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IMAGO (3), RAKOWITZ
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