Kleine Zeitung Kaernten

Entgegen

Corona hat den Pilger-Trend weiter verstärkt, zahlreiche neue Wege sind zuletzt entstanden. Eines bleibt immer gleich: mit sich selbst unterwegs zu sein.

- Von Monika Schachner

Rucksack, gutes Schuhwerk, Stöcke oder Stab: Auf den ersten Blick unterschei­den sich Pilger oft nicht von Wanderern. Nur hie und da baumelt an einem Band die Jakobsmusc­hel der Santiago-Wallfahrer oder lugt aus einer Tasche ein Rosenkranz hervor. Und auch die Art des Gehens ist ähnlich: stetig, ohne zu viele Halte oder Umwege, um das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren.

Das Ziel selbst ist jedoch ein deutlich anderes: Während Wanderer einem Gipfel entgegenst­reben, erhoffen Pilger an besonderen Orten und auf bestimmten Wegen, die Nähe Gottes in besonderer Weise zu erleben. Das Wort Pilgern stammt übrigens aus dem Lateinisch­en und heißt so viel wie „unterwegs sein“. Unterwegs sein, sich außerhalb der gewohnten Pfade bewegen, jenseits des Alltagstro­tts, fern von Ablenkunge­n. Für viele heißt unterwegs sein auch, sich auf die Suche zu begeben – nach Antworten auf drängende Fragen, nach nichtalltä­glichen Erfahrunge­n, nach dem, was einem im Inneren zusammenhä­lt.

Antworten wie diese werden seit Beginn der Coronakris­e vermehrt gesucht, weiß Harald Pechlaner von der Katholisch­en Universitä­t Eichstätt-Ingolstadt: „Zum einen passt das Pilgern zum Trend Naturhinwe­ndung und Vereinzelu­ng, zum anderen hat die Krise dazu geführt, dass sich mehr Menschen für Spirituali­tät interessie­ren.“

40 Millionen Christinne­n und Christen machten sich (vor Corona) auf den Weg – zu Fuß, per Rad oder motorisier­t,

nach Jerusalem und zum Grab des heiligen Jakobus in Santiago de Compostela, zu Marienheil­igtümern wie Fatima, Lourdes oder Guadelupe. Der Gnadenort am

Stadtrand von Mexico-City gilt mit 14 Millionen Besuchern jährlich als meist besuchter Wallfahrts­ort der Welt.

Durch den Pilgertren­d der vergangene­n Jahre wurden auch einige Wege neu geschafRom,

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