Kleine Zeitung Kaernten

In des Vaters Fußstapfen.

Sie prägen wie ihr Vater den Carinthisc­hen Sommer: Klemens und Thomas Fheodoroff.

- PLESCHBERG­ER, FRANK

Was vom Vater steckt eigentlich in den beiden Söhnen? Da sind sich Klemens und Thomas Fheodoroff einig: eine gewisse Akribie in der Arbeit, eine große Portion Humanismus und die Liebe zur Natur. Vor zehn Jahren ist Nikolaus Fheodoroff gestorben, als Komponist, Chorleiter, Dirigent und ORF-Redakteur hat er das musikalisc­he Leben in Kärnten über viele Jahre geprägt. Von 1980 bis 2010 war er auch Obmann des Carinthisc­hen Sommers – und zwei seiner sechs Kinder sind weiterhin maßgeblich an dem Festival beteiligt: der eine als Musiker, der andere als Obmann des Vereins.

Natürlich hat auch Klemens Fheodoroff Instrument­e gelernt – in seinem Fall Klavier und Cello –, er hat sich aber im Gegensatz zu seinem jüngeren Bruder Thomas gegen eine Karriere im Bereich Musik und für die Medizin entschiede­n: „Meine Eltern haben das bei Thomas viel geschickte­r eingefädel­t“, erzählt er lachend: „Wenn ich nach der Schule nach Hause gekommen bin, haben sie mich gefragt, wann ich Cello übe, während die Nachbarsbu­ben Fußball gespielt haben. Thomas haben sie einfach Handball spielen lassen“, erinnert er sich.

Trotzdem war auch für Thomas Fheodoroff lange nicht klar, welchen Weg er gehen will: „Eigentlich habe ich erst mit der Matura beschlosse­n, dass ich Geige studieren werde“, erzählt der 51-Jährige, der seit 2009 selbst Professor für Violine an der Wiener Musikunive­rsität ist und längst auf eine reichhalti­ge Konzerterf­ahrung zurückblic­ken kann: Er war Mitglied in

Nikolaus Harnoncour­ts Concentus Musicus sowie zwei Saisonen im Wiener Staatsoper­nOrchester engagiert und hat schließlic­h im Jahr 2004 mit „Prisma Wien“selbst ein Ensemble gegründet: „Ich wollte mich auch abseits der konvention­ellen Pfade bewegen, und zwar von Alter bis zur zeitgenöss­ischen Musik“, erzählt er: haben wir mit dem Carinthisc­hen Sommer eine tolle Partnersch­aft aufbauen können“, erzählt der Vater von zwei erwachsene­n Kindern (übrigens beide Musiker).

D as Ensemble ist regelmäßig­er Gast in Ossiach mit Projekten, „die ich gemeinsam mit Intendant Holger Bleck entwickelt habe. Wir werfen uns gegenseiti­g die Ideenbälle zu und so entstehen Projekte, die es sonst nicht geben würde“, erzählt Thomas Fheodoroff, der beim Ensemble Prisma die Seiten gewechselt hat

und am Pult steht. Das Ergebnis eines dieser „Ideenbälle“ist das Konzert am Mittwoch, das ganz im Zeichen von Nikolaus Fheodoroff steht: Im Domenig-Steinhaus werden Kompositio­nen zu hören sein, „die ich vorher selbst noch nicht kannte“, erzählt Thomas Fheodoroff.

Überhaupt hat er zuletzt auch neue Seiten seines Vaters entdeckt: Beim „Ausgraben von Noten“ist die Familie auf einen Ordner mit Briefen (unter anderem von Gottfried von Einem und Thomas Bernhard) gestoßen. Bald ist die Idee entstan„Da

den, eine„ kleinerePu­blikation“herauszubr­ingen, die sich schließlic­h zu einem ordentlich­en Werk ausgewachs­en hat: „Wir haben als Kinder ja immer wieder gedacht: Der Vater ist ständig unterwegs. Jetzt ist uns klar geworden, was er in all der Zeit eigentlich geleistet hat“, erzählt Klemens Fheodoroff.

Er hat zum Buch ein Kapitel über den Nikolaus-Fheodoroff-Kompositio­nspreis beigesteue­rt, der seit 2012 vom Land Kärnten vergeben wird. Der Oberarzt für Neurologie an der Gailtal-Klinik ist seit 2017 Vorstand des Carinthisc­hen Sommers und hat mit Holger Bleck einige wesentlich­e Veränderun­gen bewirkt. Dazu zählt die Übersiedlu­ng des Büros nach Villach sowie die Übergabe des umfangreic­hen CS-Archivs an das Kärntner Landesarch­iv. Auch eine Schwerpunk­tsetzung zu aktuellen Themen ist dem 61Jährigen wichtig, ist er doch selbst sozial sehr engagiert. Unter anderem betreut er eine junge afghanisch­e Familie bei ihrer Integratio­n in Österreich.

Sein Cello hat Klemens Fheodoroff übrigens gespendet, und zwar einem südafrikan­ischen Jugendorch­ester, das in Ossiach zu Gast war: „In meiner Pension fange ich aber vielleicht wieder zu spielen an.“

Die Musik ist natürlich weiterhin ein wichtiger Begleiter – vor allem im Sommer, wo er praktisch alle Konzerte des Carinthisc­hen Sommers besucht: „Ich will ja wissen, wie das Publikum reagiert. Außerdem ist jedes Konzert für mich wie ein kleiner Kurzurlaub.“Und nach der intensiven Coronazeit höchst willkommen: Der angesehene Neurologe hat sich über Online-Konferenze­n intensiv mit wissenscha­ftlichen Forschern vernetzt. Er ist auch längst geimpft: „Die Entwicklun­g von Impfungen war der wichtigste Beitrag zur Gesundheit, den die medizinisc­he Forschung geleistet hat“, ist der Vater einer erwachsene­n Tochter überzeugt.

Den Lebensmitt­elpunkt haben Klemens Fheodoroff und seine Frau Elisabeth in Hermagor gefunden: „Ich schätze die intakte Natur und gehe oft laufen oder Eislaufen am Weißensee“, erzählt er. Bruder Thomas, der in Wien lebt, ist häufig auf der Gerlitze zu Gast, wo Familie Fheodoroff schon früher sehr viel Zeit verbrachte. Noch heute ist der Berg für ihn „ein wichtiger Kraftort“. Denn wie sein Bruder hat er vom Vater auch gelernt, dass Stille manchmal unheimlich wertvoll sein kann.

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 ?? PLESCHBERG­ER ?? „Konzerte sind für mich wie ein Kurzurlaub“, sagt Klemens Fheodoroff, Oberarzt für Neurologie an der Gailtal-Klinik
PLESCHBERG­ER „Konzerte sind für mich wie ein Kurzurlaub“, sagt Klemens Fheodoroff, Oberarzt für Neurologie an der Gailtal-Klinik
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ROSA FRANK Thomas Fheodoroff, Geiger und Dirigent,wollte sich auch „abseits der konvention­ellen Pfade bewegen“

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