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In Stall im Mölltal sind erst 27,3 Prozent der Bürger doppelt geschützt, in Maria Wörth hingegen bereits 62,1 Prozent. Die Gründe für die Unterschiede sind mannigfaltig.
Er ist ins Stocken gekommen, der Kärntner Impfmotor. Bei der Plattform muss man sich nicht mehr reihen lassen, das Drängeln auf den Impfstraßen ist Geschichte und die Hausärzte können weit mehr Vakzine bestellen, als verimpfen. Kärnten liegt beim Impffortschritt im Bundesländervergleich im Mittelfeld. 56,17 Prozent haben laut dem Dashboard des Gesundheitsministeriums (im E-Impfpass erfasste Impfungen/Stand: 6. August) eine Teilimpfung erhalten. 51,09 Prozent oder in Zahlen 287.157 Kärntner sind doppelt geschützt. Bis zu den vom Bund erwünschten 80 Prozent ist es noch ein weiter Weg. Riesige Unterschiede innerhalb Kärntens und Osttirols zeigen sich bei den Impfraten. In Maria Wörth haben 62,1 Prozent der Bevölkerung bereits beide Teilimpfungen erhalten, 60,8 Prozent sind es in Gurk, 59,4 Prozent in der Gemeinde Weißensee. Es gibt aber auch die Ausreißer nach unten: In
Stall im Mölltal ist der Impfwille am geringsten: Nur 27,3 Prozent ließen sich zweimal stechen, auch Mörtschach (32,1 Prozent), Rangersdorf (34,2 Prozent), Stockenboi (34,9 Prozent) oder Virgen
(36,5 Prozent) zählen zu den Nachzüglern.
Wie lässt sich das erklären? Das Impfgremium des Landes verweist natürlich auf das Alter. „Es spielt insofern eine Rolle, dass wir nach den Vorgaben des Nationalen Impfgremiums Priorisierungen vorgenommen haben. Darum ist die Impfquote bei den älteren Personen höher“, lässt Landessprecher Gerd Kurath ausrichten. Und in Bezirken mit Überalterung. Bei den Über-84-Jährigen sind 87,6 Prozent der Männer und 79,3 Prozent der Frauen vollimmunisiert. Bei den Zwölf- bis 15Jährigen sind es 0,9 bzw. 0,8 Prozent. Ansonsten gebe es für die Impf-Lücken „keine wissenschaftlich seriöse Erklärung. Aktuell ist es sicher noch zu früh, irgendwelche Schlüsse zu ziehen, da die mobilen Impfteams ihre Arbeit erst aufnehmen und weitere niederschwellige Angebote für eine höhere Impfquote sorgen werden.“
Und wie kommen hohe Impfquoten zustande? Kurath: Oft ist es so, dass niedergelassene Ärzte sehr umtriebig sind, was das Impfen angeht.“In Maria Wörth beispielsweise ist die Kassenärztin, Doris Schmidhofer, „aktiv auf die Patienten zugegangen“, wie sie ausführt. „Wir haben aber auch Aushänge am Tourismusamt gemacht, impfen auch Patienten anderer Wahl- und Hausärzte, Personal und Urlauber“, sagt sie. Am Weißensee wollten sich „möglichst viele Bürger impfen lassen, bevor die Gäste kommen. Jeder hat die Gefahr erkannt, wir haben viel Kontakt mit den Touristen“, führt Bürgermeisterin Karoline Turnschek aus.
Am anderen Ende der Statistik steht Stall. „Zum Impfen gibt es fünf Experten und fünf Meinungen, alle sind verunsichert“, berichtet Gemeindechef Peter Ebner. „Außerdem haben wir Fälle, da sind nach der Impfung Probleme aufgetreten.“
Ein anderes Argument für die niedrige Impfquote hat Mörtschachs Bürgermeister Richard Unterreiner: „Wir haben eine eigene Teststraße, die hat Montag, Mittwoch, Freitag und Samstag geöffnet. Die Leute lassen sich testen aber nicht impfen, solange sie noch nicht alle Details über die Folgen wissen. Und warum fehlt es in Virgen noch am Impfwillen? „Die Bürger waren durch die Ausreisebestimmungen oft weggesperrt. Außerdem haben wir viele Genesene, die deshalb mit der Impfung noch warten“, erklärt Bürgermeister Dietmar Ruggenthaler.