Eine Stadt putzt ihre Küste heraus
Den Ausflug zu einem Gartenprojekt am East River in Lower Manhattan hat man sich anders vorgestellt. Statt saftiger Wiesen, blühender Bäume und duftender Blumen erwarten die Delegation von Bundespräsident Alexander Van der Bellen Bagger, Schlamm und Baulärm. Mit Helm und Warnwesten marschiert man auf einem Areal, das künftig nicht nur schön, sondern auch funktional sein soll, wie Jamie Torres-Springer erzählt. Er ist zuständig für das „Stuyvesant Cove Park“-Projekt, das derzeit am Flussufer realisiert wird. „Hurrikan ‚Sandy‘ hat 2012 diesen Abschnitt der Stadt schwer getroffen“, erzählt er. Die 35.000 Menschen, die hier in Sozialwohnungen leben, hatten keinen Strom. Um künftig Vorkommnisse wie dieses zu unterbinden, wird nun eine Mauer gebaut, die das von den Gezeiten beeinflusste Wasser im Zaum und damit weg von den Häusern halten soll. Eine Idee, die auch an anderen Abschnitten der u-förmigen Küste des unteren Abschnittes von Manhattan realisiert werden soll. Der Park, der hier bereits in den 1930ern erbaut wurde, wird auf eine höhere Ebene gehoben und neu begrünt. „Für die Community hier“, sagt Torres-Springer. Van der Bellen nickt, sein weißer Helm rutscht etwas nach vorne.
„Das hier ist ein klassisches Beispiel für ein Adaptieren, um sich auf den Klimawandel einzustellen“, sagt er wenig später im grünen Abschnitt neben der Baustelle, die leise im Hintergrund brummt. „Das bezieht sich sogar auf die Auswahl der Pflanzen, die hier wachsen werden.“Nachdem die Eichen, die hier in den 30ern gepflanzt worden waren, das überschwappende Salzwasser nicht überstanden haben, setzt man künftig auf Pflanzen, die sich davon unbeeindruckt zeigen.
Dass New York eine 830 Kilometer lange Küste hat, ist wohl den wenigsten Besucherinnen und Besuchern dieser Stadt bewusst. Das ist weniger verwunderlich, denn der Großteil wird von Industrie „verdeckt“. Doch das wird sich ändern. Neben dem Parkprojekt von Torres-Springer setzt die Stadt zunehmend auf eine Attraktivierung der Bereiche in Form von Erholungsgebieten. Ein besonders schönes Beispiel dafür ist „Little Island“, ein künstlicher Inselpark im Hudson River an der Westküste. Kunstvoll geschwungene Wege und liebevoll gepflanzte Vegetation werden von 280 Betonpfeilern getragen. Im Mai wurde die Insel eröffnet, sie erfreut sich seither großer Beliebtheit. Dem „Stuyvesant Cove Park“könnte es ähnlich ergehen.