Kleine Zeitung Kaernten

Nun beginnt das große Feilschen

Löhne und Gehälter bei den Metallern sollen um 4,5 Prozent steigen, fordert die Gewerkscha­ft und erntet Kritik der Arbeitgebe­rvertreter, die das als „vollkommen überzogen“bezeichnen.

- Von Claudia Haase

Die Stimmung beim Auftakt der wichtigen MetallerLo­hnrunde war schon deutlich angespannt­er als heuer. Aber so schnell wie im Krisenjahr 2020, als sich die Verhandler blitzartig einigten, werden die Gespräche heuer nicht über die Bühne gehen.

Um 11 Uhr hatten die Gewerkscha­ften Pro-Ge und GPA ihre Forderunge­n für die Kollektivv­ertragsver­handlungen in der Metalltech­nischen Industrie überreicht. Traditione­ll folgen dann erste Gespräche hinter verschloss­enen Türen. Um zwölf machten die Belegschaf­tsvertrete­r ihre Forderunge­n dann auch öffentlich. Pro-Ge-Chef Rainer Wimmer: „Die wirtschaft­liche Lage in der Metallindu­strie war ja außergewöh­nlich gut. Wir haben ein kräftiges Wachstum, volle Auftragsbü­cher, die Unternehme­n verdienen gutes Geld.“Zudem verwies er auf die „horrend hohe Inflation. Wir brauchen heuer einen ordentlich­en Reallohnzu­wachs“, begründete Wimmer die anschließe­nde Forderung nach 4,5 Prozent mehr Lohn.

Zur Ausgangsla­ge: Die Jahresinfl­ationsrate der vergangene­n zwölf Monate, die neben dem Produktivi­tätszuwach­s die Verhandlun­gsbasis für den jährlichen Kollektivv­ertrag (KV) bildet, lag bei 1,89 Prozent. Aktuell beträgt die Teuerungsr­ate 3,2 Prozent. Im Vorjahr wurde bei einer Jahresinfl­ationsrate von 1,4 Prozent mit einem KV-Plus von 1,45 Prozent abgeschlos­sen. Der Mindestloh­n

in der Metallindu­strie liegt bei 2000 Euro brutto. Wimmer sieht gute Gründe für eine kräftige Erhöhung, vor allem, weil die Produktivi­tät deutlich gestiegen und die Lohnstückk­osten gesunken seien. „Die Unternehme­n haben das Krisenjahr wesentlich besser verdaut als gedacht,“so der Chefverhan­dler für die Gewerkscha­ft der Privatange­stellten, GPA, Karl Dürtscher.

Die Gewerkscha­ft will zudem die Zulagen für die Nachtschic­ht kräftig erhöht wissen, vor allem jene der 2. und 3. Schicht. Auch bei den Lehrlingse­inkommen

sollen die Arbeitgebe­r mehr Geld in die Hand nehmen. Konkret werden 1000 Euro im ersten Lehrjahr, 1300 Euro im zweiten, 1600 Euro im dritten und 2000 Euro im vierten verlangt.

Christian Knill, Obmann des Fachverban­des Metalltech­nische Industrie, der am Vormittag noch mit den Gewerkscha­ftsvertret­ern gescherzt hatte, reagierte im Gespräch mit der Kleinen Zeitung leicht gereizt auf die Forderunge­n der Gewerkscha­ft. „Ich war zwar nicht so überrascht davon, dass es mich vom Sessel gehauen hätte, aber ich hätte mir von der Gewerkscha­ft schon mehr Verantwort­ungsgefühl gewünscht.“Die Forderung nach 4,5 Prozent mehr Lohn sei „vollkommen überzogen“. Knill: „Die Gewerkscha­ften agieren so, als gebe es kein Gestern und kein Heute. Wir dürfen nicht vergessen woher wir kommen,“verweist Knill auf den tiefen Einbruch 2020. „Diese schwerste Krise seit Jahrzehnte­n, die ist noch nicht vorbei.“Der Produktion­swert sei 2020 um elf Prozent eingebroch­en, heuer liege das Plus bei 9,3 Prozent, erst 2022 werde wieder das Vorkrisenn­iveau erreicht.

Wimmer kontert: „Wir fordern nichts, was wir nicht begründen können.“Die Ökonomen hätten ihnen auch Rückenwind gegeben. „Wir werden heuer von den Wirtschaft­sforschern ja richtig gepusht und aufgeforde­rt, dass wir da jetzt ein bissl draufdrück­en“.

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APA Verhandlun­gsauftakt in der Metalltech­nischen Industrie
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APA Karl Dürtscher und Rainer Wimmer
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