Nun beginnt das große Feilschen
Löhne und Gehälter bei den Metallern sollen um 4,5 Prozent steigen, fordert die Gewerkschaft und erntet Kritik der Arbeitgebervertreter, die das als „vollkommen überzogen“bezeichnen.
Die Stimmung beim Auftakt der wichtigen MetallerLohnrunde war schon deutlich angespannter als heuer. Aber so schnell wie im Krisenjahr 2020, als sich die Verhandler blitzartig einigten, werden die Gespräche heuer nicht über die Bühne gehen.
Um 11 Uhr hatten die Gewerkschaften Pro-Ge und GPA ihre Forderungen für die Kollektivvertragsverhandlungen in der Metalltechnischen Industrie überreicht. Traditionell folgen dann erste Gespräche hinter verschlossenen Türen. Um zwölf machten die Belegschaftsvertreter ihre Forderungen dann auch öffentlich. Pro-Ge-Chef Rainer Wimmer: „Die wirtschaftliche Lage in der Metallindustrie war ja außergewöhnlich gut. Wir haben ein kräftiges Wachstum, volle Auftragsbücher, die Unternehmen verdienen gutes Geld.“Zudem verwies er auf die „horrend hohe Inflation. Wir brauchen heuer einen ordentlichen Reallohnzuwachs“, begründete Wimmer die anschließende Forderung nach 4,5 Prozent mehr Lohn.
Zur Ausgangslage: Die Jahresinflationsrate der vergangenen zwölf Monate, die neben dem Produktivitätszuwachs die Verhandlungsbasis für den jährlichen Kollektivvertrag (KV) bildet, lag bei 1,89 Prozent. Aktuell beträgt die Teuerungsrate 3,2 Prozent. Im Vorjahr wurde bei einer Jahresinflationsrate von 1,4 Prozent mit einem KV-Plus von 1,45 Prozent abgeschlossen. Der Mindestlohn
in der Metallindustrie liegt bei 2000 Euro brutto. Wimmer sieht gute Gründe für eine kräftige Erhöhung, vor allem, weil die Produktivität deutlich gestiegen und die Lohnstückkosten gesunken seien. „Die Unternehmen haben das Krisenjahr wesentlich besser verdaut als gedacht,“so der Chefverhandler für die Gewerkschaft der Privatangestellten, GPA, Karl Dürtscher.
Die Gewerkschaft will zudem die Zulagen für die Nachtschicht kräftig erhöht wissen, vor allem jene der 2. und 3. Schicht. Auch bei den Lehrlingseinkommen
sollen die Arbeitgeber mehr Geld in die Hand nehmen. Konkret werden 1000 Euro im ersten Lehrjahr, 1300 Euro im zweiten, 1600 Euro im dritten und 2000 Euro im vierten verlangt.
Christian Knill, Obmann des Fachverbandes Metalltechnische Industrie, der am Vormittag noch mit den Gewerkschaftsvertretern gescherzt hatte, reagierte im Gespräch mit der Kleinen Zeitung leicht gereizt auf die Forderungen der Gewerkschaft. „Ich war zwar nicht so überrascht davon, dass es mich vom Sessel gehauen hätte, aber ich hätte mir von der Gewerkschaft schon mehr Verantwortungsgefühl gewünscht.“Die Forderung nach 4,5 Prozent mehr Lohn sei „vollkommen überzogen“. Knill: „Die Gewerkschaften agieren so, als gebe es kein Gestern und kein Heute. Wir dürfen nicht vergessen woher wir kommen,“verweist Knill auf den tiefen Einbruch 2020. „Diese schwerste Krise seit Jahrzehnten, die ist noch nicht vorbei.“Der Produktionswert sei 2020 um elf Prozent eingebrochen, heuer liege das Plus bei 9,3 Prozent, erst 2022 werde wieder das Vorkrisenniveau erreicht.
Wimmer kontert: „Wir fordern nichts, was wir nicht begründen können.“Die Ökonomen hätten ihnen auch Rückenwind gegeben. „Wir werden heuer von den Wirtschaftsforschern ja richtig gepusht und aufgefordert, dass wir da jetzt ein bissl draufdrücken“.