„Von Prämien fürs Impfen halte ich nichts“
Otmar Michaeler, der Chef der Falkensteiner-Gruppe, über seine Lehren aus einem Impfdurchbruch, Finanzierung über die Crowd und die kommende Wintersaison.
Sie sind mit dem Verlauf der Sommersaison zufrieden. Fürchten Sie im Herbst einen abrupten Einbruch der Buchungen wegen der Infektionszahlen? OTMAR MICHAELER: Nein. Ich gehe davon aus, dass auch im Herbst und Winter Urlaub möglich sein wird und es zu keinen Grenzschließungen mehr kommen wird – zumindest im deutschsprachigen Raum und Italien. Vorsichtiger bin ich, was in Osteuropa passiert. Da könnten Auflagen die Reisefreiheit erneut einschränken.
Was sich unmittelbar bei der Auslastung niederschlagen würde, vor allem im Winter.
Der Wintertourismus findet jedenfalls statt. Es gibt nur die Frage: Welche Märkte sind offen und welche nicht.
Was halten Sie von den Maßnahmen der Bundesregierung für einen „sicheren Winter?
Es ist ganz wichtig, dass diese herausgekommen sind. Nichtsdestotrotz hätte ich mir gewünscht, dass man die 3-G-Regel in der gesamten Arbeitswelt konsequenter durchsetzt, so wie in Italien.
Wären Sie für eine Impfpflicht? Grundsätzlich stehe ich zur Aussage von Mario Draghi: Wenn man die Pandemie nur mit einer Impfpflicht beenden kann, dann bin ich für die Impfpflicht.
In ihren österreichischen Hotels sind 70 bis 80 Prozent der Mitarbeiter geimpft, in Italien sogar 90, in Kroatien 50 bis 60 Prozent. Was sagen Sie Ihren ungeimpften Beschäftigten?
Wir machen nochmals Aufklärungskamapagnen in allen drei Ländern. Wir sind die Branche, die unter dem Virus am meisten gelitten hat. Es geht einerseits um unsere Sorgfaltspflicht als Arbeitgeber auf die persönliche
Gesundheit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu achten. Es geht aber auch um die Konsequenzen für das Unternehmen. Hier wollen wir die Mitarbeiter sehr stark ins Boot holen.
Gibt es auch Prämien für Mitarbeiter? Nein, die gibt es nicht. Ich schließe das absolut aus und halte von Prämienanreizen gar nichts. Das wäre denjenigen gegenüber unfair, die sich bereits haben impfen lassen. Wir setzen auf Information und Solidarität.
Wie wird sich die kommende Wintersaison entwickeln?
Der Winter wird stattfinden. Genesene und Geimpfte kann man nicht von einem normalen
Otmar Michaeler (54) ist seit 1995 geschäftsführender Gesellschafter der Falkensteiner Michaeler Tourism Group (FMTG). Sie umfasst über 30 Hotels, Appartements und Residenzen in sieben Ländern.
verfolgt eine Reihe von Projekten: Im Montafon wird ein Fünf-Sterne-Family onlyHotel auf der „grünen Wiese“
Leben ausschließen. Wenn es zu Auflagen kommt, dann nur für Personen, die sich nicht impfen lassen wollen. Ich bin also sehr optimistisch, dass es eine gute Wintersaison wird.
Sind Hüttengaudi und Aprés Ski wie vor Corona vorstellbar?
Das kann ich mir unter Auflage der Regeln gut vorstellen. Wir müssen zur Normalität zurückkehren. Wir wissen mittlerweile, dass man, wenn man geimpft ist, einen schwächeren Verlauf hat. Ich habe selbst die Erfahrung gemacht. Ich hatte einen Impfdurchbruch und war corona-positiv.
Mit welchen Konsequenzen?
Es war ein leichter Verlauf, und errichtet, das Stammhaus Lido in Südtirol wird zu einem FünfSterne-Familiy only-Resort, das Cristallo am Katschberg soll zu einem 4-Sterne-S oder 5-Sterne-Hotel umgebaut werden.
will mit neuen Projekten in Italien, Kroatien und Österreich wachsen und sich zudem verstärkt „Outdoor“, Camping, Glamping widmen. ich war sehr froh, dass ich geimpft war. Ich bin jetzt umso mehr davon überzeugt, dass sich die Menschen impfen lassen sollen. Und als CEO eines Tourismusunternehmens versuche ich auch, meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu motivieren. Wir wissen, dass geimpfte Personen Corona wesentlich seltener übertragen.
Sie setzen seit geraumer Zeit auf Crowdfunding-Kampagnen zur Projekt-Finanzierung – warum eigentlich?
Wir sehen einen großen Bedarf, dass auch Kleinanleger sich an Unternehmen beteiligen wollen. Durch die Digitalisierung wird das vereinfacht und transparent. Das bringt uns neue Möglichkeiten, Kapital über Kunden einzusammeln.
Sie zahlen aber den Kleinanlegern höhere Zinsen als auf der Bank.
Jedes Unternehmen hat verschiedene Kategorien zur Finanzierung – Eigenkapital, Mezzaninkapital, wie hier über die Crowd, und Bankdarlehen. Die Richtlinien für die Vergabe von Bankkrediten werden rigoroser, entsprechend sucht sich das Kapital neue Wege.
Wie viel Geld wollen sie über das Crowdfunding einsammeln? Wir gehen davon aus, dass wir in den nächsten 18 Monaten zwischen 10 und 15 Millionen einsammeln werden. Es wird auch möglich sein, sich bei singulären Projekten zu beteiligen. Wir werden verschiedene Investitionsprojekte anbieten.
Bei der FMTG-Group wird derzeit viel geplant und gebaut – ein guter Zeitpunkt zu investieren? Die Ferienhotellerie hat gezeigt, dass sie krisenfest ist. Wir werden als Destination im Alpenraum nochmals attraktiver werden.