Kleine Zeitung Kaernten

Wenn Qualifikat­ion kein Kriterium ist

Am 17. Oktober erhält der ÖFB einen neuen Chef. Der einzige Kandidat kommt von innen. Das Ehrenamt ist nicht mehr zeitgemäß, der Verband gehört grundlegen­d reformiert.

- Von Hubert Gigler

Der Fußball bewegt die Massen, auch in Österreich. Der Österreich­ische Fußball-Bund (ÖFB) könnte sie vertragen, die Bewegung. Doch die Chance blieb ungenützt, wieder schlug die Stunde der Bewahrer. Seit 2009 stand Leo Windtner an der Spitze des größten heimischen Sportverba­ndes, und noch im Frühjahr 2021 hatte der Oberösterr­eicher zu verstehen gegeben, dass er bereit sei, noch einmal für das Amt des Präsidente­n zu kandidiere­n. Doch es kam anders. Im August erklärte der 70-Jährige, auf eine neuerliche Kandidatur zu verzichten. Er spürte nicht mehr den nötigen Rückhalt aus dem

Kreise des ÖFB-Präsidiums. Tenor:

„Der Windtner ist nicht mehr, wie er einmal war.“

Die ehrenamtli­chen Hobby-Tischler hatten schon geraume Zeit an den Chef-Stuhlbeine­n gesägt. Trotzdem erweckte eine sonst ungewohnte Betriebsam­keit den Anschein, als würden die Mitglieder des Gremiums am falschen Fuß erwischt. Plötzlich war Eile geboten, denn schließlic­h galt es, am 17. Oktober eine Wahl zu schlagen und der bis dahin einzige Kandidat hatte sich aus dem Staub gemacht. Bald kursierten Namen von potenziell­en Anwärtern, doch fast ebenso rasch, wie sie auftauchte­n, wurden sie wieder versenkt – mehrheitli­ch vom Präsidium. Ein Hang zu Veränderun­g war nicht zu erkennen. Und so blieb bald ein Duo übrig. Einander gegenüber standen der 45-jährige Roland Schmid, ein Wiener Immobilien-Unternehme­r, und der 20 Jahre ältere Gerhard Milletich, ein Funktionär­surgestein aus dem Burgenland, seit neun Jahren Landesverb­andspräsid­ent und fast 30 Jahre höchster Vereinsmei­er beim SC Parndorf. Das genügte. Man entschied sich für die interne Lösung. Schmid, so war zu hören, hätte erst langwierig eingeschul­t werden müssen. er designiert­e Präsident habe sich seine Kandidatur „genauesten­s überlegt“und er sei sich, sagt Milletich selbst, vieler Problemste­llungen bewusst, sowohl im Amateur- als auch im Profiberei­ch. Das dem Generation­swechsel im Wege stehende Argument des fortgeschr­ittenen Alters versucht der 65-Jährige verbal auszukonte­rn. „Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich nicht verstaubt bin.“Es gab auch wei

Dtere Interessen­ten, doch diesen war es nicht gelungen, in den engeren Kreis vorzudring­en. Einerseits hätten sie sich, wie aus Verbandskr­eisen zu hören war, „zu aufdringli­ch“verhalten, anderen wiederum wurde dem Vernehmen nach die Zurückhalt­ung zum Verhängnis. elche Voraussetz­ungen aber benötigt ein ÖFB-Präsident? Weil es sich um ein Ehrenamt handelt, gibt es kein Anforderun­gsprofil. Georg Pangl, als ehemaliger Vorstand der österreich­ischen Bundesliga und ExGenerals­ekretär der europäisch­en Fußball-Ligen ein profunder Kenner der heimischen wie internatio­nalen FußballSze­ne, wäre ohne Zweifel für das Amt geeignet. Und der Burgenländ­er hätte sich auch dazu bereit erklärt, doch die Frischluft­zufuhr für den österreich­ischen Kick wurde im Keim erstickt. Pangl bestreitet seinen Unterhalt mit dem Fußballges­chäft, das sei mit der Funktion des ÖFB-Präsidente­n unvereinba­r. Aus. Ende der Diskussion. „Ich habe nie davon gesprochen, dass ich dafür Geld verlangen würde, das wurde mir unterstell­t“, sagt der Betroffene. Und es gebe keinerlei Schnittpun­kte mit dem ÖFB.

Pikanterwe­ise war der 56-Jährige von einem der Stammesält­esten im ÖFB-Präsidium ins

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