Unaufgeregt
Dieser Tage senden sämtliche Fernsehstationen Dokumentationen über Angela Merkel, deren Ära nach 16 Jahren endet. Man erlebt die Kanzlerin noch einmal in der Finanzkrise 2008, in der Flüchtlingskrise 2015, in der Coronakrise. Man erlebt, wie ihr applaudiert und wie sie derb geschmäht wurde.
Mag sein, dass die Kanzlerin nicht immer richtige Entscheidungen traf oder gar nicht entschied, wenn sie hätte entscheiden sollen.
Aber stets behielt sie eine Qualität bei – Merkel verfiel nicht in aufgeplusterte Aufgeregtheit, die auch bei uns längst Sachlichkeit verdrängte. Merkel trug nicht mit schriller Stimme vor, agitierte nicht, attackierte nicht. Zugegeben, sie war und ist keine Stimmungskanone. Davon gibt es in der Politik ohnehin zu viele. efragt, was von Merkel so bemerkenswert bleiben werde, antwortete ein Politikwissenschaftler: ihr Verständnis von Politik als dienende Aufgabe. Wer dient, kann auf schrille Töne und permanente Aufgeregtheit verzichten. Es könnte der Politik nur guttun, wenn mehr Politikerinnen und
Politiker dienen wollten.
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