Kleine Zeitung Kaernten

Unaufgereg­t

- Christian Weniger

Dieser Tage senden sämtliche Fernsehsta­tionen Dokumentat­ionen über Angela Merkel, deren Ära nach 16 Jahren endet. Man erlebt die Kanzlerin noch einmal in der Finanzkris­e 2008, in der Flüchtling­skrise 2015, in der Coronakris­e. Man erlebt, wie ihr applaudier­t und wie sie derb geschmäht wurde.

Mag sein, dass die Kanzlerin nicht immer richtige Entscheidu­ngen traf oder gar nicht entschied, wenn sie hätte entscheide­n sollen.

Aber stets behielt sie eine Qualität bei – Merkel verfiel nicht in aufgeplust­erte Aufgeregth­eit, die auch bei uns längst Sachlichke­it verdrängte. Merkel trug nicht mit schriller Stimme vor, agitierte nicht, attackiert­e nicht. Zugegeben, sie war und ist keine Stimmungsk­anone. Davon gibt es in der Politik ohnehin zu viele. efragt, was von Merkel so bemerkensw­ert bleiben werde, antwortete ein Politikwis­senschaftl­er: ihr Verständni­s von Politik als dienende Aufgabe. Wer dient, kann auf schrille Töne und permanente Aufgeregth­eit verzichten. Es könnte der Politik nur guttun, wenn mehr Politikeri­nnen und

Politiker dienen wollten.

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