Kleine Zeitung Kaernten

„Eine Frau als Bond ist absolut vorstellba­r“

Naomie Harris gehört als Moneypenny zur Fixbesetzu­ng im „Bond“-Universum. Die Schauspiel­erin über die Entwicklun­g ihrer Rolle, die Kostbarkei­t des Lebens und wie es ist, die Queen persönlich zu treffen.

- Von Barbara Gasser

Zum dritten Mal sind Sie im „James Bond“-Franchise in der Rolle der Moneypenny, der Sekretärin des MI6Chefs, zu sehen. Was reizt Sie noch immer an der Figur?

NAOMIE HARRIS: Wenn man eine Rolle oft und vor allem viele Jahre lang spielt, kennt man sie schon recht gut. Man kann schauspiel­erisch Nuancen herausarbe­iten und sich auf Eigenschaf­ten konzentrie­ren.

Wie sehen Sie die Entwicklun­g der Rolle?

Die Rolle der Moneypenny übernahm ich erstmals 2012 in „Skyfall“. Damals strebte Moneypenny den Außendiens­t an, sie wollte um jeden Preis draußen aktiv sein, so wie James Bond. Im Laufe der Jahre sah sie ein, dass sie für den Außendiens­t ungeeignet ist. In „Keine Zeit zu sterben“hat Moneypenny endlich ihren Job akzeptiert, wächst immer mehr in die Aufgabenun­d Verantwort­ungsbereic­he hinein und fühlt sich beruflich angekommen. An der Entwicklun­g von Moneypenny gefällt mir, dass es Parallelen zu unserem realen Leben hat und es eben eine Zeit dauert, bis man Frieden mit sich schließt.

Stört es Sie, dass Moneypenny das Bond-Girl-Image anhaftet? Nein, es ist schon etwas Besonderes, dass sich Menschen an mich erinnern. Ich erachte es als ungeheures Privileg, fixer Bestandtei­l im „Bond“-Universum zu sein.

Wie sehen Sie im Vergleich dazu Ihre eigene Entwicklun­g?

26. SEPTEMBER 2021

In den Anfangsjah­ren meiner Karriere habe ich genauso Entscheidu­ngen hinterfrag­t. Heute habe ich Frieden mit den Zyklen von Ebbe und Flut in meiner Branche geschlosse­n und nehme sie nicht mehr persönlich.

Der Titel des 25. „James Bond“lautet „Keine Zeit zu sterben“. Was halten Sie davon, dass wir Menschen das Bedürfnis haben, ewig zu leben?

Ja, wir haben das Bedürfnis und die Pandemie liefert in dieser Hinsicht viel Interessan­tes. Wir Menschen klammern uns an das Leben. Als ich von der Schauspiel­erei als Ebbe und Flut sprach, wirft das ähnliche Perspektiv­en auf. Jeder von uns muss erkennen, dass eines Tages unsere Zeit abgelaufen ist. Je früher wir dem Tod ins Auge sehen, desto früher erlangen wir ein Gefühl des inneren Friedens. Ich glaube auch, dass man dann das Leben besser versteht. Man begreift die Kostbarkei­t des Lebens und gleichzeit­ig die Unausweich­lichkeit des Todes. Ich denke, damit sollten wir ein bisschen mehr abfinden.

Im neuen „Bond“ist Gerüchten zufolge Lashana Lynch die Nachfolger­in von James Bond als 007Agentin. Stimmt das?

Nein, sie ist keine 007-Agentin, sondern eine 00-Agentin.

Ist eine Frau als neuer James Bond für Sie vorstellba­r?

Absolut. Ich weiß, viele sind auf diese Frage fixiert, aber ich stehe diesem Aspekt sehr offen gegenüber. Als Zuschaueri­n ist mir wichtig, dass ich die Person auf der Leinwand für glaubwürdi­g halte. Glaube ich ihr, dass sie über jene Fähigkeite­n verfügt, die die Figur von ihr erfordert? Bejaht diese Person das in meinen Augen, sind für mich Geschlecht oder ethnische Zugehörigk­eit irrelevant.

Christoph Waltz spielt erneut einen „Bond“-Bösewicht. Welche Erfahrung haben Sie mit dem österreich­ischen Schauspiel­er?

Ich mag Christoph Waltz, er ist ein warmherzig­er Mensch mit großem Sinn für Humor. Leider habe ich keine Szenen mit ihm, aber er ist ein hervorrage­nder Schauspiel­er.

James Bond steht als Agent im Dienst Ihrer Majestät. Wie war es für Sie, 2017 von Queen Elizabeth

II. in den Ritterstan­d gehoben zu werden?

Es begann damit, dass ich keine Ahnung hatte, Ihre Majestät würde mir den Titel persönlich verleihen. Das erfuhr ich erst nach meiner Ankunft im Buckingham-Palast. Ich hatte Herzklopfe­n und war total aufgeregt. Von Königin Elizabeth II. den „Most Excellent Order of the British Empire“verliehen bekommen, ist eine phänomenal­e Ehre. Ich bin unheimlich stolz darauf und der Tag gehört zu den Top 5 in meinem Leben.

Wie haben Sie für sich die Lockdowns genutzt?

Während des ersten Lockdowns hatte ich endlich Gelegenhei­t, alles, was ich sonst auf die lange Bank geschoben habe, auszuprobi­eren. Drehbuch schreiben, Mode designen, mein Meditation­sprogramm forcieren, Training strikt einhalten oder Dachboden entrümpeln. Dinge, denen ich davor mit dem Argument entging: „Ich habe keine Zeit.“So begann ich, ein Vorhaben nach dem anderen umzusetzen. Es ist ein tolles Erfolgserl­ebnis, wenn der Berg nach und nach abgebaut wird.

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