Kleine Zeitung Kaernten

Von Oberösterr­eichs Verspreche­n lernen

Aktive Suche nach Fachkräfte­n im Ausland, ein Recht auf Sommerschu­le, Förderung für Transforma­tion der Industrie oder gar ein Klimabudge­t: Welche Ideen in den Wahlprogra­mmen stecken.

- Von Georg Renner

Ja, bei der heutigen Landtagswa­hl in Oberösterr­eich geht es viel um politische Symbolik: ob Blau oder Grün die nächsten sechs Jahre mit der ÖVP regieren werden, wie sich die Covid-19-Politik auswirkt usw.

Aber fast alle Parteien – die FPÖ hat nur eine Liste mit Stichworte­n veröffentl­icht – haben umfassende Wahlprogra­mme vorgelegt. Und obwohl manches darin weniger landespoli­tische Pläne als Wünsche an den Bund sind – die ÖVP verlangt etwa die Stationier­ung eines Pionierbat­aillons des Bundesheer­es –, findet sich darin so manch interessan­ter Punkt.

Im Folgenden ein loser Streifzug durch Vorschläge, die in den kommenden Jahren auch in anderen Ländern Schule machen könnten.

Die ÖVP hat den Fachkräfte­mangel als besondere Herausford­erung für das Industriel­and Oberösterr­eich identifizi­ert – und kündigt ein „Scouting-Programm“an, „um die besten Köpfe nach OÖ zu holen“. Weltweit soll Fachkräfte­n der Umzug in das Bundesland schmackhaf­t gemacht werden – und ihren Familien „der Start in Oberösterr­eich vereinfach­t“, etwa durch den Ausbau englischsp­rachiger Schulangeb­ote.

Um der Bodenverbr­auchsthema­tik Herr zu werden, will die ÖVP außerdem eine „Entsiegelu­ngsprämie“einführen: Wer Verkehrsfl­ächen wieder durchlässi­g macht – etwa Parkplätze von Betrieben begrünt –, soll finanziell belohnt werden.

Die SPÖ hat sich Inspiratio­n bei gewichtige­n Genossen geholt – etwa bei Ex-Kanzler Christian Kern (Echos seines „Plan A“finden sich im ganzen Programm wieder) oder bei Burgenland­s

Landeshaup­tmann Hans Peter Doskozil. Von letzterem stammt die Idee, zu Hause pflegende Angehörige beim Land anzustelle­n – ein entspreche­ndes Pilotproje­kt läuft bereits auch in Oberösterr­eich, es soll ausgebaut werden.

Die SPÖ brachte auch den bundesweit am intensivst­en diskutiert­en Vorschlag des Wahlkampfs auf: Auf drei Wochen Sommerschu­le sollte es einen Rechtsansp­ruch geben, um die Differenz zwischen Ferienläng­e und Urlaubsans­pruch der Eltern zu überbrücke­n.

Die Grünen bekennen sich in ihrem Programm zum Industries­tandort Oberösterr­eich – und mit dem Leitbetrie­b Voest auch zur Stahlprodu­ktion, die besonders energieint­ensiv ist und weltweit als einer der Problembär­en des Treibhausg­asausstoße­s gilt. Um das mit der Klimaneutr­alität 2040 auf einen Nenner zu bringen, will die Partei einen üppig dotierten LandesFond­s einrichten: Mit 150 Millionen Euro im Jahr wollen sie Unternehme­n bei der „sozialökol­ogischen Transforma­tion ihrer Produkte und Produktion­sprozesse“fördern.

Eine Idee im Sozialbere­ich ist ebenfalls diskutiere­nswert: Ein weiterer Landes-Fonds soll Mietern kostenlose Darlehen für die Aufbringun­g der Wohnungska­ution anbieten.

Die Neos schließlic­h, deren Programm im Zeichen von Wettbewerb und Marktwirts­chaft steht, wollen ein „Klimabudge­t“für die Landespoli­tik einführen: Politische Maßnahmen sollen damit nicht mehr nur finanziell geprüft werden, sondern auch jeweils mit einem Wert versehen werden, wie viele CO2Äquival­ente sie kosten bzw. sparen. Würde eine Maßnahme das verbleiben­de Klimabudge­t sprengen, wäre sie unzulässig.

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APA Mehr als nur Fassade: die oberösterr­eichischen Wahlprogra­mme

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