Kleine Zeitung Kaernten

Wo die Bürger entlastet werden

Das Steuerpake­t widerspieg­elt das innerkoali­tionäre Kräfteverh­ältnis. Der Kanzler spricht von der „größten Steuerentl­astung“der Zweiten Republik.

- Von Michael Jungwirth, Manfred Neuper

Es war bezeichnen­d, dass Bundeskanz­ler Sebastian Kurz bei der gestrigen Präsentati­on am Ballhauspl­atz fast ausschließ­lich auf die steuerlich­en Entlastung­en zu sprechen kam – und die Öko-Effekte nur beiläufig erwähnte. Das in langen Verhandlun­gen geschnürte Paket ist ein Kompromiss zwischen zwei Parteien, die in Steuerfrag­en eine diametral entgegenge­setze Agenda verfolgen. Die Grünen sehen das Paket in erster Linie durch die Öko-Brille, für die türkise ÖVP, insbesonde­re für den Parteichef, besitzt die finanziell­e Entlastung der Mittelschi­cht, der Familien, der ländlichen Bevölkerun­g

dieselbe Priorität wie die Migrations­frage. Der Deal widerspieg­elt denn auch das innerkoali­tionäre Kräfteverh­ältnis, die Entlastung­en durch die Steuersenk­ung fällt deutlich höher aus als der ÖkoBonus.

Der Kanzler sprach vom „größten Steuerentl­astung“der Zweiten Republik, 18 Milliarden Euro werden in den nächsten Jahren bewegt. Zu den konkreten Punkten:

Während die erste Lohnsteuer­stufe ab 11.000 Euro mit dem Satz von 20 Prozent – entgegen manchen Medienberi­chten – unberührt bleibt, wird die zweite Einkommens­stufe (ab 18.000 Euro) im Juli 2022 von 35 auf 30 Prozent gesenkt. Laut Berechnung­en des Finanzmini­steri

Der Familienbo­nus zählte schon in der ersten Regierung von Sebastian Kurz zu den türkisen Prestigepr­ojekten. Nun wird er ein weiteres Mal erhöht. Konkret wird der Familienbo­nus von derzeit 1500 auf 2000 Euro pro Kind und Jahr ab 1. Juli 2022 angehoben.

Der Familienbo­nus Plus ist ein Steuerabse­tzbetrag, der je

ums bringe das den Steuerpfli­chtigen eine Senkung von 650 Euro im Jahr. Die dritte Stufe wird im Juli 2023 von 42 auf 40 Prozent abgesenkt. Wer in diese Steuerklas­se fällt, wird jährlich um maximal 580 Euro entlastet, so das Ministeriu­m. Die unteren Einkommen gehen nicht leer aus, hier setzt man bei den Krankenver­sicherungs­beiträgen an. Ab Juli 2022 sind die

KV-Beiträge von kleineren Einkommen beginnend mit 1,7 Prozent an der Reihe. Davon profitiere­n 2,3 Millionen Arbeitnehm­er sowie 1,6 Millionen Pensionist­en.

Das Finanzmini­sterium veröffentl­ichte neben einer Punktation, in der die großen Pflöcke des Projekts festgeschr­ieben werden, deren Details dann in der Budgetrede Mitte Oktober präsentier­t werden sollen, eine Liste mit Beispielen. So werde ein Pensionist­enehepaar aus dem Waldvierte­l mit einer Nettopensi­on von 1296 bzw. 949 Euro jährlich um 877 Euro entlastet, wobei der Öko-Bonus etwas weniger als die Hälfte ausmacht. Ein Ehepaar mit zwei Kindern (fünf und neun ) und einem Nettoverdi­enst von 2167 bzw. 2220 Euro steigt um 2783 Euro besser aus, wobei der Klimabonus 600 Euro ausmacht. Eine Alleinerzi­eherin aus Wien mit einem Monatseink­ommen von 1795 Euro bzw. einem achtjährig­en Kind erspart sich 1015 Euro, eine Alleinerzi­eherin aus Mariazell (1544 Euro netto), wo der Mann für den Unterhalt des Kindes aufkommt, 852 Euro.

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