Sammelbecken für Kriegsrelikte
In den Kärntner Seen sind enorme Mengen von Kriegsmaterial. Für einen Taucher, der eine Granate herausholte, endete das tödlich.
Ein 59-jähriger Deutscher und ein Freund (43) hatten sich am Ossiacher See eingemietet. Nun ist klar, dass die beiden keinen gewöhnlichen Urlaub gemacht haben. „Sie tauchten aktiv nach Kriegsrelikten“, heißt es von der Polizei. Für den 59-Jährigen aus Sachsen-Anhalt endete das am Freitag tödlich. Eine Granate explodierte, als er damit am Ufer hantierte (wir berichteten).
Jedes Jahr werden von Entminungsexperten des Bundesheeres mehrere Tonnen Kriegsmaterial, darunter Handgranaten, Gewehre oder Munition aus den Kärntner Seen geholt. „Im zweiten Weltkrieg haben alle möglichen Armeen ihr Kriegsmaterial in den Kärntner Seen entsorgt“, weiß Erich Londer, Stadtpolizeikommandant in Villach und sprengstoffkundiger Beamter. „An den tiefen Stellen der Seen befindet sich enorm viel Kriegsmaterial.“
„Mit dem Problem entsorgter Waffen sind viele Gewässer in Österreich belastet, allerdings kaum irgendwo in so gewaltigem Umfang wie der Ossiacher See“, erklärt Autor und Kommunikationsberater Bernd Chibici. Seine Gattin Eva-Maria und er beschäftigen sich in ihrem Podcast „Die Magie des grünen Wassers“mit diesem Thema. Im Ossiacher See seien „gewaltige Mengen an Kriegsrelikten versenkt worden“, erzählt Chibici. In der Vergangenheit hätten Waffennarren und Geschäftemacher immer wieder versucht, heimlich Beute dieser Art zu machen. Doch zuletzt sei es ruhiger geworden. Wohl auch deshalb, weil sich in diesen Kreisen herumgesprochen hat, dass der Entminungsdienst tonnenweise Material herausgetaucht hat.
Für Privatpersonen ist das Tauchen nach Kriegsrelikten strengstens verboten. Hohe Strafen drohen. „Wer zufällig einen verdächtigen Gegenstand entdeckt, soll sofort die Polizei rufen, Abstand halten und keinen in die Nähe lassen“, appelliert Londer. Für Schwimmer seien die Kriegsrelikte ungefährlich. „Nur wenn man sie herauftaucht und anfasst, werden sie zur Gefahr.“´