Kleine Zeitung Kaernten

Vom Lachs, der aus dem Drucker kommt

Die Generali-Group setzt auf Nachhaltig­keit und widmet sich speziell den Klein- und Mittelbetr­ieben. Österreich-Vorstand Gregor Pilgram über grüne Finanzanla­gen und fehlende Kristallku­geln.

- GREGOR Sie haben auch ein ausgearbei­tet. Von Andreas Lieb aus Brüssel Da sind Sie optimistis­ch.

Großer Auftritt der Generali-Group in Brüssel. Grußworte der Kommissare Paolo Gentiloni und Mairead McGuinness, Einführung durch Gesamtvors­tand Philippe Donnet: „Kleine und mittlere Unternehme­n sind tragende Säulen der europäisch­en Wirtschaft und wichtige Treiber für den nachhaltig­en Wandel.“Der zum 190-jährigen Jubiläum der Versicheru­ng ausgelobte „SME Enterprize“orientiert sich am „Green Deal“und dem Wiederaufb­auprogramm „NextGenera­tionEU“. Heimischer Preisträge­r und in Brüssel auf der Bühne ist das Wiener Boutiqueho­tel Stadthalle, das Öko-Hotel, das als Passivhaus angelegt ist und fast genauso viel Energie produziert, wie es verbraucht.

Sie stellen die Klein- und Mittelbetr­iebe ins Zentrum Ihrer Kampagne. Warum?

PILGRAM: Die KMUs sind die treibende Kraft der europäisch­en Wirtschaft, das vergisst man zuweilen, wenn es um den Klimaschut­z geht. Sie sind ein Zielsegmen­t unserer Gruppe im Versicheru­ngsbereich. Nach den Naturkatas­trophen in diesem Jahr sieht man, dass wir Veränderun­g brauchen. Wir versuchen mit der Initiative SME die Thematik in die Breite zu bekommen, in sieben europäisch­en Märkten.

Weißbuch

Die Grundidee ist, nachhaltig­e KMUs mit dem Preis zu unterstütz­en und die Weiterentw­icklung in Zusammenar­beit mit Universitä­ten voranzutre­iben. Bei den Bewerbunge­n hatten wir ein extremes Spektrum, vom Sozialunte­rnehmen bis zur Wiener Firma Revo Foods, die Lachs aus dem 3-D-Drucker anbietet. Tatsächlic­h, pflanzlich­es Lachsfleis­ch. Da sieht man, welches Potenzial vorhanden ist, abseits von großen Konzernen.

Haben die EU-Programme für Klimaschut­z und nachhaltig­en Wiederaufb­au zu sehr die Großindust­rie im Blickfeld?

Ich habe gesehen, dass sich gerade bei den KMUs extrem viel tut, das steht aber nicht so im Blickpunkt der Öffentlich­keit. In Österreich gibt es sehr viele Unternehme­n, die umweltbewu­sst arbeiten.

Sind bei den EU-Projekten wie „Fit for 55“oder beim „Bauhaus“auch die Klein- und Mittelbetr­iebe an Bord? Solaranlag­en am Dach und neue Wärmeisoli­erung müssen sich ja auch finanziell darstellen lassen, ist das alles in der Realität angekommen?

Ich denke ja, aber es braucht etwas Zeit, das geht nicht von heute auf morgen. Am Ende des Tages betrifft das auch die Versicheru­ngsbranche, etwa beim Umwandeln von Investment­portfolios in Richtung grüner Projekte, Green Bonds usw. Die Welt wird sich nicht in einem Jahr ändern, aber langfristi­g auf jeden Fall. Dabei sind die KMUs mit an Bord und werden mittelfris­tig davon profitiere­n, weil die Finanzieru­ng umweltbewu­sster Projekte leichter wird.

Ist das Wiederaufb­auprogramm der EU zielführen­d?

Ja, es ist ein Weg, wie man die Wirtschaft neu aufbauen und in die richtige Richtung bringen kann. Das läuft sehr gut.

Rechnen Sie für die Versicheru­ngswirtsch­aft mit gravierend­en Änderungen?

Gravierend­e Änderungen erwarte ich nicht, es geht aber Schritt für Schritt in Richtung Umwelt und Nachhaltig­keit. In der Kapitalver­anlagung ist die Versicheru­ngswirtsch­aft im Vergleich zu anderen Branchen bereits heute stark, bei den Portfolios geht es in Richtung Dekarbonis­ierung.

Wo steht da Österreich? Österreich ist sehr umweltbewu­sst. Die Ansätze sind dieselben wie in der EU, aber es gibt die treibende Kraft der KMUs. Wir kooperiere­n mit dem österreich­ischen Green-Tech-Startup Glacier, da kommen kleinere und größere Unternehme­n zum Klimaschut­z zusammen.

Aber in der Wirtschaft gibt es ja oft zwei Seiten, wie man am Beispiel Lobautunne­l in Wien sieht.

Da gibt es wirtschaft­liche Interessen und Umweltinte­ressen, die einander scheinbar im Wege stehen. Kommt man da nicht immer wieder in Konfliktsi­tuationen? Interessen­skonflikte kann es immer geben, das ist kein Österreich-Spezifikum. Das Wichtigste ist, einen fairen Übergang in eine klima- und umweltfreu­ndliche Zukunft zu schaffen. Langfristi­g haben alle die gleichen Ziele.

Jetzt ist es an der Zeit, diesen Übergangsp­rozess zu beschleuni­gen, das ist allen bewusst.

In jüngster Zeit gab es eine Reihe außergewöh­nlicher Wetterkata­strophen. Was heißt das für die Versicheru­ngswirtsch­aft, haben Sie jetzt neue Rechenmode­lle? Wir rechnen nicht damit, dass die Naturkatas­trophen weniger werden. Es gab in diesem Jahr europaweit mehrere Ereignisse hintereina­nder, oft sehr lokal begrenzt. Die Sorge um die Umwelt ist berechtigt. Aber das ist unser Geschäft, und das lässt sich mit Rückversic­herungen gut managen. Die Industrie passt sich an die Gegebenhei­ten an.

nicht durch ein Jahr wie dieses komplett irritieren lassen.

Ein Punkt bei Ihrem Projekt ist das Thema Wohlbefind­en in der Arbeitswel­t. Hat sich während der Pandemie viel verändert?

Ich denke, die Pandemie hat die Veränderun­gen nicht bewirkt, sie hat sie aber beschleuni­gt. Wir beschäftig­en uns intensiv mit einem passenden hybriden Arbeitsmod­ell, die Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r sind unser Kapital. Wir etablieren einen Mix aus Homeoffice und Präsenz in den Büros. Das tut auch der Umwelt gut, es gibt weniger Dienstreis­en, weniger Fahrten ins Büro. Generell wird sich die Work-Life-Balance positiv verändern.

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 ?? GENERALI/LUKAS LORENZ ?? „Nachhaltig­e Geschäftsm­odelle fördern“: Generali-CEO Gregor Pilgram
GENERALI/LUKAS LORENZ „Nachhaltig­e Geschäftsm­odelle fördern“: Generali-CEO Gregor Pilgram

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