Initiative zum Sichtbar-Machen von schreibenden Frauen
87 Teilnehmerinnen, drei Gewinnerinnen: Am Wochenende wurde der erste Dramatikerinnen-Preis der nbv verliehen.
Als Sahnehäubchen auf ihrer Geburtstagstorte konnte die junge St. Veiterin Tara Meister gestern einen Preis im Rahmen des „Ersten Dramatikerinnenpreis“der neuenbühnevillach (nbv) genießen. Bei der Matinee im Villacher Kellertheater wurde die an diesem Tag 24 Jahre alt gewordene Medizinstudentin und Schriftstellerin für ihr radikales, feministisches Volksstück „fast Land“ausgezeichnet, das bis Ende Oktober fertiggestellt sein soll. Die patriarchalen Strukturen im Dorf, subtile Gewalterfahrungen von und Ansprüche an Frauen werden darin spannend thematisiert.
ist laut Jurorin Maria Teuchmann (Sessler Verlag) „schon ein alter Hase im Literaturbetrieb“: Als Finalistin bei den Österreichischen Poetry-Slam-Meisterschaften, Preisträgerin des
Kärntner Lyrikpreises und des Literaturwettbewerbes der Stadt Bleiburg ließ sie sich zur Ausschreibung der nbv unter dem Motto „neue. welt. ordnung“das nun ausgezeichnete Theaterstück einfallen.
Ebenfalls 1500 Euro Preisgeld erhält die Schweizer Dramatikerin und Schauspielerin Hannah Valentina Röhrich für ihr poetisches Jugendstück „Konradine und Effi“, das spielerisch und sensibel ein queeres Liebesthema mit der emotionalen Beziehung von zwei Mädchen aufgreift. Die beiden Jurymitglieder und Schauspielerinnen Mercedes Echerer und Katrin Ackerl Konstantin machten mit gelesenen Ausschnitten aus den prämierten Texten neugierig auf mehr.
Ein fixer Termin für die Premiere ihres Siegertextes ist für die rumänisch-deutsche Schriftstellerin Olga Zaks neben dem Preisgeld Bestandteil des Gewinnes: „Im Morast“wird im Kellertheater der nbv am 28. Oktober 2022 in der Regie von Doris Dexl die Uraufführung erleben. Krankheitsbedingt verhindert, schickte die Autorin eine flammende Rede zur Preisverleihung, die Sabine Pribil (Sessler Verlag) verlas. In ihrem Brief umkreist Zaks mit starken Worten die Themen ihres Textes, eines „monodramatischen Tribunals gegen die Menschheit“. Darin prangert sie Verbrechen gegen den Planeten an und stellt Anklagen der zukünftigen Generationen in Aussicht. Zornig verweist sie auf Stéphane Hessel („Empört Euch!“), Greta Thunberg, aber auch auf Künstlerinnen wie Ingeborg Bachmann und Pipilotti Rist: „Ist es nicht sonderbar, dass Greta wie Pippi Langstrumpf aus Schweden stammt?“