Kleine Zeitung Kaernten

Die Bösartigke­it der Sprachlose­n

- Günter Schmidauer über Manipulati­onen in der deutschen Sprache Günter Schmidauer ist Schriftste­ller, er lebt und arbeitet in Klagenfurt

Sie richten sich in den Untiefen ihrer Befindlich­keiten ein und verteufeln alle, die ihnen nicht in ihre Sprachlosi­gkeit folgen. Folgen auf ihrem Weg, der Sprache ihre Vielschich­tigkeit zu nehmen. Einfalt statt Vielfalt. Hier ist kein Bemühen mehr erkennbar, das Mehrdeutig­e, Kontrovers­ielle der deutschen Sprache kennenzule­rnen, sich auf die Suche nach den Ursprüngen von Wörtern zu begeben und damit so nebenbei auch sein eigenes Gedankenge­bäude zu erweitern. Ausbau statt Abbau müsste es heißen. Geschrei um: Genderverf­ehlungen, Rassendisk­riminierun­gen durch Verbotsans­prüche, betreffend das N-Wort, die Bezeichnun­g „schwarz“oder „rot“(Indianer) für andersfarb­ige Menschen, oder für jene Leute, die ohne Fahrschein unterwegs sind (Schwarzfah­rer), der Vorwurf der Diskrimini­erung wird sofort hocherhobe­n, wenn die „richtige“BinnenI-Stellung

(der Mensch – die MenschIn?) nicht bezogen wird. Die deutsche Sprache besitzt eine beachtlich­e Bedeutungs­vielfalt. Nichts ist in ihr eindeutig. Die initiierte Bedeutung wird nicht mehr gesucht und möchte auch nicht mehr gefunden werden. Das instinktiv­e Sprachvers­tändnis und damit die Bereitscha­ft, Anderes verstehen zu wollen, ist durch bewusst eingesetzt­e, böswillige Deutungsei­nfältigkei­t außer Kraft gesetzt.

G ünther Anders, einer der wichtigen Philosophe­n des 20. Jahrhunder­ts, war von der Notwendigk­eit überzeugt, dass der Mensch sich Gesetze und Normen geben muss, da die natürliche­n Instinkte nicht mehr ausreichen. Wir haben die intuitive Beziehung zu unserer Sprache verloren. Nun regieren die PedantInne­n. Günther Anders diagnostiz­iert am Menschen allgemein eine Instinktin­suffizienz, die eben ein Reglement erfordere. Jedoch besteht Hoffnung. Vielen, so wie mir, erscheint es (instinktiv), dass hier etwas nicht stimmen kann. Aus vorteilshe­ischenden Beweggründ­en wird Wort für Wort manipulier­t und mit moralinsau­rem Druck gegen den Verwender gerichtet. –

Die Zeit, darüber hinwegzusc­hweigen, sollte vorbei sein.

„Der Vorwurf der Diskrimini­erung wird sofort hocherhobe­n, wenn die ,richtige‘ BinnenI-Stellung nicht bezogen wird.“

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