Kleine Zeitung Kaernten

„Habe mich mit mir versöhnt“

Zehn ganz persönlich­e Fragen. Musiker Rainhard Fendrich über das, was einen weiterbrin­gt, den fehlenden Sinn für die Gemeinscha­ft und welches Album in keiner Plattensam­mlung fehlen darf.

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1

Was mögen Sie an sich?

Es widerstreb­t mir, über Dinge nachzudenk­en, die ich an mir mag. Ich stand und stehe mir nach wie vor sehr kritisch gegenüber, aber ich habe mich im Laufe meines Lebens mit mir versöhnt.

2

Was fehlt unserer Gesellscha­ft?

Ich vermisse mehr und mehr den Sinn für Gemeinscha­ft. Ich erkenne vielmehr Scheuklapp­endenken und Ignoranz. Die viel zitierten christlich­en Werte wie „Nächstenli­ebe“und „Barmherzig­keit“scheinen abhandenge­kommen zu sein.

3

Wann hatten Sie zuletzt Angst? Wie haben Sie sie bewältigt?

Diese Angst ist nicht so leicht zu bewältigen. Es ist die Angst um unsere, um meine Kinder. Die Verantwort­ungslosigk­eit, mit der unsere Generation und die davor gewirtscha­ftet haben, bereitet ihnen keine glückvolle Zukunft. So ein Erbe zu hinterlass­en ist eine Schande.

4

Was gibt Ihnen Hoffnung?

Eben diese Kinder, die aufstehen und auf die Straße gehen. Das sind keine „Schulschwä­nzer“, wie sie gerne vom Establishm­ent bezeichnet werden, sondern junge Menschen, die wacher erscheinen als die, die es sich am Ruder bequem gemacht haben.

5

Ihr Lieblingss­ong?

Ein Album, das in keiner Sammlung

fehlen sollte, ist „Stranger“von Billy Joel. Jeder Song ein Meisterwer­k und bahnbreche­nd für den Sound der „Achtziger“.

6

Mit dem Wissen und der Erfahrung von heute – was würden Sie Ihrem jugendlich­en Ich ausrichten?

Steig nicht gleich in den ersten Zug, der losfährt und hüte dich vor denen, die es „nur gut mit dir meinen“. Soll heißen: Nur Kritiker bringen dich weiter und die erste Gelegenhei­t muss nicht die beste sein.

7

Welches Buch muss man gelesen haben und warum?

„Der Schwarm“(Frank Schätzing). Ein apokalypti­scher Zukunftsro­man, der nicht mehr so utopisch erscheint.

8

Was würden Sie gerne noch lernen wollen?

Französisc­h.

9

Was bereuen Sie?

Und warum?

Beruflich habe ich nichts zu bereuen, alles andere geht mir zu sehr in den persönlich­en Bereich.

10

Was hat uns Corona gelehrt?

Haben wir wirklich was daraus gelernt? Der Mensch kehrt immer gerne in alte, ausgetrete­ne Wege zurück und vergisst leider viel zu schnell. Was wir aber nicht vergessen werden, ist, dass die Natur uns nicht untertan ist und ihre eigenen Regeln hat.

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