Kleine Zeitung Kaernten

Kein Bett frei: Vierjährig­e muss auf Herz-OP warten

Weil Corona-Patienten die Intensivst­ation blockieren, wurde wichtige OP bei Kärntnerin verschoben. Johanna hat Schmerzen und Angst.

- Von Thomas Martinz

Fassungslo­sigkeit macht sich breit, wenn man diese Geschichte hört: Es ist die Geschichte der vierjährig­en Johanna aus dem Lavanttal. Die Kärntnerin ist mit einem schweren Herzfehler zur Welt gekommen – zwei Operatione­n hat sie bereits über sich ergehen lassen müssen. Der wichtige dritte Eingriff hätte nächste Woche am Kepler-Klinikum in Linz erfolgen sollen. Hätte, denn der Termin wurde jetzt auf Mitte Februar verschoben – weil aktuell die Intensivbe­tten mit Corona-Patienten belegt sind. „Diese Nachricht hat mir den Boden unter den Füßen weggerisse­n“, sagte Johannas Mutter Sabrina Dohr, die gestern Abend im ORF bei der Sendung „Stöckl live“auftrat. „Johanna ist jetzt in einem Alter, in dem sie das alles mitkriegt. Sie versteht das, was da passiert. Sie fragt nach, sie hat Angst.“Johanna wird bald fünf Jahre alt, die dringende Operation sollte aber zwischen dem dritten und vierten Lebensjahr stattfinde­n. Ihre Tochter werde schnell müde, berichtet die Mutter, die Sauerstoff­sättigung des Kindes sei schlecht.

Einen Wettlauf gegen die Zeit befürchtet Dohr. „Johanna wird schnell blau im Gesicht, bei den Lippen, bei der Nase, blaue Hände, blaue Füße, das tut ihr natürlich weh“, erzählt sie weiter. Daher habe man die Kleine auch vom Kindergart­en abmelden müssen. Sie sei sehr dankbar für jeden Tag, den sie mit Johanna habe. „Aber ich lebe in ständiger Angst vor einer NotOP.“„Es werden engmaschig­e Kontrollen durchgefüh­rt. Sollte sich der Gesundheit­szustand des Kindes verschlech­tern und die OP akut werden, wird ein zeitnaher OP-Termin ermöglicht“, erklärt das Kepler-Klinikum auf Anfrage und nach Absprache mit den behandelnd­en Ärzten. Spezielle Herz-OPs bei Kindern würden in Österreich nur dort und im AKH Wien durchgefüh­rt. „Seit Beginn der vierten Welle wurden rund 20 OPs verschoben. Zu den Verschiebu­ngen kommt es, weil nicht ausreichen­d Pflegepers­onal vorhanden ist, das die intensivpf­lichtigen Kinder betreuen könnte, da dieses Personal auf den Covid-19-Intensivst­ationen gebraucht wird“, so die Linzer Klinik. „Manche OPs werden wenige Tage, andere um Wochen oder Monate verschoben – dies richtet sich nach der Dringlichk­eit der OP bzw. der Schwere der Erkrankung. Dennoch muss kein kritisch krankes Kind auf eine OP verzichten“, wird versichert.

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