Kleine Zeitung Kaernten

„Die Länder werden die Zügel straffer ziehen“

ANALYSE. Das Machtvakuu­m, das Sebastian Kurz in der ÖVP hinterläss­t, wollen die Länder füllen. Die Partei steht vor turbulente­n Zeiten.

- Von Veronika Dolna

Die Ära Kurz begann, wie sie endete: mit einer persönlich­en Erklärung. „So, wie’s war, kann es nicht bleiben“, sprach der damalige Außenminis­ter am 12. Mai 2017, zwei Tage nachdem Reinhold Mitterlehn­er zurückgetr­eten war, und meinte damit die Volksparte­i. Innerhalb von zehn Jahren hatte die ÖVP vier Parteichef­s verbraucht, Wähler verloren und eine desaströse Bundespräs­identenwah­l geschlagen. Kurz wollte die Veränderun­g übernehmen – aber er stellte Bedingunge­n: „Derjenige, der die Führung übernimmt, muss die inhaltlich­e Linie vorgeben und Personalen­tscheidung­en treffen dürfen“, verlangte er. Zwei Tage später gab der Parteivors­tand ihm alles, was er wollte. Kurz veränderte die ÖVP inhaltlich, personell, organisato­risch. Sogar die industriee­rdige Parteifarb­e der Konservati­ven überpinsel­te er. Türkis war das neue Schwarz.

Der Plan ging auf: Kurz gewann die vom Zaun gebrochene Wahl, die ÖVP stellte nach zehn Jahren wieder den Bundeskanz­ler. Die nächsten Neuwahlen im Bund brachten mehr Zuwachs, auch eine EU- und neun Landtagswa­hlen gaben den Türkisen Grund zum Feiern.

Doch dann kamen Korruption­sermittlun­gen, die sich immer näher an Sebastian Kurz heranfraße­n und sein makelloses Bild befleckten. Handyauswe­rtungen zeigten unter anderem, wie die ÖVP die Kirche unter Druck gesetzt hatte. Die türkise Verteidigu­ngsstrateg­ie, die Angriffe auf die Justiz, goutierten nicht alle in der ÖVP. Immer öfter mussten sich Landespoli­tiker für ihren Parteichef rechtferti­gen. Aus Oberösterr­eich, Vorarlberg und der Steiermark wurden erste kritische Stimmen laut. Es lief nicht mehr ganz rund für Sebastian Kurz. Trotzdem wurde er beim Parteitag Ende August mit 99,4 Prozent noch einmal zum D Parteichef gewählt. ie Niederlage bei der Graz-Wahl war der erste offensicht­liche Dämpfer. Zehn Tage später brach nach

Erst Ende August wurde Sebastian

Hausdurchs­uchungen in der Parteizent­rale und bei engen Mitarbeite­rn von Kurz wegen mutmaßlich­er Inseratenk­orruption der Zusammenha­lt in der Partei ein. Vor den Kameras stellte man sich hinter Kurz, im Hintergrun­d wandten sich Länder und Bünde von ihm ab.

Was lange ein Erfolgsfak­tor war – das handverles­ene und loyale Team –, erwies sich nun als Belastung: Niemand konnte Brücken bauen zu Länderorga­nisationen oder Bünden.

Nach dem Rückzug von Sebastian Kurz steht die ÖVP nun

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