Afghanistan – ewiges Objekt der Begierde
Im Drama „Ostpolzug“zeigt Arnolt Bronnen den Griff Alexanders des Großen nach Afghanistan wegen dessen strategischer Lage und Bodenschätzen, er scheiterte genauso wie die Briten im 19. Jahrhundert, dargestellt in Brechts Lustspiel „Mann ist Mann“. Eingezwängt zwischen Britisch-Indien und Russland behauptete Afghanistan seine Selbstständigkeit. Im Ersten Weltkrieg wurde Afghanistan zum Objekt der Begierde für Europas Zentralmächte, als im August 1914 nach wenigen Wochen die Front im Westen zum Stillstand kam und im Osten den russischen Truppen ein Einbruch tief in die Habsburgermonarchie gelang. Militärs und Diplomaten des Deutschen Reiches und der Habsburgermonarchie bildeten ein Expeditionskorps, das 1915 nach Afghanistan einsickerte, um in Kabul den Emir dazu zu bewegen, mit Guerillakriegstaktik gegen Russen und Briten vorzugehen, um russische und britische Militärkräfte in Asien zu binden, zur Entlastung europäischer Fronten. Afghanische Spezialkräfte wurden ausgebildet und führten mit Offizieren des Deutschen Heeres und der k. u. k.-Wehrmacht Operationen aus. Getarnt wurde das Unternehmen als diplomatische Aktion in Verbindung mit einer wirtschaftlichen Studienreise. Der afghanische Emir selbst blieb politisch neutral.
„Präsident Biden erkannte die Sinnlosigkeit und beendete den militärischen Irrsinn 2021.“
Doch die Politik hatte aus der Geschichte Afghanistans nichts gelernt. Leonid Breschnew versuchte Ende der 1970er-Jahre, die säkularen Errungenschaften der Republik Afghanistan wie gleiche Rechte für Frauen für sich zu reklamieren und scheiterte mit seiner Okkupationspolitik. Exemplarisch ist aber das Scheitern der Brzezinsky-Doktrin, als Präsident Reagan nach Vorbild der Aktionen der europäischen Zentralmächte im Ersten Weltkrieg in der Geheimoperation „Sommerregen“von US-Militär und Nato in Afghanistan islamistische Extremisten förderte, darunter Osama bin Laden, dessen Spezialkräfte dann 2001 die Twin-Towers in New York zum Einsturz brachten. Präsident Bush jr. verwickelte die USA in neue Kriege in Afghanistan und im Nahen Osten. Präsident Biden erkannte die Sinnlosigkeit und beendete den militärischen Irrsinn 2021. Herbert Gantschacher ist Regisseur, Autor, Produzent