Kleine Zeitung Kaernten

Soldat, Bauer und Lebensrett­er

Wolfgang Pirker (19) aus Liebenfels rettete einen Soldaten und wurde als „Rekrut des Jahres“ausgezeich­net.

- Von Elke Fertschey

Ein Verdacht muss nicht immer etwas Schlimmes sein. Wenn es sich zum Beispiel um einen Herzinfark­t handelt, der schnell behandelt werden muss, hat der Verdacht etwas Gutes. Weil man sofort die richtigen Maßnahmen ergreifen kann, so wie es Wolfgang Pirker (19), bis Sommer Grundwehrd­iener beim Villacher Pionierbat­aillon 1, gemacht hat. Während eines Orientieru­ngslaufes kollabiert­e ein Kadersolda­t und Rettungssa­nitäter Pirker stellte sofort aufgrund von Kurzatmigk­eit, Stechen in der Brust und leichten Schmerzen in der linken Hand die richtige Diagnose.

Er stabilisie­rte den Patienten und setzte sofort die Rettungske­tte in Gang. Für sein „rasches und kompetente­s Handeln“, mit dem er einem Teilnehmer das Leben gerettet habe, wurde der „fachdienst­liche Ersthelfer“vom Bundesheer als „Rekrut des Jahres“ausgezeich­net.

D ie fünfwöchig­e Intensivau­sbildung mit täglich elf Stunden Theorie und Praxis habe er immer noch im Kopf, sagt der Jungbauer aus Tschadam bei Liebenfels, der sich noch gut erinnern kann, wie er das richtige Reanimiere­n gelernt hat. Die sinnvolle Ausbildung könne ihm auch am elterliche­n „Tschadamer­hof“, wo er in einer Großfamili­e lebt, nützlich sein, ist der landwirtsc­haftliche Facharbeit­er überzeugt. Dass der Kadersolda­t nun mit drei Stents in der Brust wohlauf ist, freut den zukünftige­n Hofüberneh­mer, der sich seit Sommer wieder seiner Lieblingst­ätigkeit widmet: der Zucht und Pflege der 200 Milchkühe der Rasse Holstein.

Er könne sie alle an ihrer Kopfform und Farbe unterschei­den, erzählt Pirker. Er wisse sogar alle 200 vierstelli­gen Kennnummer­n der Kühe auswendig und könne jede zuordnen, wenn er die Kuh sehe, lässt er staunen. Manche Kühe haben zusätzlich noch Namen wie etwa „Happy Feet“, die seit ihrem Kalbsalter „ganz kleine, zarte Füßchen“habe.

Insgesamt leben 430 Rinder in riesigen Laufställe­n und verschiede­nen Gruppen auf dem Hof, der für seine köstlichen Käse bekannt ist. „Die Vieher sind uns ans Herz gewachsen“, sagt der Bruder einer älteren und einer jüngeren Schwester und beschreibt, wie der junge Stier „Mogli“, der das erste Mal Schnee sieht, freudig im Laufhof hüpft und „probiert, Schnee abzulecken“. Er habe sich schon als Kind nichts anderes vorstellen können, als Bauer zu werden, erzählt der Obmann der Krampusgru­ppe „Haidacher Moosbartl“. Nächstes Jahr möchte er die Ausbildung zum Käser absolviere­n, um der Oma, die viele Hart- und Weichkäse herstellt, zur Hand zu gehen und die Produktion für die nächsten Generation­en zu „retten“.

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KARLOVITS KK Pirkers Trophäe steht jetzt im „Tschadamer­hof “, wo sie der stolze Opa immer im Auge hat

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