Die Quadratur des Kreises
Der neue VW-Multivan präsentiert sich in der siebten Generation als reiner, urbaner Familienbus. Als Nutzfahrzeug wird er nicht angeboten. Das macht durchaus Sinn.
In einer von elektromobilen Bestrebungen und DesignerWettläufen heimgesuchten Zeit war er stets die Konstante. Der Multivan von Volkswagen, oft liebevoll, aber nie offiziell, als „Bulli“bezeichnet. Doch wie die Präsentation des neuen T7 zeigt, ist auch dieses Modell nicht vor Veränderungen gefeit. Was ist passiert?
Der neue Multivan, der ab sofort erhältlich ist, wirft alle seine Prinzipien über Bord, streicht das Multi aus seinem Namen. Das Auto für alle, ob für den mörtelnden Maurermeister oder den lockigen Surfer-Typen, wird künftig als Life-StyleGefährt und nicht als vielfältiges Nutzfahrzeug interpretiert.
Das zeigt auch die Plattform des Autos. Der neue Multivan basiert künftig auf dem MQBBaukasten, der auch bei Golf oder Tiguan zum Einsatz kommt. Das passt natürlich zum Vorhaben, das der Vertriebsvorstand Lars Krause selbst als „Quadratur des Kreises“beschreibt. Der Bulli soll salonfähig werden, mehr Urbanität versprühen, wendiger und schnittiger daherkommen. Innen wie Außen. Die geplante Umgestaltung sorgte im Vorfeld für Unmut unter Bulli-Fans.
Wir können nach der ersten Ausfahrt mit dem neuen Modell aber Entwarnung geben! Denn: Der neue Multivan, der neben zwei Benziner-Varianten auch als Plug-in mit 218 PS und 10,4-kWh-Batterie angeboten wird, macht vieles richtig. Er ist kein Schweizer Taschenmesser mehr, schneidet aber umso schärfer als die 6er-Generation. Schlichten Pragmatismus sucht man im Cockpit vergebens. gibt es feines, aufgeräumtes Ambiente zwischen Klassik und Modernität. Das kann VW besser, als viele andere Auto-Hersteller! Das fühlt sich wie in einem guten PKW an. Touch-Bedienfelder am Lenkrad (wie im Golf 8) gibt es nicht, dafür benutzerfreundliche Knöpfe.
Der Schalthebel findet sich auf Höhe des Touch-Displays, was im Cockpit Platz spart. Die Mittelkonsole lässt sich auf Schienen durch das gesamte Auto verschieben und mit wenigen Handgriffen zum mobilen
Tisch umbauen. Call it Running Sushi. Die sieben 18-Wege-Einzelsitze (Sitzbank gibt es keine mehr) sind leichter geworden.
Ein Detail, das viele T-Fans begeistern wird: Die Armlehnen können endlich mittels Knopf bedient werden und kommen ohne nerviges Rädchen aus!
Serienmäßig gibt es obendrauf zwei Schiebetüren. Auch wenn der T7 mit seinen horizontalen Rücklichtern, seinem geringeren Gewicht und seinen abgesenkten 1,90 Metern Höhe (Hallo Parkgarage!) zum städtetauglichen Family-PKW avanStattdessen
ciert, muss man keinen Charakterverlust befürchten. Im engen Stadtverkehr verhält sich der Multivan zwar deutlich weniger behäbig, spätestens auf der kurvigen Landstraße erinnert er aber an seine Eigenwilligkeit. Gut so!
Mit dem Versuch eines alltagstauglichen Autos bietet Volkswagen eine funktionale und sinnvolle Alternative zum SUV in der Stadt, vereint Bewährtes mit mutigen Impulsen. Die Nutzfahrzeug-Option für den T6.1 wird übrigens weiterhin, bis voraussichtlich 2024, angeboten.