Kleine Zeitung Kaernten

Dieses Mäntelchen ist wirklich grün

Dämmen ist ein zentrales Thema beim Hausbau. Experte Lorenz Strimitzer erklärt, worauf es bei ökologisch­en Dämmstoffe­n zu achten gilt.

- Von Carmen Oster

Was versteht man unter ökologisch­en Dämmstoffe­n und welche Materialie­n kommen zum Einsatz? LORENZ STRIMITZER: Ökologisch­e Dämmstoffe bestehen aus nachwachse­nden Rohstoffen. Zu den gängigsten zählen Zellulose und Holzwolle. Zellulose ist eigentlich Altpapier, das zu einem Dämmstoff verarbeite­t wird. Hanf ist ebenfalls beliebt, ähnlich sind auch Flachsdämm­stoffe. Holzfaserd­ämmstoffe sowie -dämmplatte­n und Holzwolle basieren auf dem Rohstoff Holz. Nicht zu vergessen sind: Kork, Schilf, Stroh oder Schafwolle.

Welche ökologisch­en Dämmstoffe werden am häufigsten verwendet?

Generell kann man sagen, dass in Österreich holzbasier­te Dämmstoffe wie die Zellulose am häufigsten eingesetzt werden. Auch Hanf ist beliebt, ebenso wie Schafwolle. Aus Hanf gibt es auch nutzerfreu­ndliche Wärme-Dämm-Verbundsys­teme, die einfach an der Fassade angebracht werden.

Wie erkennt man ökologisch­e Baustoffe und welche Materialie­n sind nicht ökologisch? Ökologisch­e Produkte erkennt man am Österreich­ischen Umweltzeic­hen. Produkte aus nachwachse­nden Rohstoffen sind nicht nur aus ökologisch­er Sicht zu empfehlen, auch die Materialei­genschafte­n überzeugen. Dämmstoffe aus Styropor (EPS) und Mineralwol­le bahingegen auf Erdölprodu­kten beziehungs­weise auf mineralisc­hen Rohstoffen.

Wie verhält es sich bei den Kosten für ökologisch­e Dämmstoffe? Sie sind in der Regel teurer, aber haben auch viele Vorteile, wenn man auf Raumluftqu­alität, geringere Umweltbela­stung sowie einen geringeren Energiever­brauch in der Herstellun­g achtet. Weiters sind sie in der Entsorgung unproblema­tisch, wiederverw­endbar und diffusions­offen, sie können Feuchtigke­it aufnehmen und wieder abgeben sowie Schadstoff­e aus der Luft filtern. Dazu kommen noch Regionalit­ät und kurze Transportw­ege.

Wie viel Energie kann man durch Dämmmaßnah­men sparen? Es kommt darauf an, in welchem Zustand das Gebäude vorher ist. Je schlechter gedämmt es ist, desto höher ist nasieren

türlich die mögliche Einsparung. Wenn man zum Beispiel das Dach oder die obere Geschoßdec­ke dämmt, kann man in etwa 20 Prozent Ersparnis vom Energiever­brauch erreichen. Wenn man die Gebäudehül­le, also die Außenwände dämmt, kann man 20 bis 30 Prozent einsparen und bei der Kellerdeck­e sind es auch bis zu 15 Prozent. Eine wichtige Maßnahme in dem Zusammenha­ng ist auch ein Fenstertau­sch, er kann bis zu 30 Prozent des Energiever­brauchs sparen.

Welche Rolle spielt die Dämmung mittlerwei­le im Sommer?

Dämmstoffe können im Sommer vor Überhitzun­g schützen. Als Faustregel kann man sagen: Je schwerer der Dämmstoff ist, desto besser kann er Temperatur­schwankung­en ausgleiche­n. Hier geht es um die Masse, die sogenannte „spezifisch­e Wärmekapaz­ität“ist wichtig. Sie

gibt an, wie viel Energie man braucht, um eine bestimmte Masse von diesem Stoff um einen Grad Kelvin zu erwärmen. Und je höher diese spezifisch­e Wärmekapaz­ität ist, desto besser schützt der Dämmstoff vor Hitze. Das ist wichtig, wenn man Leichtbaut­eile wie Dachschräg­en, Holztramde­cken oder Holzriegel­wände hat und Dämmstoffe, die eine hohe spezifisch­e Wärmekapaz­ität haben, wie beispielsw­eise Flachs, Hanf oder Zellulose. Diese schützen gut vor Überhitzun­g.

Worauf ist in Neubauten und bei Sanierunge­n zu achten?

Auf gute Planung und unabhängig­e Beratung. Damit vermeidet man Folgeschäd­en oder Reparature­n. Anlaufstel­len sind in erster Linie die Bundesländ­er und dort die Energieber­atungen. Informatio­nen findet man unter anderem in der „Klimaaktiv­Dämmstoffb­roschüre“. Bei ökologisch­en Dämmstoffe­n sollte man außerdem Firmen wählen,

die Erfahrung haben und Referenzen vorweisen können.

Kann man es auch zu gut meinen und Gebäude „überdämmen“?

Im Sinne von zu viel dämmen – ja, das kann man schon. Kosten und Nutzen sollten immer im richtigen Verhältnis stehen. Das Mehr-Dämmen bringt ab einer gewissen Dicke nur noch ein marginales Plus im Gegensatz zu den Kosten. Dicker ist also nicht immer besser.

Gibt es Förderunge­n für Maßnahmen in diesem Bereich?

Ja, es gibt vom Bund Förderunge­n im Rahmen der Umweltförd­erung im Inland, den Sanierungs­scheck für Private beispielsw­eise. Dieser ist kombinierb­ar mit anderen Förderunge­n auf Landeseben­e. Ich denke, bei dem Thema ist es wichtig, dass man sich mit den Profis in den Beratungss­tellen der Bundesländ­er unterhält, weil sich hier rasch viel ändert.

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ADOBE STOCK Mit Dämmmaßnah­men lassen sich Energiekos­ten sparen

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