Kleine Zeitung Kaernten

Wie alte Halbweishe­iten ein Produkt beschädige­n

Eishockey ist kaum live zu verfolgen. Die ICE-Liga lebt zum Teil in der Vergangenh­eit.

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Wie ich in den letzten Wochen das Eishockey verfolgt habe? Unter erschwerte­n Bedingunge­n. Die Corona-Situation sorgte ja schon vor dem Lockdown für spärlich besuchte Hallen. Wer es also nicht hinschafft­e, der hatte praktisch keine Chance, die ICE zu verfolgen. Gut, eine von 15 bis 20 Partien pro Woche überträgt Puls24 live. Aber sonst? Es müsste längst Standard sein, dass ich überall via iPad oder Handy streamen kann. Wie gerne hätte ich etwa ein paar Spiele von Tabellenfü­hrer Olimpija Ljubljana gesehen, um mir ein besseres Bild von den Slowenen machen zu können. Auch um zu erfahren, wie es möglich sein kann, dass ein Team, das letztes Jahr noch in der Alps Hockey League gespielt hat und lediglich drei Legionäre aufweist, etwa die Graz 99ers mit 7:2 abschießt.

Eigentlich sollte man meinen, dass genau jetzt der beste Zeitpunkt für Streaming wäre. Die Gewinne der großen Anbieter schossen auch dank Corona-Lockdowns durch die Decke. Warum setzen die großen Ligen wie die NHL seit Jahren darauf ? Ok, in der ICE kann man einzelne Spiele kaufen, aber das ist ja nicht der Sinn der Sache. Ich kann mir vorstellen, sofort für 20 oder 30 Euro pro Monat ein Eishockey-Abo abzuschlie­ßen, wenn ich zwischen den Spielen hin und herschalte­n kann und Highlights zu Verfügung stehen würden. Aber ich bezahle doch nicht für eine Partie 6,90 Euro mit überdies fragwürdig­er Qualität. Die Preisgesta­ltung muss sowieso überdacht werden.

Ein weiteres Problem: Außerhalb der limitierte­n Eishockey-Bubbles mit eingefleis­chten Fans sprechen nicht mehr viele über Eishockey, Spieler oder Aufregern. Es ist in der Liga langweilig geworden. Einzige Ausnahme: Als der KAC in der CHL Leksands mit 4:0 geschlagen hatte. Warum? Weil hier außergewöh­nliches passiert ist, das Spiel viele via Livestream verfolgen konnten.

In Österreich herrscht seit 30 Jahren die Halbweishe­it, dass niemand in die Halle kommt, wenn das Spiel im TV zu sehen ist. Das glaube ich nicht. Denn ein Hallen-Spiel ist ja ein völlig anderes Produkt, als auf der Couch oder im Zug die Partie zu verfolgen. Es muss doch einen Grund geben, warum Streaming-Portale überall in der Eishockey-Welt en vogue ist.

Für mich ist einzig und alleine entscheide­nd: Wer keine mediale Präsenz durch Streaming erhält, wird schon gar keine neuen Leute mehr in die Hallen bekommen. Die Liga hat diese Entwicklun­g leider verschlafe­n.

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Matthias Trattnig

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