Ein Mann für jeden Notfall
Anton Laggner (69) aus Feldkirchen hat 30 Jahre lang die Notfallaufnahme im AKH Wien geleitet.
Pensionsschock, sagt Anton Laggner, werde er keinen erleiden. Was auch damit zu tun habe, dass er noch Lehrverpflichtungen an der Medizinischen Universität habe, „reduziert zwar, aber immerhin“. „Das ist für mich eine gute Art der Abfederung.“Dass sich sein Alltag in der Pension drastisch geändert hat, steht fest. „Ich habe 30 Jahre lang um fünf Uhr in der Früh in der Klinik zu arbeiten begonnen. Das ist jetzt nicht mehr nötig, daran muss ich mich erst gewöhnen.“
Die Klinik, das ist die Notfallaufnahme im Allgemeinen Krankenhaus in Wien, zu deren Leiter Laggner 1991 berufen wurde und die er mit seinem Team zu einer der weltweit erfolgreichsten Kliniken für Notfallmedizin ausbaute. „Das hat es in dieser Form noch nicht gegeben“, erinnert sich Laggner, der die Aufgabe mit „voller Überzeugung und Herzblut“getragen hat.
Für sein Engagement wurde dem Mediziner jetzt das Große silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich verliehen. „Das ist für mich eine große Ehre, aber ich sehe es mehr als Anerkennung für die Abteilung und für das Team, mit dem ich gearbeitet habe.“Gerade in diesem Bereich gehe es in erster Linie um Teamarbeit. „Meine Strategie war immer, nichts im Alleingang zu machen, sondern sich miteinander zu besprechen und abzusichern.“aggner ist in Feldkirchen als ältester Sohn des Glasermeisters Anton Laggner aufgewachsen, und dass er nach der Matura den Entschluss fasste, Medizin zu studieren, hat mit einem Erlebnis in seiner Fami
Llie zu tun. „Eines Tages kam meine Cousine mit einer nicht behandelbaren Diagnose verzweifelt zu uns ins Geschäft. Da hab ich mir gedacht: Warum mache ich nichts, um solche Momente zu verhindern?“Dass sein Vater skeptisch war, änderte nichts. „Er dachte, als Arzt könnte ich nicht glücklich werden, aber das Gegenteil war der Fall. Ich bin sehr glücklich geworden.“
In den 30 Jahren wurden rund zwei Millionen Patienten in seiner Abteilung behandelt – von Schlaganfällen, Lungenembolien, Aortarissen über Herzinfarkte bis zu Herzstillständen. „Im Schnitt sind es etwa 50 Rettungsfahrten und drei Hubschrauber täglich, das ist ein buntes Programm. Man lernt dabei viel und verliert die Angst vor Notfällen.“
Eder das Große silberne Ehrenzeichen erhielt
inen Ausgleich zum Alltag hat er in der Natur gefunden. „Wir leben beim Wienerwald. Zehn Minuten sind es zur Klinik, drei Minuten zum Wald. Das war wichtig.“Rückhalt kam auch von seiner Familie. Laggner ist verheiratet und hat eine Tochter, die auch Ärztin ist. „Ohne funktionierende Familie wäre das alles wohl nicht gegangen.“Was ihn besonders freut, ist, dass die Ärztinnen und Ärzte, die bei ihrer Ausbildung seine Abteilung durchlaufen, international hoch angesehen sind. „Darauf kann man stolz sein.“
An die Rückkehr nach Kärnten denkt Laggner derzeit nicht. Nicht, solange er Lehrverpflichtungen an der MedUni hat. „Ich kann ja nicht 365 Tage im Jahr Urlaub machen. Auch nicht in der Pension.“