Ein Mensch fürs Gemüt
Entertainment, vor allem für „Oldies“: Horst Lichter ist 60.
In der Show „Bares für Rares“kommen alle möglichen Normalverbraucher ins Fernsehen, um Antiquitäten und Dachbodenfunde, Erbstücke und Gelegenheitskäufe von Experten schätzen zu lassen. Moderiert wird das nachmittägliche Erfolgsformat des ZDF, das auch einen österreichischen Ableger hat, von einem Mann, der sich voller Gemüt und Freundlichkeit seinen Gästen widmet. Ein Schnellduzer mit markantem rheinländischen Akzent, in dessen Redeweise es von Verkleinerungsformen wimmelt. Einer, der keiner Fliege etwas zuleide tun möchte und dessen Herzenswärme völlig undosiert vom Bildschirm herausstrahlt: Horst Lichter.
Der Mann mit dem Schnurrbart und der Brille hat ein unglaubliches Leben hinter sich. Der Sohn eines Bergmanns kam früh in finanzielle Schwierigkeiten und arbeitete nicht nur unter Tage, sondern auch auf einem Schrottplatz. Mit 26 hatte er einen Schlaganfall, mit 28 noch einen, samt einem Herzinfarkt. Lichter richtete sein Leben neu aus, der gelernte Koch eröffnete ein Lokal, das Kultstatus erreichte: die „Oldiethek“.
Als Koch gelang ihm der Einstieg ins Fernsehen, bis er 2006 mit Johann Lafer das eigene Format „Lafer! Lichter! Lecker!“moderieren durfte. So richtig „menscheln“lässt es Lichter seit 2013 bei „Bares für Rares“, wobei seine Frohnatur offenbar ein Schutzpanzer ist. „Als Clown habe ich im Leben alles überwunden“, sagt Lichter. Er ist ein merkbar sensibler, nachdenklicher Mensch, was auch in vielen Interviews dokumentiert ist. Auch dass er ein Kind im Säuglingsalter verlor, hat wohl zu Lichters stillem Ernst beigetragen.
Seine Popularität kann man leicht unterschätzen, sein Leben wurde bereits zu seinen Lebzeiten verfilmt, vor allem Zuseherinnen und Zuseher der älteren Generation sind von Lichters entgegenkommender und schwer sentimentaler Art begeistert. Seinen Geburtstag am Wochenende verbringt er angeblich ruhig. Ein rauschendes Fest wird es wohl erst nach Corona geben.