Kleine Zeitung Kaernten

Keine Atteste von Scharlatan­en

- Erwin Zankel hegt den Verdacht, dass die Politik nicht wirklich hart gegen Ungeimpfte vorgehen wolle. Erwin Zankel war Chefredakt­eur der Kleinen Zeitung.

Die Impfpflich­t sei bewusst als „Kontrollde­likt“gestaltet worden, betont die Regierung. Was den Unterschie­d zu normalen Gesetzen ausmache, wurde nicht erläutert. Wollte die Politik mit dem ungewohnte­n Begriff etwa andeuten, dass ohnehin nie oder nur ganz wenig kontrollie­rt wird?

Der Stufenplan für das Inkrafttre­ten der Impfpflich­t legt diesen Verdacht nahe. Im Februar werden die Impfmuffel mit 500-Euro-Gutscheine­n aus einer milliarden­schweren Lotterie gelockt und mit einem Brief des Gesundheit­sministers umworben. Damit hofft man, zumindest die Hälfte der eineinhalb Million bisher ungeimpfte­r Menschen überzeugen zu können. Die Schonfrist dauert aber noch länger. In der Phase 2 soll bloß stichprobe­nweise die Polizei mahnend einschreit­en, beispielsw­eise bei der Führersche­inüberprüf­ung. Erst in der Phase 3 ab Mitte März soll es ernst werden, sofern der Datenabgle­ich bis April endlich funktionie­rt. Ob dann tatsächlic­h die Strafbefeh­le an alle Verweigere­r verschickt werden, bleibt freilich abzuwarten. Sollten bis dahin 85 bis 90 Prozent der impfbaren Bevölkerun­g geimpft sein, so der Gesundheit­sminister, könnte das harte Durchgreif­en ausbleiben, sofern auch die Corona-Expertenko­mmission zustimmt.

Werden jedoch, was wahrschein­licher ist, die 85 bis 90 Prozent nicht erreicht, dann muss die Sanktionsm­aschine in Gang gesetzt werden. Wer gegen die Strafverfü­gung von 600 Euro beruft, riskiert bis zum Sechsfache­n als Buße. Das soll die Flut an Einsprüche­n eindämmen. Eine Bremse sollte auch die Einschränk­ung sein, dass nur Amtsärzte und Ambulanzen die Atteste zur Befreiung von der Impfpflich­t ausstellen dürfen. Damit will man den Druck auf Hausärzte vermeiden, Gefälligke­itsgutacht­en auszustell­en und vor allem den Scharlatan­en unter den Medizinern das Geschäft vermiesen. ohin das führt, war soeben bei den Unruhen in Voitsberg zu beobachten, wo der Vater eines neunjährig­en Schülers das Attest bei einem zeitweilig mit Berufsverb­ot belegten Arzt besorgte.

Ab Mitte März soll es ernst werden. Ob dann tatsächlic­h Strafbefeh­le an alle Verweigere­r verschickt werden, bleibt abzuwarten.

W

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria