Und die Nominierungen gehen 2022 an . . .
Morgen werden die OscarNominierungen verkündet. Nebst Jane Campion oder Kenneth Branagh ist auch Österreich mit „Große Freiheit“noch im Rennen.
Morgen wissen wir, ob es sich aus rot-weiß-roter Sicht auszahlen wird, am Sonntag, den 27. März, durchzumachen. Denn: Die Oscar-Nominierungen werden bekannt gegeben. Noch ist Österreich mit dem queeren Liebesdrama „Große Freiheit“mit dem fantastischen Ensemble rund um Georg Friedrich und Franz Rogowski im Rennen um einen begehrten Goldbuben in der Kategorie bester internationaler Feature Film – als eines von 15 Werken auf der Shortlist. Fünf werden nominiert. Den letzten Oscar für Österreich holte Michael Haneke für „Liebe“im Jahr 2013.
Sebastian Meises international prämierter und in Cannes uraufgeführter Film über die Diskriminierung Homosexueller nach dem Zweiten Weltkrieg muss sich in diesem Jahr einer
starken Konkurrenz stellen. „Große Freiheit“rittert neben dem japanischen Kritikerliebling „Drive My Car“von Ryusuke Hamaguchi, dem deutschen Kandidaten „Ich bin dein Mensch“von Maria Schrader, dem belgischen Animationsfilm „Flee“von Jonas Poher Rasmussen, dem kosovarischen Beitrag „Hive“von Blerta Basholli oder Joachim Triers gehyptem norwegischem Episodenfilm „The Worst Person in the World“um eine Nominierung.
Die begehrtesten Filmpreise der Welt leiden nach zwei Jahren Pandemie nicht an einem Mangel an qualitativ hochwertigen Beiträgen, obwohl die Kinos auch 2021 vielerorts monatelang zu blieben. Das Filmjahr glänzte mit großen LeinwandErlebnissen, allesamt reif für Nominierungen. Wie Denis Villeneuves opulentes Sci-Fi-Epos „Dune“, Steven Spielbergs Musicalverfilmung „West Side Story“, Thomas Paul Andersons nostalgieverliebter Trip „Licorice Pizza“oder Kenneth Branaghs betörender, autobiografischer Schwarz-Weiß-Film „Belfast“– der auch als Liebeserklärung ans Kino funktioniert.
Werden Netflix und Co. sich heuer endlich in den wichtigen Kategorien und erstmals in der Königsdisziplin „Bester Film“vergolden? Die Chancen dafür standen noch nie so gut. Die Streamingdienste, die längst die Filmproduktion aufmischen oder bei Indie-Festivals auf große Einkaufstour gehen, bieten sich heuer mit Satiren, Komödien, Musicals, Biopics oder Liaußerordentlich
teraturadaptionen besonders an. In Pole Position – nach Preisen in Venedig oder bei den Golden Globes – wartet Jane Campion („Das Piano“) mit ihrer bildgewaltigen und entlarvenden Abrechnung über toxische Männlichkeit, „The Power of the Dog“. Das Westerndrama ist auch für die Preise, die als Vorboten für die Oscars gelten, nominiert: Bafta sowie Directors Guild of America.
Auch Maggie Gyllenhaals feinsinnige Literaturadaption „The Lost Daughter“(Netflix), Aaron Sorkins brillante Komödie „Being the Ricardos“(Amazon), Adam McKays viel debattierte Satire „Don’t Look Up“(Netflix) oder Joel Coens glänzende Filmadaption „Macbeth“(Apple TV+) böten sich nebst anderen offensiv an.
Die Riege der Schauspielerinnen
und Schauspieler, die hoffen darf, dass sich ihr Marktwert alleine durch eine Nominierung ungemein steigert, ist lang und prominent: Lady Gaga („House of Gucci“), Olivia Colman („The Lost Daughter“, Kristen Stewart („Spencer“) oder Nicole Kidman („Being the Ricardos“) stellen sich an. Auch die Chancen für Will Smith („King Richard“), Denzel Washington („Macbeth“), Benedict Cumberbatch („The Power of the Dog“) oder Javier Bardem („Being the Ricardos“) gelten als aussichtsreich. Eindeutige Frontrunner fehlen bislang auf beiden Seiten.
Wie offen gegenüber dem Weltkino, mutiger Genrekost oder dem Mainstream die nach Kritik um Frauen und People of Colour nun diversere Academy ist, wird sich morgen zeigen. Die gute Nachricht: Noch nie in der 94-jährigen Geschichte nahmen laut Academy-CEO Dawn Hudson so viele der knapp 10.000 Stimmberechtigten an einem Voting teil wie heuer.