Ein bestechendes Angebot?
Neunzig Millionen Euro spendiert der Verwaltungsrat der Sozialversicherung der Selbständigen (SVS) für eine „umfassende Präventionsstrategie“für ihre 1,3 Millionen Kunden in Österreich. Die SVS sei „wirtschaftlich gut aufgestellt und könne sich das mit den Beiträgen der Versicherten leisten.“Im Klartext heißt das: Wenn Selbständige und Bauern einen „ganzheitlichen Impfschutz“nachweisen können, dann bekommen sie 100 Euro von ihrer Sozialversicherung.
Auch hier steckt der Teufel wie immer im Detail. Den entsprechenden Bonus gibt es nur für die, die nicht nur eine vollständige Covid-Impfung haben, sondern alle (sic!) vom nationalen Impfgremium empfohlenen Impfungen vorweisen können. Je nach Altersgruppe wird hier durchaus Unterschiedliches empfohlen. Neben der altbekannten MasernMumps-Röteln sowie Diphterie-Tetanus-Pertussis-Polio steht auch die Impfung gegen Influenza am Programm.
Wer alle Impfungen samt genauen Impfdaten und Identität nachweisen kann, dem steht als nächste Herausforderung die digitale Abwicklung bevor. Eine genaue Dokumentation ist erwünscht und der Digitalisierung geschuldet. Gut, dass Selbständige und Bauer schon vor Corona flexibel und frustrationstolerant sein mussten. Insbesondere, wenn es ihre eigene Prävention und die soziale Absicherung ihrer Familien betrifft.
„Ein gesundes Land braucht gesunde Selbständige – und jemanden, der sich ihrer sozialen Absicherung verschrieben hat“. Genau! Wie wäre es also, wenn dieser Jemand einfach all seinen Versicherten die empfohlenen (sic!) Impfungen von vornherein kostenlos ermöglichen würde, statt sie nachträglich mit einem minimalen Kostenzuschuss abzuspeisen? Schließlich sind es oft die prekären Verhältnisse kleiner Selbständiger und Bauern, die selbst geringere gesundheitliche Ausgaben schwierig machen. M it einem Geldschein vor ihrer Nase zu wedeln, wird wenig motivieren. Schlimmer: Es könnte weiteren Argwohn wecken.
Oft sind es die prekären Verhältnisse kleiner Selbständiger, die gesundheitliche Ausgaben schwierig machen.