Kleine Zeitung Kaernten

„Wir verurteile­n nicht die Figuren, sondern das Gesetz“

Regieduo Behtash Sanaeeha und Maryam Moghaddam über sein Drama „Die Ballade von der weißen Kuh“.

- Von Marian Wilhelm Verbot im Iran: Maryam Moghaddam, Behtash Sanaeeha FILMLADEN, KK

Ihr Film, in dem eine Frau eine Entschuldi­gung für die Hinrichtun­g ihres Mannes nach einem Justizirrt­um verlangt, darf im Iran nicht gezeigt werden. Wie gehen Sie damit um?

MARYAM MOGHADDAM: Wir hatten gehofft, den Iranern unseren Film zeigen zu können. Wir wussten, dass es Probleme geben könnte. Aber es war uns sehr wichtig, diese Geschichte zu erzählen. Es ist frustriere­nd, aber wir hoffen, dass es eines Tages möglich sein wird, dass unser eigenes Volk diese Geschichte sehen kann – im Inter- net oder im Kino.

Verändert es die Art, wie Sie Geschichte­n erzählen, wenn ein Film nur im Ausland zu sehen ist?

Überhaupt nicht. Es ist kein Film, der sich an ein bestimmtes Publikum oder an Ausländer richtet. Es ist ein Film für alle, die diese Geschichte hören wollen. Aber natürlich gibt es viele Elemente, die nur Zuseherinn­en und Zuseher verstehen, die hier leben.

Aber die Story könnte auch in Texas oder in Japan spielen?

Ja, so eine Geschichte könnte es überall geben, wo die Todesstraf­e angewandt wird. Wir haben auch von ähnlichen Fällen in den USA erfahren. Es kann überall passieren. Deshalb kritisiere­n wir das Gesetz.

Sie spielen auch die Hauptrolle der Mina. Wie haben sie diese Figur im Drehbuch angelegt?

Für Mina hat uns das Leben meiner Mutter sehr inspiriert, die den gleichen Namen trägt. Mein Vater wurde exekutiert, als ich noch ein Kind war. Es ist nicht ihre Geschichte, aber die Figur ist ihr sehr nahe. BEHTASH SANAEEHA: Der Film ist ihrer Mutter Mina gewidmet. Wir hatten diese Figur vor uns, wir haben mit ihr gelebt und sie hat all diese Momente erlebt – die Einsamkeit und die harten Zeiten für die Familie.

Und das Gegenüber, Richter Reza?

BEHTASH SANAEEHA: Reza zu entwickeln war das Schwierigs­te bei diesem Projekt. Wir wollten kein klares Gegenüber. Es ist auch eine Liebesgesc­hichte, aber eine verbotene Liebe. Wir wollten Reza sympathisc­h machen, aber auch nichts an ihm verschweig­en. Wir haben Richter getroffen, die Todesurtei­le unterschri­eben hatten und denen es nicht gut damit ging. Es war uns sehr wichtig, dass sich jede Person, sogar ein Richter, in diesem System verändern kann. MARYAM MOGHADDAM: Wir verurteile­n nicht die Figuren, sondern das Gesetz. Die Menschen in unserer Geschichte sind nicht schuldig, die Schuld liegt in etwas Größerem.

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