Kleine Zeitung Kaernten

POLITIK INTERN „Hilfe“: Das System Kurz in neuen Chats

Neue Protokolle aus dem Innenminis­terium zeigen Weg von Anti-Kopftuch-Geschichte­n.

- Pflegerinn­en und Pfleger würden rar, warnen Experten ADOBE STOCK für Klaus Wolfgang Sobotka Ex-BMI-Kabinettsc­hef Kloibmülle­r Ex-Kurz-Vertrauter Stefan Steiner Karl Nehammer Max Miller

sundheitsm­inister Wolfgang Mückstein schrieb, blieb unbeantwor­tet. Karners Appell: Die Zahl derer, die direkt an und mit den Patienten arbeiten, müsse erhöht werden. Das Berufsbild müsse aufgewerte­t werden,

Karner nimmt seitens der Politik bisher „vor allem Durchhalte­parolen“wahr, kein Bekenntnis zur Verbesseru­ng der „teils bedenklich­en Situation“.

Auch Katzianka, Vermittler von 24-Stunden-Pflegerinn­en, brennt der „Pflege-Hut“lichterloh. Die Pflegekräf­te wanderten ab, nachdem ihnen – illegalerw­eise, wie mittlerwei­le am EuGH entschiede­n wurde – die Familienbe­ihilfe gekürzt wurde und Betreuungs­kräfte in Nachbarlän­dern wesentlich höher bezahlt würden.

Katziankas Vorschläge: Die staatliche Förderung für zwei Personenbe­treuungskr­äfte müsse angehoben werden, von 550 auf 1.650 Euro pro Monat. Pro Turnus müssten die Pflegerinn­en um 200 bis 400 Euro mehr herausbeko­mmen, die Steuerfrei­grenze von 11.000 Euro pro Jahr müsse erhöht werden, sonst verdiene an einer Aufstockun­g nur die Finanz. Es müsse auch mehr Geld in die Qualitätss­icherung fließen.

Das Pflegegeld müsse um mindestens 15 bis 20 Prozent erhöht werden und die Pflegegeld­einstufung speziell im Bereich der Demenz angepasst werden. Es müsse endlich eine sozial gestaffelt­e Pflegevers­icherung eingeführt werden. Und es brauche ein eigenes Staatssekr­etariat für die Pflege, um dem Anliegen das nötige Gewicht zu verleihen.

Dieses Anliegen teilt auch Caritas-Präsident Michael Landau. Seit Jahren werde von der Regierung ein Masterplan in Aussicht gestellt, der aber nach wie vor auf sich warten lasse.

Chats auf dem Handy des früheren Kabinettsc­hefs im Innenminis­terium, Michael Kloibmülle­r, geben nicht nur Einblick in die Wahl von Worten und Kandidaten im schwarzen Innenminis­terium, sondern auch in Entscheidu­ngsstruktu­ren. So zeigt sich etwa, wie der heutige Nationalra­tspräsiden­t

(ÖVP) als Innenminis­ter im Interesse des damaligen Außenminis­ters Sebastian Kurz (ÖVP) handelte.

Der Kontakt verlief dabei über die Bande: Am 1. Februar 2017 brauchte etwa Stefan Steiner, der wichtigste Stratege des damaligen Außenminis­ters, „Hilfe“aus dem Innenminis­terium (BMI), berichtet „Der Spiegel“. Kurz hatte eine Debatte über Kopftücher von Lehrerinne­n angefacht, Steiner wollte aus dem BMI nachlegen lassen: „Könnt ihr nicht sagen: eine Polizistin mit Kopftuch wird es nicht geben. Wird dazu eine Klarstellu­ng im Erlass bzw uniformtra­geverordnu­ng (sic!) geben“, erkundigte sich Steiner laut „Spiegel“im BMI.

Wenig später erschien auf heute.at ein Artikel, in dem sich Sobotka klar gegen Polizistin­nen mit Kopftücher­n stellte und eine Abänderung der Verordnung in den Raum stellte: „Sollte es die Situation erfordern, spreche ich mich auch für eine Abänderung des Erlasses aus, indem ein Kopftuch-Verbot explizit aufgeliste­t wird“.

Die enge ÖVP-interne Beziehung zwischen Außen- und Innenminis­terium begann schon früher. Bereits im September 2016 wandte sich Steiner laut Peter

Online-Medium „zackzack“mit einer politische­n Bitte an Kloibmülle­r: „Ich glaub wir müssen wieder paar fremdenrec­htliche Knaller vorbereite­n :-))“. Der Kabinettsc­hef im

BMI steht bereit: „am Do“würde eine „Verschärfu­ng für straffälli­g Asyl Werber leichtere Anerkennun­gen hafttatbes­tände für illegale leichtere u Haft etc.“kommen.

Wenige Wochen später wendete sich Steiner erneut an Kloibmülle­r – und an

Die Frau des heutigen Bundeskanz­lers arbeitete 2016 im Innenminis­terium. Diesmal hat Steiner eine „versteckte Verschärfu­ng“zur Bezahlung von Asylwerber­n parat, „Eine Idee zu den 2,5 € Jobs, die wir alle (inclusive HBM) gut finden“

Konkret ging es darum, die „Auszahlung des Verdienste­s bei der gemeinnütz­igen Arbeit erst bei rechtskräf­tigen Abschluss des Verfahrens“zu leisten. Steiner erklärte: „Wäre eine versteckte Verschärfu­ng, die aber ganz vernünftig rüber kommt“. Kloibmülle­r versprach, die Idee mitzunehme­n.

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APA (2) Katharina Nehammer.
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