Die geflügelte Dame im Doppelpack
Christian Timmerer (45) wird erneut mit dem begehrten „EmmyAward“ausgezeichnet. Als ein Vater ruckelfreier Online-Videos.
Zwei „Emmy“-Awards in zwei aufeinanderfolgenden Jahren einheimsen? Ein Kunststück, das wenigen Schauspielern oder Regisseuren, dafür aber einem Kärntner Informatik-Professor gelungen ist: Christian Timmerer, Mitgründer und „Chief Innovation Officer“von Bitmovin, holte sich bereits 2021 mit seinen Kollegen Stefan Lederer und Christopher Müller den begehrten Preis der US-amerikanischen National Academy of Television, Arts & Sciences. Mit dieser Auszeichnung für Innovationen im Online-TV stellt sich das Klagenfurter Hochtechnologie-Unternehmen Bitmovin, das man fast zehn Jahre nach seiner Gründung kaum mehr als „Start-up“bezeichnen kann, in eine Reihe mit Tech-Giganten wie Apple, Google und Netflix.
Wetten, dass Timmerer ein Jahr später erneut die 39 Zentimeter hohe und 2,5 Kilogramm schwere Statuette einer geflügelten Frau mit dem Atom über dem Kopf verliehen wird, hätte wohl niemand angenommen. Ausgezeichnet wird der MPEG-DASH-Standard, den Timmerer maßgeblich mitentwickelte. Diesem Wortungetüm ist es zu verdanken, dass wir beim Videostreaming bewegte Bilder (meist) in hoher Qualität und ohne Ruckeln anschauen dürfen. Und damit auch Timmerer.
Der erste Meilenstein für diesen Video-Standard wurde 2010 an der Universität Klagenfurt gesetzt, vor zehn Jahren wurde MPEG-DASH veröffentlicht. Die Forschungsgruppe um den Kärntner hatte daran erheblichen Anteil. Mittlerweile wird an der sechsten Ausgabe des Standards gearbeitet, der in St. Johann im Lavanttal aufgewachsene 45-Jährige ist weiter Co-Leiter der dafür verantwortlichen Gruppe. Timmerer kam 1996 zum Studium nach Klagenfurt, habilitierte hier 2014 und ist seither assoziierter Professor. Er leitet das ChristianDoppler-Labor Athena mit mehr als 15 Forschern, das Bitmovin und die Uni Klagenfurt gemeinsam betreiben. Und da gebe es viel zu tun: Klimaneutrales Streamen ist am Radar, ebenso die Bewältigung viel höherer Datenvolumina; 16K oder eine noch höhere Auflösung stünden ante portas. Der Fokus in Klagenfurt liegt auf dem Streamen von Live-Inhalten: „Im Livestreaming wird viel Bandbreite verschwendet, wir wollen die Anwendungen noch effizienter machen.“
Kärnten sei ein guter Nährboden für weltweit führende Technologie-Forschung, sagt Timmerer. „Universität und Lakeside wachsen, Infineon glänzt, und dazu diese Lebensqualität, die man sonst kaum wo findet.“Einzig das Reisen sei noch problematischer geworden. Der zweite Emmy-Award freut ihn besonders: „Für Region und Studierende ist es wichtig zu sehen, dass man auf der Uni Klagenfurt Dinge lernen kann, die man im Leben benötigt.“Etwa, wenn man sich das nächste YouTubeVideo anschaut und dem Miterfinder des dafür nötigen Standards bei der Entgegennahme des wichtigen Fernsehpreises in Las Vegas Ende
April zusieht.