Kleine Zeitung Kaernten

Hintergrun­d

- Kritiker fordern die des Postens. Historiker Siegfried Beer, bis zur Pensionier­ung an der Uni Graz tätig, ist Experte für Geheim- und Nachrichte­ndienste

Israelitis­che Kultusgeme­inde, SOS Mitmensch, die Grünen (Olga Voglauer), aber auch Slowenenor­ganisation­en (Skup, Verband ausgesiede­lter Slowenen) fordern den Rücktritt von Stephan Tauschitz als Leiter des Landesamte­s für Verfassung­sschutz und Terrorismu­sbekämpfun­g. Er war 2008 und 2010 als damaliger ÖVP-Klubobmann beim Ulrichsber­gtreffen Gastredner („Wir gedenken, aber wir bewerten nicht“).

verändert. Er ist so schlau, um jetzt zu bekunden, dass er solche Aussagen heute nicht mehr treffen würde. Das ist einerseits Verteidigu­ng, aber man kann es auch als seriös nehmen, dass er es so sieht. Dass er laut Medien Demonstran­ten beim Ulrichsber­gtreffen als dumm bezeichnet hat, ist auch heute noch unangenehm. Eine Nähe zu rechten Positionen wäre möglich. Ich weiß es nicht.

Landespoli­zeidirekto­rin Michaela Kohlweiß betonte, dass Grußworte kein Kriterium für eine Ablöse seien, für seine Arbeit seit 2017 gebe es keine Beschwerde­n, keine Auffälligk­eiten. Doch Kritiker halten Tauschitz für „untrag

bar“. Wie groß ist der Imageschad­en für den Verfassung­sschutz?

Es ist sicher unangenehm, aber ich nehme an, dass Tauschitz es durchstehe­n wird und bleibt. Dann muss er sich besonders anstrengen. Vergleichb­ar ist das mit den Geschehnis­sen auf Bundeseben­e 2018, mit der Razzia im BVT nicht.

Neuausschr­eibung

Landeshaup­tmann Kaiser hat es betont: Die Entscheidu­ngen wurden in Wien getroffen. Vom universitä­ren Bereich weiß ich: Wenn es für einen Posten zu wenige Bewerbunge­n gab, dann bemühte man sich aktiv, mehr zu bekommen.

Oder man will genau diese eine Person, die als Bewerber bleibt?

Dann macht man sich suspekt. Das schaut nicht gut aus.

Welche Konsequenz­en sollte es nach dieser Causa geben?

Es wäre kein Nachteil, wenn man im Innenminis­terium zugeben würde, dass es keine gute Vorgangswe­ise war und man den Posten neu ausschreib­en würde. Dann wäre das Bemühen da, alte Besetzungs­weisen zu verhindern. Und Tauschitz kann sich dann wieder bewerben. Aber die Involviert­en werden zu stolz sein und es durchdrück­en. Ein Imageschad­en ist jedenfalls da. Wie groß er ist, das hängt auch davon ab, wie

Tauschitz sich jetzt schlägt. So etwas hätte in allen Bundesländ­ern passieren können.

Braucht jedes Bundesland einen eigenen Verfassung­sschutz?

Ich glaube nicht. Da hat man alte Strukturen übernommen. Das LVT-System ist auch von den Polizeidir­ektoren des Landes abhängig. Es ist ein Doppelspie­l. Von der Kontrollko­mmission, die unabhängig ist vom Ministeriu­m, höre ich noch nichts. Das jetzt wäre ein Fall.

Kritik an Tauschitz gibt es auch, weil für LVT-Leiter Nebenjobs verboten sind. Er ist Gesellscha­fter der Beratungsf­irma HDTS und meint, das Innehaben von Vermögensr­echten sei keine Nebenbesch­äftigung. Ist es so?

Nach gesetzlich­er Definition stimmt es wahrschein­lich. Aber es ist nicht günstig. Ich würde es ruhend stellen. Das fällt alles unter die neue Sensibilit­ät, die es geben muss. Und die kann nicht groß genug sein. Da hat auf Bundeseben­e die neue Mannschaft mit Direktor Omar Haijawi-Pirchner die Fehler der Vergangenh­eit erkannt und ist bemüht, reibungslo­s ins neue System zu kommen. Und dann passiert das in Kärnten.

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