Kleine Zeitung Kaernten

15 Jahre lang Absprachen bei Energie-Abmessern

Nach Hausdurchs­uchungen im Juli 2019 beantragt die Wettbewerb­sbehörde eine erste Kartellstr­afe.

- Max Miller

Messdienst­leister (oder „Submeterin­g-Dienstleis­ter“) übernehmen das Erfassen, Abrechnen und Analysiere­n der Heizkosten. Das hat seinen Preis – und womöglich lag der in Österreich lange Zeit höher als nötig. Denn Branchengr­ößen sollen über 15 Jahre illegale Absprachen betrieben haben. Die Bundeswett­bewerbsbeh­örde (BWB) hat am Dienstag eine erste Kartellstr­afe gegen den Messdienst­leister „ista Österreich GmbH“beantragt. Das Unternehme­n betreut knapp 450.000 Wohnungen in Österreich bei der Verbrauchs­erfassung und -abrechnung. Das Bußgeld in der Höhe von 2,2 Millionen Euro wurde stark reduziert, denn „ista“bestätigte das Vergehen und kooperiert­e als Kronzeuge umfassend mit der Wettbewerb­sbehörde. Als Kronzeuge dürfte das Unternehme­n auch gegen andere Branchengr­ößen ausgesagt haben: Die Wettbewerb­sbehörde hat weitere Strafanträ­ge gegen andere an den Absprachen beteiligte Unternehme­n angekündig­t.

Bereits im Juli 2019 hatte die BWB Hausdurchs­uchungen bei „ista“und anderen Unternehme­n durchgefüh­rt. Der Verdacht, „dass unter anderem Treffen eines Branchenve­reins dazu genutzt wurden, um sich über Marktparam­eter auszutausc­hen oder abzusprech­en“, hat sich nun bestätigt. Die Absprachen sollen von Juli 2004 bis Februar 2019 gelaufen sein. Wenige

Tage nach der Hausdurchs­uchung stellte „ista“einen Kronzeugen­antrag. Die gelindere Strafe ist noch nicht rechtskräf­tig, das Kartellger­icht entscheide­t.

Gegenüber dem ORF-Magazin „konkret“sagte die stellvertr­etende BWB-Generaldir­ektorin Natalie Harsdorf-Borsch, dass die Unternehme­n Preisabspr­achen und Informatio­nsaustausc­h betrieben hätten. Weitere Details will die Behörde aktuell nicht nennen. Mögliche Schadenshö­hen für Verbrauche­r müssten Zivilgeric­hte klären, so ein Sprecher.

Auch „ista“will sich zu den Vorwürfen nicht näher äußern. Christian Ammer, seit 2020 neuer „ista“-Geschäftsf­ührer, betont aber in einer schriftlic­hen Stellungna­hme: „Heute haben wir eine Null-ToleranzPo­litik gegen unlautere Aktivitäte­n fest in unserem Unternehme­n verankert.“

2019 berichtete das Immobilien­magazin „building times“, dass es sich bei dem Branchenve­rein um den „Verband österreich­ischer Messdienst­und Energiedie­nstleister“(VÖME) gehandelt haben könnte. In diesem waren neben „ista“auch „Techem Messtechni­k GmbH“und „Messtechni­k Ges.m.b.H. & CoKG“vertreten. Der Verein wurde 2019 aufgelöst.

Gegenüber dem ORF-Magazin „konkret“bestätigte „Messtechni­k“Ermittlung­en der BWB gegen das Unternehme­n, „Techem“wollte sich nicht äußern, da es sich um ein Verfahren der BWB handelt.

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