Der Superstar zweifelt an sich
Nach zweitem Ausfall in Serie will Mikaela Shiffrin „alles hinterfragen“.
Der sportliche Albtraum bei Olympia hat kein Ende. Nach ihrem frühen Ausfall im Riesentorlauf schied Mikaela Shiffrin auch im ersten Lauf des Slaloms nach wenigen Toren aus. Mit hängendem Kopf und ungläubiger Miene saß die 26-Jährige minutenlang neben der Strecke, ehe sie zu den Interviews schritt. „Es ist nicht das Ende der Welt und es ist dumm, das so wichtig zu nehmen“, sagte die bitter enttäuschte US-Amerikanerin, „aber ich glaube, ich muss jetzt vieles hinterfragen.“Immer wieder schloss sie dann beim Sprechen die Augen oder machte kurze Pausen, letztlich konnte sie die Tränen nicht mehr zurückhalten.
Innerhalb von drei Tagen hat die Gesamtweltcup-Führende zwei große Medaillenchancen liegen gelassen. „Es ist noch nicht vorbei“, sagte Shiffrin, die in allen Bewerben antreten wollte, aber: „Der Fokus lag auf RTL und Slalom. Es fühlt sich wirklich nach viel Arbeit für nichts an.“Weitere Starts wolle sie überdenken: „Wenn ich beim fünften Tor hinausfahre, was bringt es dann? Wir haben Athletinnen, die die Lücke füllen können.“
Sie werde versuchen, noch einmal den Reset-Knopf zu drücken, kündigte sie an. „Vielleicht gelingt es mir diesmal besser“, sagte sie. Auch, wenn sie nicht genau wisse, wie. Shiffrin, normal die Konstanz in Person, kennt solche Situationen nicht. „Natürlich ist der Druck groß, aber das war nicht das größte Thema heute“, sagte sie.
Mit einer Liebesbotschaft versuchte ihr Freund Aleksander Aamodt Kilde die USAmerikanerin aufzubauen. „Wenn man sich dieses Bild (von der im Schnee sitzenden Shiffrin, Anm.) anschaut, kann man sich so viele Aussagen, Bedeutungen und Gedanken machen (...) Ich sehe nur eine Spitzensportlerin, die tut, was eine Spitzensportlerin tut! Es ist ein Teil des Spiels und es passiert. Der Druck, den wir alle im Sport auf Einzelpersonen ausüben, ist enorm, also lasst uns die gleiche Unterstützung zurückgeben. Es dreht sich alles um das Gleichgewicht und wir sind ganz normale Menschen! Ich liebe dich, Kaela“, schrieb der 29Jährige, der am Vortag im Super-G Bronze geholt hatte, auf Instagram.