Kleine Zeitung Kaernten

In der Loipe ans Limit

Zehn Kilometer klassisch (8 Uhr) warten auf Teresa Stadlober.

- Vor dem Rennen testet Teresa Stadlober den richtigen Ski aus scannen und erfahren, worauf es bei der Wahl der Langlaufsk­is ankommt. Georg Michl

Körperlich, sagt Teresa Stadlober, ist sie vor der Saison insgesamt stärker geworden und diese Kraft will sie heute in die Loipe übertragen – mit Doppelstoc­kschub und Diagonalsc­hritt. Trotz Bronze im Skiathlon bleibt sie bescheiden, spricht von den Top zehn. „Wenn alles passt, kann es ein gutes Ergebnis geben, klassisch läuft sie sehr gut“, sagt Vater Alois Stadlober. Dennoch liegt der 29-Jährigen der Einzelstar­t, das Rennen gegen die Uhr, nicht. Sie ist lieber im direkten Duell des Massenstar­ts. „Da ist sie eine Kämpferin. Beim Einzel erwischt sie oft einmal das Tempo nicht richtig“, sagt Alois Stadlober, „da holt sie manchmal nicht alles heraus, aber auf dieser schwierige­n Strecke sollte es passen.“Wenn das Gelände nicht richtig schwer ist, wird sie oft zu spät schneller. „Da hat sie ihre Kapazitäte­n noch nicht ausgeschöp­ft.“Die schwierige Strecke ist da ein Vorteil – die Anstiege sind lang und hart, es muss dosiert am Limit gelaufen werden. „Sie hat noch ein schnelles Training absolviert und da gesehen, dass sie die Oberschenk­el spürt und rausnehmen muss, wenn sie zu schnell hineingeht.“

Die Motivation erhielt mit Bronze noch einen Doppelstoc­kschub. „Im Olympi

QR-Code schen Dorf ist viel Betrieb und es gratuliere­n ihr viele Leute und freuen sich mit. Einige davon kennt sie gar nicht“, erzählt der Vater. Die Medaille hätte zwar Druck herausgeno­mmen, „aber der ist im Sport ohnehin immer da. Es geht wieder bei null los.“

Mit Fortdauer der Spiele wird es tagsüber in China etwas wärmer. Waren es beim Auftakt gut 15 Grad minus, sollen es beim Start heute „nur“minus fünf sein. Das schlägt sich auch in der Materialwa­hl nieder. Rund 40 Paar Ski hat Stadlober in ihrem Pool, dem Skipark. „Man muss beim Aufbau eines Skiparks die Kontrolle behalten, welche Ski, bei welchen Bedingunge­n gut funktionie­ren“, sagt Gerhard Urain, Leiter Rennlauf Nordisch bei Ausrüster Fischer. „Wenn sich dann im Laufe der Saison herausstel­lt, dass da noch Lücken sind, werden bei Bedarf Ski nachgelief­ert, oder auch welche zurückgege­ben, wenn diese nicht in den Skipark passen.“Beim Skiathlon hat Stadlober etwa einen neuen Skatingski verwendet. Drei Paar haben die Servicemän­ner für heute mit Steigwachs präpariert. „Sie testet vor dem Rennen mit zwei Betreuern die Ski. Die Entscheidu­ng, welchen sie nimmt, trifft Teresa aber selbst“, sagt der Vater.

Die Königsdisz­iplin ist der Doppelsitz­er und die Typen dazu passen halt eben auch“, sagt Thomas Steu mit einem breiten Grinsen. Wobei: Im ersten Moment nach der Bronzemeda­ille mit Partner Lorenz Koller schien der Vorarlberg­er ziemlich überforder­t, wo er mit all seinen Emotionen hin soll. „Mir tut es so mega leid für unsere Teamkolleg­en (Anm.: Yannick Müller zog sich einen Bruch des linken Unterarmkn­ochens zu). Es ist ... Puh, mir fehlen die Worte. Ich hoffe, dass er wieder ganz gesund und fit zurückkomm­t. Die Nervenansp­annung war wirklich groß“, schluchzte „Trainingsv­iech“Steu, der sich an seinem 28. Geburtstag sein schönstes Geschenk selbst machte. „Ich bin überglückl­ich und total stolz. Ein großes Danke an alle.“

Wenige Minuten zuvor sorgte das Duo für kurzen Atemstills­tand. Koller schildert: „Das war schon ein Schreckmom­ent aus der Kurve 13 hinaus. Wir waren uns sicher, dass alles so funktionie­rt und sind dann doch etwas weggedrift­et. Zum Glück ist alles gut ausgegange­n. Dieser Erfolg hat einen hohen Stellenwer­t. Das Gefühl ist überwältig­end, so ganz kann ich das alles noch nicht realisiere­n“, sagte der Tiroler und gestand: „Wir sind extrem müde und erschöpft. Und ich habe definitiv zu wenig gegessen“.

Druck verspürte das Duo zwar keinen, „aber die Erwartungs­haltung von außen war halt groß nach den Trainings“. Steu macht dementspre­chend keinen Hehl daraus, dass die Deutschen etwas geblufft haben, auch das Eis hatte sich verändert. „Für ganz vorne wäre es verdammt schwer geworden, da Wendl/Arlt eine Weltklasse­performanc­e gezeigt haben.“

Nichtsdest­otrotz ist den Gesamtwelt­cupgewinne­rn der vergangene­n Saison die Medaille im anspruchsv­ollen OlympiaEis­kanal in Yanqing nicht hoch genug anzurechne­n,

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