Mit 16 Jahren Verspätung holte Jacobellis endlich Gold
2006 in Turin hatte die US-Amerikanerin eineinhalb Hände an der Goldmedaille, diesmal griff sie zu.
Voll fokussiert zeigt sich Janine Flock (links) vor ihrem Start am Freitag in Peking.
Auch im
Spagat macht sie eine Topfigur (oben) in Personalunion, gab den Hinweis: Seine Herzdame habe die Karten noch nicht aufgedeckt.
ist ständiger Begleiter. Flock weist darauf hin, „dass es Nichtsportler genauso trifft wie Profisportler“. Auch wenn derzeit die Folgen für die Olympiateilnehmer evident sind: „Mir geht es darum, dass ich der Gesundheit wegen nicht positiv sein will. Man wird aber zur Getriebenen“, sagt Flock, deren Familie die Gefahr des Virus kennenlernen musste: „Und wenn man das auf der Intensivstation mitbekommt, wird einem bewusst, was wirklich wichtig ist. Mich selbst hat das Virus auch erwischt, allerdings zu einem günstigeren Zeitpunkt. Aber ich vergesse nicht, dass es eine Zeit nach dem Sport gibt.“
Lindsey Jacobellis ist auf ihrer 16 Jahre andauernden Achterbahnfahrt endlich ganz oben angekommen. Im Snowboardcross-Finale der Damen fuhr die 36-Jährige als Erste über die Linie und sicherte den USA die erste Goldmedaille bei den Winterspielen in Peking. Ein goldener Kuss, der Jacobellis aus ihrem OlympiaAlbtraum erweckte.
Es ist der 17. Februar 2006. In Turin geht die 20-jährige Lindsey Jacobellis als Favoritin auf den Sieg ins Finale des erstmals bei Olympischen Winterspielen ausgetragenen Bewerbs. Jacobellis setzt sich früh ab – die erste Konkurrentin stürzt, eine zweite crasht ins Netz. Nur noch zwei Sprünge trennen die US-Amerikanerin vom großen Triumph. Doch statt die Hand an das schönste olympische Edelmetall zu legen, greift sie übermütig nach ihrem Board. Der „Grab“, er wurde zum fatalen Griff. Jacobellis stürzte, die Schweizerin Tanja Frieden – die einzige verbliebene Konkurrentin – fuhr unverhofft an der US-Amerikanerin vorbei zum Sieg. „Snowboarden macht Spaß, ich hatte Spaß“, sollte Jacobellis später ihre scheinbar unerklärliche Entscheidung erklären.
SNOWBOARDCROSS–DAMEN
1.
Lindsey Jacobellis
(USA)
2.
Chloé Trespeuch
(FRA)
3.
Meryeta Odine
(CAN)
4. Belle Brockhoff (USA)
5. Julia Pereira Mabileau (FRA)
6. Tess Critchlow (CAN)
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25. Pia Zerkhold (AUT)
In den Folgejahren dominierte Jacobellis bei nahezu allen Großereignissen, holte sechsmal WM-Gold und neun Goldmedaillen bei den X-Games. Die Wiedergutmachung bei Olympia sollte aber nicht gelingen. In Vancouver 2010 wurde Jacobellis im Semifinale nach einem Torfehler disqualifiziert. In Sotschi 2014 stürzte sie – wieder mit großem Vorsprung – im Halbfinale, 2018 in Pyeongchang kam sie nicht über den vierten Rang hinaus.
Erst 2022 folgte endlich die Erlösung. „Die Athletinnen werden besser, schneller, es ist viel härter“, wusste Jacobellis über die Gewichtung ihres Triumphs. „Ich habe mich schon als Gewinnerin gefühlt, dass ich überhaupt ins Finale gekommen bin.“Nach der Zieleinfahrt überwältigten sie die Emotionen. „Ich habe begonnen zu weinen, dann wollte ich schreien, dann habe ich mich einfach hingesetzt und war still“, sagte sie. „Es ist unvermeidbar, sowohl Höhen als auch Tiefen zu erleben. Ich bin dadurch als Mensch gewachsen und als Athletin besser geworden.“Bei den Olympischen Winterspielen in Peking war sie die Beste – und hat 16 Jahre nach dem folgenschweren Griff ans Board olympisches Gold in ihren Händen.
Pia Zerkhold hingegen schied bei ihrem Olympiadebüt bereits im Achtelfinale aus. „Ein bitteres Ende“, war die 23-jährige Niederösterreicherin enttäuscht.
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