Steinalt, aber sie rocken und rollen noch
Gehen zwei 78-Jährige und ein 75-Jähriger auf die Bühne. Keine Sorge, es folgt kein Witz. Denn alle Witzeleien über die RockOpas sind längst gemacht. Mick Jagger, Keith Richards und Ron Wood sind Rock-’n’-Roll-Überlebende, die gerade auf ihre Jubiläumstour gegangen sind. „Sixty“nennen sie die Tournee,
weil es 60 Jahre her ist, dass sich ein paar Jugendliche, die von amerikanischer Bluesmusik begeistert waren, zu einer Band zusammengetan haben. Seither schrieb man Musikgeschichte, sorgte für Skandale und große Kunst, wurde zu Ikonen. Weggefährten wie Brian Jones († 1969) und Charlie Watts († 2021) verlor man an den Tod, andere wie Mick Taylor und Bill Wyman verließen nicht die Bühne des Lebens, sondern nur den Kampfplatz Rolling Stones.
Zwei Monate sind sie unterwegs, am 15. Juli finden sie den Weg ins Happel-Stadion. Dass sie irgendwann in Pension gehen werden, mag man kaum glauben, die Konzerte eröffnen die Stones aktuell mit „Street
Fighting Man“. Vielleicht ein Beweis, dass ihnen die britische Ironie niemals abhandenkam: Endsiebziger, die noch immer die Hymne des unbehausten Kämpfers, der auf der Straße gegen die Verhältnisse revoltiert, singen und den Zeitgeist der Sechziger auf Stadiongröße aufblähen. Nie wurde die Kommerzialisierung jugendlichen
Aufruhrs grotesker vor Augen geführt. Wobei die Revolte der Stones auf anderer Ebene irgendwie doch weitergeht: Wer will schon in Würde altern, wenn er noch rocken kann? „Live fast, die old“scheint das Motto dieses Trios zu sein, das demonstriert, dass Musik alles Mögliche ist, nur keine Altersfrage.