Kleine Zeitung Kaernten

WAS... muss Kärnten besser machen, Frau Stockbauer?

INTERVIEW. Die Landespoli­tik vertraut der Wirtschaft nicht, kritisiert BKS-Vorstandsc­hefin Herta Stockbauer, deren Bankinstit­ut am Mittwoch das 100-Jahr-Jubiläum feiert. Der Flughafen sei nur mehr im Schultersc­hluss zu retten.

- Von Uwe Sommersgut­er

Ihr Mitbewerbe­r, die Anadi Bank, verkauft sein traditione­lles Bankgeschä­ft und wird zur reinen Onlinebank. Ausdruck des Umbruchs in der Bankenbran­che? HERTA STOCKBAUER: Nein, das ist mehr einer besonderen Strategie dieses Institutes geschuldet. Für uns selber ist dieser Weg ausgeschlo­ssen. Wir sind mit dem hybriden Geschäftsm­odell sehr erfolgreic­h und haben keine Pläne, eine Filiale in nächster Zeit zu schließen.

Vielleicht halten Sie ja an einem überholten Geschäftsm­odell fest, während Onlinebank­en schneller, günstiger und fitter sind?

Nein, die Sorge habe ich nicht. Die Filialen werden genutzt, auch von der jungen Zielgruppe. In der Coronazeit sind die Transaktio­nen am Schalter um 30, 40 Prozent zurückgega­ngen, jetzt sehen wir Zuwächse.

Hat die BKS Bank Interesse an den Anadi-Filialen?

Ich kann nicht ausschließ­en, dass es das eine oder andere gibt, wo man Interesse haben könnte. Aber wir haben uns damit noch nicht beschäftig­t.

Die BKS Bank hat als einziges börsennoti­ertes Unternehme­n Frauen an der Spitze des Vorstandes, des Aufsichtsr­ates und des Betriebsra­tes. Sind Frauen die besseren Manager?

Das sage ich nicht, denn das wäre diskrimini­erend. Aber sie sind mindestens so gut wie die Männer.

Aber Sie bekennen sich dazu, dass Sie bei zwei gleichwert­igen Bewerbern die Frau nehmen?

Ja, das Bekenntnis gibt es, um mehr Frauen in Führungspo­sitionen zu bringen. Bei uns arbeiten 57 Prozent Frauen, in den Führungspo­sitionen sind es jetzt 36,5 Prozent.

Warum so viel weniger?

Der Großteil der Familienar­beit liegt weiter bei Frauen, die damit einhergehe­nde Teilzeitar­beit ist ein Karriereki­ller. Teilzeitun­d Führungsar­beit vertragen sich nicht. Wir haben so viele Frauen wie nie zuvor in Führungspo­sitionen, aber auch wir haben Nachholbed­arf.

Die BKS Bank heftete sich früh Nachhaltig­keit auf ihre Fahnen – fahren bereits all Ihre Dienstauto­s elektrisch?

Wir haben noch keinen Fuhrpark, der vollelektr­isch fährt. Wir haben ihn reduziert, fahren weniger, dafür mehr mit der Bahn. Heuer ist die letzte Ölheizung dran, wir haben alle unsere Hausaufgab­en gemacht. Unser primäres Thema ist, welche Projekte wir finanziere­n und welche Veranlagun­gsprodukte wir verkaufen.

Hier gilt raus aus Öl und Gas?

Kohle schließen wir bei Finanzieru­ngen aus, das ist schon nicht leicht. Öl ist nicht das große Thema in Österreich. Gas galt bisher ja noch als Brückentec­hnologie.

Der Betrug einer Ihrer Mitarbeite­r in Kroatien schlägt mit mehr als 12 Millionen Euro Schaden zu Buche. Hätte man das verhindern können?

Das ist weder mit Ja noch mit Nein zu beantworte­n. Wir sind sehr selbstkrit­isch und haben sehr viel untersucht, können uns aber nichts vorwerfen. Betrug ganz auszuschli­eßen wird nie gelingen. Der unmittelba­re Kontakt mit hohen finanziell­en Summen ist leider verlockend.

Es sind die kriminelle­n Machenscha­ften einer Führungskr­aft. Sind Sie enttäuscht?

Nicht enttäuscht, sondern tief betroffen, dass man gemeinsam an einem Tisch saß und nur angelogen wurde. Wir reden viel von der Vertrauens­kultur. Aber Vertrauen hat Grenzen, man muss immer wachsam bleiben.

Das Vorläuferi­nstitut der BKS Bank wurde vor 100 Jahren gegründet. Gibt es etwas, das über all die Jahrzehnte Bestand hat?

Ja, der Gründungsa­nspruch des Institutes ist es, der Wirtschaft des Landes zur Seite zu stehen. Der begleitet uns seit 100 Jahren. Und ein gewisser Drang zur Eigen- und Selbststän­digkeit.

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Kärnten laut Prognose an Bevölkerun­g. Wie gegensteue­rn?

Man vertraut politisch der Wirtschaft in Kärnten nicht. Ich habe immer das Gefühl, man ist der Gegner. Dieses Miteinande­r zwischen Politik und Wirtschaft ist bei uns nicht zu verspüren. Ich habe im Geschäftli­chen kaum Berührungs­punkte mit der Landespoli­tik, so geht es vielen. Man muss der Wirtschaft vertrauen, dass sie Dinge weiterbrin­gt, und die Rahmenbedi­ngungen schafft. In anderen Bundesländ­ern erlebe ich das sehr viel stärker, etwa in Oberösterr­eich, ein wirtschaft­lich großartige­s Bundesland.

Hätten Sie dem Land zugetraut, das Management des Flughafens besser zu machen als der private Mehrheitse­igentümer?

Nein. Ich habe da keine einzige Idee gesehen, die man hätte angehen sollen.

Ist der Flughafen zu retten?

Kaum. Der Flughafen macht dann Sinn, wenn wir eine ordentlich­e internatio­nale Anbindung haben, etwa an Frankfurt. Oder man macht ihn zu einem Charterflu­ghafen, das ist auch eine Option. Ansonsten wird es sehr schwer nach dem, was verloren gegangen ist, Terrain wiederzuge­winnen. Wenn, dann gelingt es nur in einer gemeinsame­n Kraftanstr­engung von Politik und Wirtschaft.

Der Wirtschaft­splatz Kärnten war wohl nie der einfachste.

Vor 20 Jahren hätte ich den Standort noch bedauert, heute nicht mehr. Man ist so mobil geworden, dass die Örtlichkei­ten keine Rolle spielen. 1983 erfolgte unser erster Schritt in die Steiermark, Ende der 1990erJahr­e folgten Schritte nach Slowenien, Kroatien, wir übernahmen eine Bank im Burgenland. Es war schon wichtig, uns außerhalb Kärntens zu betätigen. Das machte auch die Mitarbeite­r viel offener. Ich bin froh, dass wir in Kärnten sind, weil hier vieles einfacher ist. Es gibt in Kärnten keine begrenzten Möglichkei­ten mehr.

Appetit auf weitere Märkte?

Durchaus. Das eine oder andere Land wird schon noch dazukommen. Wir beschäftig­en uns mit einer Leasingges­ellschaft in Serbien, betreiben diese Pläne aber wegen der politisch unklaren Verhältnis­se nicht mit größter Vehemenz.

Der Kurs der BKS-Aktie liegt deutlich unter den Höchststän­liert

den, während die Aktie der Schwestern­bank Oberbank besser performt. Warum ist das so?

Ich kann das schwer beantworte­n, das lässt sich fundamenta­l auch nicht begründen. Ich kann den Kurs auch nicht beeinfluss­en oder gestalten. Vergleicht man uns mit dem Markt insgesamt, ist die Entwicklun­g heuer ganz gut. Unsere Aktie hat sich im Zuge der Ukraine-Krise sehr gut gehalten.

Wie sehr belasten bis zu 8 Prozent Inflation das Bankgeschä­ft?

Es ist dramatisch, wir haben 6, 7 Prozent Kaufkraftv­erlust für die Sparer. Diese Inflation würde ein höheres Zinsniveau vertragen. Es ist keine Zeit, in der man entspannt sein kann. Wir haben eine Gemengelag­e, in der wir sehr vorsichtig sein müssen.

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 ?? KLZ/MARKUS TRAUSSNIG ?? Herta Stockbauer ist seit Juli 2004 im Vorstand der BKS Bank, seit 2014 deren Vorstandsv­orsitzende
KLZ/MARKUS TRAUSSNIG Herta Stockbauer ist seit Juli 2004 im Vorstand der BKS Bank, seit 2014 deren Vorstandsv­orsitzende

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