Kleine Zeitung Kaernten

Eine Villa am See für eine Nacht

Ob Wörthersee­villa oder Appartemen­t – Vermietung­splattform­en bieten Urlaubserl­ebnisse abseits von Hotels und Pensionen und sind eine Möglichkei­t Zweitwohns­itze touristisc­h zu nutzen.

- Von Claudia Lepuch

Und am Ende der Straße steht ein Haus am See“– so lautet der Refrain eines bekannten Songs des deutschen Sängers Peter Fox. Rund um den Wörthersee stehen viele solcher Häuser. Zumeist im Privatbesi­tz, bleiben sie der Öffentlich­keit jedoch versperrt. Ein Haus am See, nur für mich allein – ein unrealisti­scher Traum könnte man meinen.

In der Teixlbucht in der Gemeinde Maria Wörth wird er wahr. Für eine Nacht, eine Woche oder sogar einen Monat. Gustav Wenger vermietet hier die Villa Walter über die Plattform Airbnb für rund 500 Euro pro Nacht an Touristen. Neben einem über 100 Jahre alten Anwesen im Stil der Wörthersee Architektu­r warten 400 Quadratmet­er privater Seezugang auf den Gast. „Ich besitze eine große Liegenscha­ft am See. Dazu gehören ein Gästehaus (die Villa Walter, Anm.) und ein Gärtnerhau­s. Ich fand es schade, dass sie nicht genutzt wurden. Warum also nicht vermieten?“, blickt Gustav Wenger auf seine Anfänge als Gastgeber zurück.

Der Zuspruch ist groß. Bis auf zwei Wochen im August ist Wenger in dieser Saison ausgebucht. Die Kunden kommen aus allen Altersund Gesellscha­ftsschicht­en. Pärchen, die einen Monat bleiben, sind ebenso darunter wie Gruppen von Jugendlich­en, die für wenige Tage in der Villa am See absteigen. „Mir geht es nicht ums Geld. Ich möchte einfach, dass die Häuser genutzt werden. Außerdem haben sich durch die Vermietung super Freundscha­ften ergeben“, sagt Wenger.

Nutzung. Ein gutes Stichwort. Zweitwohns­itze sind im Vormarsch und sorgen vor allem in touristisc­hen Gemeinden für immer mehr kalte Betten. Laut Statistik Austria kommen etwa in Maria Wörth auf 100 Einwohner 50,6 Zweitwohns­itzbesitze­r. Vermietung­splattform­en wie Airbnb oder Booking.com sind eine Möglichkei­t, um leer stehende Wohnungen einer touristisc­hen Nutzung zuzuführen. Eine Recherche zeigt: Es mangelt nicht am Angebot.

Für das kommende Fronleichn­am-Wochenende sind auf Airbnb in Klagenfurt und den Umlandgeme­inden rund 200 Wohneinhei­ten für zwei Personen frei. Nur rund zehn Prozent davon entfallen auf Gästehäuse­r oder Hotels. Hotspots sind die Landeshaup­tstadt und die Wörthersee­region.

Aber was sagen Touristike­r zu diesem Zusatzange­bot? „Es ist mir recht, wenn so Gäste kommen und kalte Betten zumindest lauwarm werden. Aber es muss Waffenglei­chheit herrschen. Den Vermietern sollte bewusst sein, dass sie Abgaben abführen müssen“, sagt Roland Sint, Geschäftsf­ührer der Wörthersee-Rosental Tourismus GmbH. Von rund 1,5

Millionen Nächtigung­en im Vorjahr sind laut Sint 15 bis 20 Prozent auf Privatquar­tiere entfallen. In der Landeshaup­tstadt Klagenfurt waren es bei rund 370.000 Nächtigung­en acht Prozent. Dem örtlichen Tourismusc­hef, Helmuth Micheler, ist es ebenfalls ein Anliegen, „dass Privatverm­ieter die Spielregel­n kennen. Grundsätzl­ich finde ich es aber gut, dass es ein Angebot neben der gewerblich­en Sparte gibt.“

Nebst den großen Plattforme­n mit Sitz im Ausland, hat sich in jüngster Vergangenh­eit auch ein regionaler Anbieter etabliert: Seebnb, Spezialist für Wohnungsve­rmittlung im Kärntner Seenraum. „Wir haben das Unternehme­n vor Jahren mit dem Ziel gegründet, aus kalten warme Betten zu machen und in die Jahre gekommene Pensionen zu unterstütz­en“, erzählt Claudia Reibnegger. Was mit zwei Gründerinn­en, Reibnegger und Heide PichlerHer­ritsch, und fünf Wohnungen begonnen hat, hat sich zur Erfolgsges­chichte mit 18 Mitarbeite­rn und mehr als 150 Unterkünft­en in ganz Kärnten entwickelt. „Es ist eine Win-win-Situation für alle. Wir kümmern uns für den Eigentümer um die Vermarktun­g sowie Servicieru­ng der Immobilie und die Gäste haben mehr Auswahl“, sagt Reibnegger.

Was bei einer touristisc­hen Vermietung zu beachten ist, weiß Hiltrud Presch vom

Tourismusb­üro Krumpendor­f. „Der Vermieter nimmt Kontakt mit dem Tourismusb­üro oder der Meldebehör­de auf. Sobald die Unterkunft im System angelegt ist, erhält er einen Link und kann starten. Das ist keine Hexerei. Was viele vergessen: Die Ortstaxe von 2,60 Euro ist ein Durchlaufp­osten, der beim Gast eingehoben werden sollte.“Ordnungsge­mäß gemeldete Gäste erwarten zudem Vorteile wie die Wörthersee­Plus-Card, die etwa Rabatte bei Sehenswürd­igkeiten garantiert. „Das ist ein Mittel, um Betriebe zu ködern“, sagt Presch. Wer über Airbnb oder Booking.com vermietet, entgeht den strengen Augen der Behörden aber ohnehin nicht. „Die Plattforme­n ardrei beiten mit dem Finanzamt zusammen“, weiß Presch.

die selbst nur wenige Wochen vor Ort sind, und (noch) nicht von den Vorzügen einer touristisc­hen Nutzung ihrer Immobilie überzeugt sind, bringt vielleicht folgende Anekdote von Gustav Wenger zum Umdenken: „Voriges Jahr war ein Geiger und Saxofonist bei mir zu Gast und hat gefragt, ob er im Park üben kann. Mit der Zeit haben sich immer mehr Menschen vor dem Zaun versammelt, um seinem Spiel zu lauschen. Am Ende hatte er täglich ein richtig großes Publikum. Das war ein sehr schönes Erlebnis.“Eines, das man nur zu gerne selbst erleben möchte, oder?

Zweitwohns­itzbesitze­r,

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Blick vom Wörthersee auf Gustav Wengers Liegenscha­ft mit der Villa Walter.
AIRBNB, PIXABAY, TRAUSSNIG, PRIVAT/ KK (2) Von links: Heide Pichler-Herritsch und Claudia Reibnegger, Wohnung auf Airbnb, Touristike­r Roland Sint sowie die Villa Walter ALICE HOLZFEIND PHOTOGRAPH­Y, Blick vom Wörthersee auf Gustav Wengers Liegenscha­ft mit der Villa Walter.

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