Eine Villa am See für eine Nacht
Ob Wörtherseevilla oder Appartement – Vermietungsplattformen bieten Urlaubserlebnisse abseits von Hotels und Pensionen und sind eine Möglichkeit Zweitwohnsitze touristisch zu nutzen.
Und am Ende der Straße steht ein Haus am See“– so lautet der Refrain eines bekannten Songs des deutschen Sängers Peter Fox. Rund um den Wörthersee stehen viele solcher Häuser. Zumeist im Privatbesitz, bleiben sie der Öffentlichkeit jedoch versperrt. Ein Haus am See, nur für mich allein – ein unrealistischer Traum könnte man meinen.
In der Teixlbucht in der Gemeinde Maria Wörth wird er wahr. Für eine Nacht, eine Woche oder sogar einen Monat. Gustav Wenger vermietet hier die Villa Walter über die Plattform Airbnb für rund 500 Euro pro Nacht an Touristen. Neben einem über 100 Jahre alten Anwesen im Stil der Wörthersee Architektur warten 400 Quadratmeter privater Seezugang auf den Gast. „Ich besitze eine große Liegenschaft am See. Dazu gehören ein Gästehaus (die Villa Walter, Anm.) und ein Gärtnerhaus. Ich fand es schade, dass sie nicht genutzt wurden. Warum also nicht vermieten?“, blickt Gustav Wenger auf seine Anfänge als Gastgeber zurück.
Der Zuspruch ist groß. Bis auf zwei Wochen im August ist Wenger in dieser Saison ausgebucht. Die Kunden kommen aus allen Altersund Gesellschaftsschichten. Pärchen, die einen Monat bleiben, sind ebenso darunter wie Gruppen von Jugendlichen, die für wenige Tage in der Villa am See absteigen. „Mir geht es nicht ums Geld. Ich möchte einfach, dass die Häuser genutzt werden. Außerdem haben sich durch die Vermietung super Freundschaften ergeben“, sagt Wenger.
Nutzung. Ein gutes Stichwort. Zweitwohnsitze sind im Vormarsch und sorgen vor allem in touristischen Gemeinden für immer mehr kalte Betten. Laut Statistik Austria kommen etwa in Maria Wörth auf 100 Einwohner 50,6 Zweitwohnsitzbesitzer. Vermietungsplattformen wie Airbnb oder Booking.com sind eine Möglichkeit, um leer stehende Wohnungen einer touristischen Nutzung zuzuführen. Eine Recherche zeigt: Es mangelt nicht am Angebot.
Für das kommende Fronleichnam-Wochenende sind auf Airbnb in Klagenfurt und den Umlandgemeinden rund 200 Wohneinheiten für zwei Personen frei. Nur rund zehn Prozent davon entfallen auf Gästehäuser oder Hotels. Hotspots sind die Landeshauptstadt und die Wörtherseeregion.
Aber was sagen Touristiker zu diesem Zusatzangebot? „Es ist mir recht, wenn so Gäste kommen und kalte Betten zumindest lauwarm werden. Aber es muss Waffengleichheit herrschen. Den Vermietern sollte bewusst sein, dass sie Abgaben abführen müssen“, sagt Roland Sint, Geschäftsführer der Wörthersee-Rosental Tourismus GmbH. Von rund 1,5
Millionen Nächtigungen im Vorjahr sind laut Sint 15 bis 20 Prozent auf Privatquartiere entfallen. In der Landeshauptstadt Klagenfurt waren es bei rund 370.000 Nächtigungen acht Prozent. Dem örtlichen Tourismuschef, Helmuth Micheler, ist es ebenfalls ein Anliegen, „dass Privatvermieter die Spielregeln kennen. Grundsätzlich finde ich es aber gut, dass es ein Angebot neben der gewerblichen Sparte gibt.“
Nebst den großen Plattformen mit Sitz im Ausland, hat sich in jüngster Vergangenheit auch ein regionaler Anbieter etabliert: Seebnb, Spezialist für Wohnungsvermittlung im Kärntner Seenraum. „Wir haben das Unternehmen vor Jahren mit dem Ziel gegründet, aus kalten warme Betten zu machen und in die Jahre gekommene Pensionen zu unterstützen“, erzählt Claudia Reibnegger. Was mit zwei Gründerinnen, Reibnegger und Heide PichlerHerritsch, und fünf Wohnungen begonnen hat, hat sich zur Erfolgsgeschichte mit 18 Mitarbeitern und mehr als 150 Unterkünften in ganz Kärnten entwickelt. „Es ist eine Win-win-Situation für alle. Wir kümmern uns für den Eigentümer um die Vermarktung sowie Servicierung der Immobilie und die Gäste haben mehr Auswahl“, sagt Reibnegger.
Was bei einer touristischen Vermietung zu beachten ist, weiß Hiltrud Presch vom
Tourismusbüro Krumpendorf. „Der Vermieter nimmt Kontakt mit dem Tourismusbüro oder der Meldebehörde auf. Sobald die Unterkunft im System angelegt ist, erhält er einen Link und kann starten. Das ist keine Hexerei. Was viele vergessen: Die Ortstaxe von 2,60 Euro ist ein Durchlaufposten, der beim Gast eingehoben werden sollte.“Ordnungsgemäß gemeldete Gäste erwarten zudem Vorteile wie die WörtherseePlus-Card, die etwa Rabatte bei Sehenswürdigkeiten garantiert. „Das ist ein Mittel, um Betriebe zu ködern“, sagt Presch. Wer über Airbnb oder Booking.com vermietet, entgeht den strengen Augen der Behörden aber ohnehin nicht. „Die Plattformen ardrei beiten mit dem Finanzamt zusammen“, weiß Presch.
die selbst nur wenige Wochen vor Ort sind, und (noch) nicht von den Vorzügen einer touristischen Nutzung ihrer Immobilie überzeugt sind, bringt vielleicht folgende Anekdote von Gustav Wenger zum Umdenken: „Voriges Jahr war ein Geiger und Saxofonist bei mir zu Gast und hat gefragt, ob er im Park üben kann. Mit der Zeit haben sich immer mehr Menschen vor dem Zaun versammelt, um seinem Spiel zu lauschen. Am Ende hatte er täglich ein richtig großes Publikum. Das war ein sehr schönes Erlebnis.“Eines, das man nur zu gerne selbst erleben möchte, oder?